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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Durchgeschnappter aus und lass leuchten, Junge. Uhh, verdammt. Ein dichtes, verheddertes Netz flammt auf, in schönster Wiedenfarbe – alle Wege, die der Killer seit Beginn seiner Tournee zurücklegte. Da mehreres mehrfach überlagert ist, ist es nicht möglich festzustellen, wo die Spur endet, wo er jetzt ist. Himmel, so ziemlich ganz Tokio war des Verrückten Revier.
    Kein Problem. Kein Problem. Hiob wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Oberlippe. Mindestens zwei Wege fielen ihm noch ein, wie er den Feind ohne Blutopfer orten konnte.
    Oookay. Ich konzentriere mich auf ... ... ... ... ... . ritualisierte Gewalttäter. Werde das reine weiße Laken einer Unberührten, Tokio, und spuck ihn für mich aus, blute, wo sein Herz schlägt, blute für mich, Tokio, zeig’s mir.
    Neeeiiiiinnnn. So viel Blut. So viele irre Serienmörder. Entschuldige, Tokio, mein Fehler. Hätte ich mir denken können. Ist in Berlin nicht anders. Ist in jeder Halbwegs-Großstadt so. Einer der Achttausender-Gründe für mein Spiel. Nein, Tokio, Baby, tut mir leid, ich kann mich nicht um alle kümmern, ich bin nur hinter dem her mit der Knochenrüstung, tut mir wirklich, aber, hey, Tokio, wenn du ehrlich bist, wenn du ein aufrichtiges Mädchen bist, dann magst du’s doch so, hm?, hab ich nicht recht?, das ist es doch, was du bist, was dich ausmacht, na also, hab ich’s doch geahnt. Die wilden Kerle sind’s, die dich heiß machen. Das versteh ich. Du bist auch nur ein Sodom. Ihr alle seid Sodoms. Weil wir Sünder in euch sind.
    Hiob schlug die Augen wieder auf. Er rieb sich über das Gesicht, musste sich neu sammeln. Meine Fresse, was für eine Stadt. Wenn er jemals aus Berlin verschwinden musste, weil man ihm auf die Schliche kam – Tokio würde so einen wie ihn mit offenen Armen willkommen heißen.
    Letzter Versuch, sonst muss ich mir doch wieder was Gemeines einfallen lassen. Streng dich an, Hiob, reiß dich am Riemen. Okay, los: der älteste Weg, der, den die Hunde gehen, glücklicherweise aber nicht nur die bescheuerten Hunde, die großen Raubkatzen tun’s auch: Geruchstechnik, geh der Nase nach, schnupper dich durch die Stadt, Voraussetzung: Belege die Wie-denn-fließt-Aura(?) des Gegners mit einem Duft, olfaktorische Einzigartigkeit Bedingung, nichts Verwechselbares, sonst verläufst du dich verwechsern und tauchst ariadnelos nimmermehr mehr auf.
    Alles klar, einen Geruch, den es in ganz Tokio kein zweites Mal, also natürürlicherweise überhaupt nicht, gibt. Hmm, was könnte man da nehmen. Macht mir einen Kopp. Gebratener Fisch fehlt ihm ein – das ist lustig, die weil die Japse doch immer Fisch roh essen, hoha – aber so richtich funktinoiert das nicht weil bestimmt es gibt einen McDonalds oder Artverwandtes auch in Tokio und die da haben Fischburger für Frissbürger und solche Dinge gantz bestimmt. Aber die Grundi-dee mit was zu Essen ist schon gut, alo wa gibt es da noch, was die Jappanner niemals äsen, waz gans bestinnmtes, was Privates, jetzt fellt ihm wass Ein und er muss Raus. Hiob kippte stöhnend im nach vorne und schrammte mit Kopf und Brust gegen die Faltwand, die glücklicherweise ausbeulend standhielt, sonst wäre er ein paar Meter stirnüber abwärts auf hartes Bahnhofspflaster geplatzt. »Scheiße«, ächzte er, lächelte aber. Seine Beine waren wadenabwärts eingeschlafen, er rieb und schüttelte sie und wartete, bis das Blut in sie zurückkrabbelte. Ziemlich weit hatte er sich vorgewagt, vier verschiedene magische Findungen nacheinander abgeklappert, bei der letzten wurde ihm schon ganz schwummrig, aber jetzt hatte er es, so absurd es auch war: Choucroute. Mutterns gutes altes elsässisches Choucroute, eine Art Schlachtplatte mit Speck, Zwiebeln und Kraut. So etwas kannte in ganz Japan kein Mensch außer ihm, besonders nicht das Familienrezept mit der Kümmelnote. Er musste zugeben, dass ihm das gefiel. Es hatte zu viel Humor, um einem Erzenen wie NuNdUuN Freude zu bereiten.
    Er öffnete die Wand, schwang sich raus und machte sich auf den Weg. Da er nicht wusste, wann der Gegner seine Rüstung vollständig haben und zur Manifestation werden würde, wollte er lieber keine Zeit verlieren, nach Möglichkeit nicht eine einzige Minute.
    Die Nacht war zwar nicht sommerlich, aber mindestens fünfzehn Grad wärmer als in Berlin, so konnte er seinen Weltkriegsmantel vorne offen lassen. Der junge unrasierte Gaijin mit den schulterlangen Haaren, dem hellgrauen, abgewetzten Mantel und dem undefinierbaren

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