Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer
Spur, über die seine Kollegen nur die pensionsorientierten Köpfe schüttelten. Vielleicht war er ja isoliert und verwundbar, und es ergab doch Sinn, ihn irgendwie zu eliminieren. Vielleicht aber auch war er nur ein Barrakuda ohne Zähne, und Hiob machte sich ganz grundlos Sorgen. Das war jedenfalls Widders Meinung, und Hiob konnte ihr wohl trauen, denn wenn Seelot nicht gerade einen Pakt mit dem Wiedenfließ schloss, war Widder ziemlich unkäuflich.
Apropos. Geldbeschaffung war Hiobs wirkliches Problem in diesen Tagen.
Das Ringen mit Satan ernährte nicht gerade seinen Mann, abgesehen von dem einmaligen Auftrag mit dem traumverlorenen Türken hatte Hiob überhaupt noch nie irgendeine Entlohnung für seine erbrachten Leistungen erhalten, und das war natürlich dann ein Problem, wenn sein eigentlicher Brotberuf auch nur krümelte. Entweder war – ein schlimmer Verdacht, der Hiob aber in den letzten Wochen immer wieder kam – Feininger einfach nur unfähig, oder aber Hiobs Bilder sprachen wirklich nur todessehnsüchtige Vampirladys so richtig an. Jedenfalls hatte Feininger es nicht einmal verstanden, Christmett nahe Haiderland an den Mann zu bringen. Käufer schienen vor Enrique Irazoquis Erzeugnissen zu scheuen wie Springpferde vorm Wassergraben. Und da Hiob den Gedanken indiskutabel fand, außer seiner Weltenretterei und außer seinem Kunstgewerbe zusätzlich noch irgendwo jobben zu gehen, erwies sich allmählich das ganz normale Zahlen der fälligen Monatsmiete oder das Überweisen der Gas- und Strom- und Telefonrechnungen als äußerst konkrete Schwierigkeit. Der Montag-Haushalt schleppte sich auf Krücken von Woche zu Woche, und juxend machten sich athletische Termiten am Krückenholz zu schaffen.
Widder schlug das Naheliegendste vor: Sie war jetzt ja auch ein Teil von Hiobs Haushalt, sie verursachte ja auch Kosten, also konnte sie auch aushelfen. Sie konnte anschaffen gehen. Hiob fand diesen Gedanken unzumutbar. Er weigerte sich ganz einfach, ein global bedeutender Spieler und angehender Weltrekordhalter zu sein, der sich die Ausübung seiner Tätigkeit durch Zuhälterei finanzierte. Widder betonte zwar immer wieder, dass sie ein Sukkubus sei und als solcher für das Sexbusiness nicht nur wie sondern tatsächlich geschaffen, aber Hiob ließ da nichts gelten. Sein Argument, um diese Diskussion abzuwürgen, war, dass er gerade erst eine Wette gegen NuNdUuN gewonnen hatte, die ihm die alleinigen Verfügungsrechte an Widders leckeren Körperfunktionen zusicherte, und dass er nicht die Absicht hatte, diesen exquisiten Status schon wieder aufzugeben.
Fakt war aber, dass ihnen irgendwas einfallen musste. Widder konnte zwar, um Kosten einzusparen, außermenschliche Gestalt annehmen und zum Beispiel als pusteliges Schnecken-Ding durch die Wohnung schleimen und sich von Wandpilzen, Haaren, Hautschuppen und Kleinstlebewesen ernähren, aber auch hier erwies Hiob sich wieder als echter Chauvinist und bestand darauf, dass Widder weiblich und attraktiv blieb, während sie bei ihm wohnte. Weiblich und attraktiv aber musste sie was essen, und sie war die Erste, die anfing zu maulen, wenn drei Tage hintereinander Miracoli-Tag war.
Die Lösung kam den beiden schließlich, als Widder Hiob fragte, wo denn beim Thema Geldbeschaffung seine moralischen Grenzen lägen und sie dann beide darüber staunten, dass sich solche Grenzen bei Hiob eigentlich nur ganz vage überhaupt ausmachen ließen. Also war es ja wohl doch gar kein so riesig großes Problem. Sie einigten sich darauf, dass nach Möglichkeit niemand zu Tode kommen sollte und dass es auch irgendwie Scheiße war, einem Tante-Emma-Laden die kargen Einkünfte abzurauben, aber überhaupt kein Problem gab es mit der Idee, Reichschweine ein bisschen weniger reich zu machen.
Sie nutzten Widders Fähigkeit, das Aussehen jeder beliebigen Frau anzunehmen, baldowerten in den grünen Vororten lohnende Einfamilienhausfamilien aus, Widder schlich sich dann in Gestalt der werten Gattin so lange – im Regelfall nur etwa eine Viertelstunde – ein, bis sie an lohnende Scheckkarten, Schmuck oder – am griffigsten – Bargeld rangekommen war, anschließend wurde entweder der Schmuck in neu improvisierter Frauengestalt verhökert oder die Scheckkarten immer noch im Outfit der kopierten Dame recht ordentlich leergepumpt. Da die beiden einzigen Merkwürdigkeiten, die solcherart entstanden, erstens ein plötzliches Kapitaldefizit und zweitens die ziemlich rätselhafte vorübergehende
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