Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer
eingegangen, dass niemand etwas für einen arroganten, aufgeblasenen, zynischen, selbstsüchtigen, selbstgerechten, sich selbst bemitleidenden, großkotzigen, dickköpfigen, ungebildeten, unüberlegt handelnden, aggressiven, schwächlichen, mageren, blassen, dauernd kränkelnden, ungepflegten, radikal geistesgestörten Raufbold wie dich geben würde. Doch da hat er sich geirrt. Ein hübsches siebzehnjähriges Türkenmädchen haucht nachts, von dir träumend, kleine süße Seufzer aus ihrem ungeschminkten Mund, und wenn du im Sterben liegst, spürt sie das.« Widder hauchte einen kleinen süßen Seufzer aus ihrem signalrot bemalten Mund. »Das ist Romantik. Das nennt man Liebe. Mit so was rechnet NuNdUuN nicht.«
»Das ist keine Liebe, das ist nur eine alberne Jungmädchenschwärmerei.«
»Mit siebzehn?«
»Na klar. Denkst du, Menschenmädchen sind mit siebzehn plötzlich reif und haben den Durchblick? Quatsch. Ich bin einfach nur der älteste Freund ihres älteren Bruders, sie kennt mich von klein auf, und wo ihr Bruder sich manchmal wie ein Hornochse mit Rinderwahn benimmt, stehe ich halt meistens geheimnisvoll und einsam in der Ecke und grinse vor mich hin. So was reizt die Neugier und entzündet Phantasien, aber mit Liebe hat das nichts zu tun.«
»Du meinst, das ist genauso wie bei Take That?«
»Hm?«
»Jedenfalls hat sie dir das Leben gerettet. Und das Spiel. Und damit der Welt eine hübsche Katastrophe erspart. Hast du dich bei ihr irgendwie dafür bedankt? Oder zeigst du dich ungerührt erkenntlich, indem du sie mit mir betrügst?«
Jetzt seufzte Hiob. »Keine Ahnung. Was soll ich machen? Ich werd’s ihr nie vergessen, okay? Davon abgesehen finde ich’s besser, wenn sie nie erfährt, welche Tragweite das Ganze hier hatte. Ich hatte halt ’ne üble Hautkrankheit und ... war komatös zu Hause weggetreten. Sie und Kamber haben mich gefunden und ins Krankenhaus gebracht, und das war nicht verkehrt. So sollte man’s lassen, sonst kicken wir nur schlafende Hunde wach. Davon abgesehen, oder nicht davon abgesehen« – Hiob zauderte, das seit langer Zeit zum ersten Mal wieder ungewohnt viele Sprechen schmerzte ihn im Hals – »ich hatte mir Sorgen gemacht um die Leute, die mir was bedeuten. Weißt du, in den Tagen vor diesem letzten Wett-Prognosticon, als nichts und nichts passieren wollte, da hab ich mir den Kopf zerbrochen wie ein Wilder, darüber, was NuNdUuN wohl als Nächstes aushecken wird, um mich kleinzukriegen. Und da hab ich wirklich angefangen, mir Sorgen zu machen um alle Leute, die ich so meine Freunde nennen würde, und um meinen Großvater. Wahrscheinlich hab ich sie deshalb alle instinktiv abgeklappert. Um mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass es ihnen gutgeht. Was soll ich machen, wenn NuNdUuN plötzlich die Laune hat, Kamber abzuschlachten? Was könnte ich dagegen tun? Das ist ein ziemliches Scheißgefühl.«
»Ich glaube, da brauchst du dir keine allzu großen Sorgen drum zu machen. Was würde der Meister gewinnen, wenn er deine Freunde oder deine letzten beiden noch verbliebenen Verwandten töten würde? Könnte er dich damit so aus dem Gleichgewicht bringen, dass dich das aus der Bahn werfen würde?«
»Weiß ich nicht.«
»Ziemlich unwahrscheinlich. Jemand, dem es nichts weiter ausmacht, eine Frau und zwei kleine Kinder in einer Almhütte verbrennen zu lassen oder – noch besser – der es fertigbringt, selbst eine junge Frau mit Benzin zu übergießen und anzuzünden, der kommt auch drüber weg, wenn man ihm Bezugspersonen raubt. Im Gegenteil, das würde dich wahrscheinlich doch nur motivieren, NuNdUuN noch mehr zu hassen, und je mehr du ihn hasst, desto energetischer wird dein Spiel. Es sollte deines Gegenspielers Hauptanliegen sein, dich zu schwächen, nicht, dich immer undurchdringlicher mit Zorn zu rüsten. Ich glaube eher, so, wie’s sich tatsächlich abgespielt hat, war es viel eher in NuNdUuNs Sinne. Du suchst alle deine Freunde auf, weil du dir irgendeinen Rat, eine kleine Hilfe oder Unterstützung von ihnen versprichst, und niemand hat Zeit für dich. Niemand kümmert sich um dich. Du bist allein, und selbst dein heldenhaftes Spiel kann das nicht ändern. Im Gegenteil – das Spiel sorgt noch mehr dafür, dass du dich isolieren musst. So kriegt er dich klein. Darauf will er hinaus. Und so hat er es dann auch versucht. Dich mit deiner Einsamkeit zu töten. Und es hat nicht funktioniert, weil du doch nicht einsam genug bist.«
»Meinst du, er hat
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