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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Mensch, hier, vorhin, vor zehn Minuten, als du hier auf meiner anderen Seite gesessen hast und deinen Malt gekippt hast! Nun stell dich doch nicht so kindisch an, ich will mit einem Erwachsenen ernste Dinge besprechen!«
    Hiob machte ein verdutztes Gesicht. Sein Grinsen wirkte auf für Kamber ärgerlichste Weise dümmlich. »Willst du mich verarschen?«, grinste er dümmlich. »Was geht denn hier ab? Wie – vor zehn Minuten!? Vor zehn Minuten bin ich noch draußen durch die Gegend gestapft und hab mich nach hierher durchgefragt.«
    »Meine Fresse, dann waren’s halt nicht zehn Minuten, sondern fünfzehn. Mann, ich verpass dir gleich eine. Ich bin doch nicht ... dein Mieteintreiber oder ein Musterungsoffizier oder sonst wer, vor dem man den Spastiker mimen muss. Was soll denn diese saublöde Show? Reiß dich doch mal zusammen!«
    Hiobs Grinsen schnarrte zusammen, als wären zwei hinter die Ohren gehängte Gummibänder gerissen. »Moment mal. Einen Augenblick mal. Jetzt kapiere ich erst langsam, worauf du hinauswillst. Lass uns die Sache mal ganz langsam analysieren. Du behauptest allen Ernstes, ich wäre ’ne Viertelstunde – oder zehn Minuten, ist ja jetzt scheißegal – zehn Minuten, bevor ich hier reinkam, schon mal hier gewesen? Und hätte da drüben neben dir gesessen und Whiskey getrunken?«
    »Na ja klar, Mann. So war’s doch auch.« Jetzt kamen selbst Kamber Zweifel. Seit er mit Hiob befreundet war, hatte er schon einige unerklärliche Phänomene über sich ergehen lassen müssen. »Oder etwa nicht?«
    Hiob dachte angestrengt nach. Dann wandte er sich freundlich an das neben ihm vor sich hinschnorchelnde Mädchen. »Entschuldige – sag mal, bevor ich hier gerade eben zur Tür reinspaziert bin, hast du mich da schon mal vorher irgendwo gesehen?«
    »Na klar. Du warst doch vorhin schon hier. Hast mit deinem Kumpel gequatscht und mich keines Blickes gewürdigt.«
    »Das kann ich unmöglich gewesen sein.« Plötzlich hatte Hiob das Gefühl, aus einem Hochbett zu fallen. Er sah Kamber ernst an. »Was hab ich von dir gewollt?«
    »Come again?«
    »Was hat der andere Hiob, der Erste, von dir gewollt? Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Na, über deine komische Verabredung mit dem Typen, der für die Überraschung zuständig sein soll. Und dass du jetzt plötzlich weg musst und in ’ner Stunde wieder da bist. Und ...« – Kamber dachte nach, rekapitulierte – »wo Myriem wohnt, wolltest du wissen. Obwohl ich mich darüber gewundert hatte, denn ich hatte gedacht, du weißt das genau.« Jetzt sahen sich beide an, wie sich nur zwei alte Freunde ansehen können, denen genau gleichzeitig eine schauerliche Wahrheit dämmert. Wie gesagt: Kamber war nicht hundertprozentig unbeleckt, was Unheimlichkeiten anging. Er wusste zumindest in Umrissen, wer Hiob war und was er so trieb.
    »Bist du mit dem Auto da?«, fragte Hiob.
    »Klar.«
    »Dann los, Mann, worauf wartest du noch? Wir müssen vor ihm bei Myriem sein! Schnell!«
    Kamber nestelte einen Zwanziger aus seiner Brieftasche, warf ihn über den Tresen und folgte dem hinausrennenden Hiob. Natürlich wetzte Hiob erst mal in die falsche Richtung, weil er weder wusste, wo Kambers Wagen stand, noch, was für ein Auto das eigentlich war, aber nach einer kurzen Slapstick-Reise nach Jerusalem saßen sie beide im geräumigen uralten Ford, und Kamber wand sich aus der Parklücke raus. Nicht mal der sonst in Autos so furchtsame Hiob schnallte sich an.
    »Kannst du mir vielleicht wenigstens in Ansätzen erklären, was hier eigentlich los ist?«, fragte Kamber, während er einen vor ihm fahrenden Mann mit Hut ausdauernd nötigte.
    »Ein scheiß Doppelgänger ist hier los. Einer der ältesten und langweiligsten Tricks, die die magisch-alchimistischen Schulen so hergeben, aber wenn man überhaupt nicht damit rechnet, immer noch für eine Überraschung gut. Ich bin mal wieder nicht wachsam genug gewesen. Seit Wochen warte ich darauf, dass irgendwas in der Richtung passiert, und genau mit diesem wochenlangen Warte-Fuck lullt er mich ein. Er weiß genau, dass meine Aufmerksamkeitsspanne nicht die allerbeste ist.«
    »Bahnhof hab ich verstanden, das ist wenigstens nicht gar nichts. Was hat meine Schwester mit der Sache zu tun?«
    »Das letzte Mal, bei der Sache mit meinem Hautausschlag, da hat mein magischer Hauptgegner mich beinahe am Arsch gehabt. Um ein Haar wäre ich draufgegangen, und er hätte die Partie gewonnen. Und wer hat mich gerettet? Wer hat dafür gesorgt, dass ich immer

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