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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sein? Hiob – der echte Hiob – war doch hinter ihm gewesen! Hatte er sich vor ihn gebeamt oder so was? Kamber hielt ein mit der bösen Prügelei. Der Hiob, auf dem er lag, prustete Speichel oder sonst was durch die Gegend. »Der ... Doppel ... gängrrr ... Kamber... er ist da drüüüben!« Kamber sah sich um. Etwa gleichzeitig ging das Licht wieder an. Da drüben stand ein zweiter, schwer atmender Hiob, die Hand noch gegen den Lichtschalter gestützt, noch unversehrt, während der hier schon ziemlich übel zugerichtet war.
    Kamber war jetzt irritiert, verwirrt, frustriert, wütend, verängstigt, unsicher und ziemlich mordlüstern – alles gleichzeitig. »Lass dich von ihm nicht verarschen«, sagte der unversehrte Hiob und kam langsam näher. »Ich bin die ganze Zeit über der Echte gewesen. Halt ihn gut fest, wir machen ihn fertig.«
    »Ach, Fuck, Scheiße, fickt euch doch selber!«, blaffte Kamber und erhob sich von dem blutenden Hiob. »Mir ist das zu hoch, tragt’s doch unter euch aus, ihr zwei Nullen!«
    »Was ist denn los? Bleib doch auf ihm sitzen! Du glaubst ihm doch wohl nicht etwa! Ich bin doch der, der die ganze Zeit mit dir zusammen war, der hinter dir die Treppe hochging!«
    »Na und? Woher soll ich denn wissen, dass du der Echte bist? Vielleicht war ja der Erste der Echte, und ich hab dich jetzt zu Myriems Wohnung geführt, ohne dass du dich danach erkundigen musstest. Alles, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ihr beide genau gleich ausseht. Und ihr redet auch beide den gleichen Mist.«
    Der unversehrte Hiob blickte auf der Verprügelten hinab, der sich langsam aufzurappeln begann. »Wenn du mir nicht hilfst, Kamber, wird das ’ne ziemlich üble Schlägerei. Er und ich sind genau gleich stark.«
    »Ist mir doch egal!«, behauptete Kamber trotzig. »Tragt es unter euch aus, und ich knöpf mir dann den Sieger vor.«
    »Mann, ist das bekloppt!«, ächzte der Unversehrte und stürzte sich auf den Blutenden, beide Hände zum Würgen vorgestreckt. Glücklicherweise ging in diesem Moment wieder das Licht aus, sodass Kamber nicht mit ansehen musste, wie die beiden Hiobs sich gegenseitig Saures gaben.
    Kamber friemelte sich eine Filterlose aus seiner Sakko-Innentasche, zündete sie sich mit einem altmodisch echten Streichholz an, setzte sich auf die von diesem Absatz aus gesehen obersten zwei Treppenstufen und rauchte, mit dem Rücken zum Geschehen. Die Geräusche waren ziemlich böse. Erdrosslungsröcheln war zu hören, Fauchen und Kratzen, Bäumen, das Wummern von Kopfmaterial auf Beton, das Schieben und Scharren und Schnaufen zweier ineinander verkeilter Leiber, immer wieder dumpfe Faustschläge in Stoff- und Hautgewebe, Knacken von Gelenken, Sehnenquietschen, das Knurren eines vollen Mundes, gedämpft verstöhntes Aufschreien, zielloses Gepatsche, Reißen von billiger Kleidung, wildes Gewaltgefuhrwerke ohne jegliche Ortung. Der Kampf schob sich krampfend und rollend nach rechts und nach links, nach vorne und hinten, einmal wurde Kamber sogar von einem kickenden Schuh in den Rücken gestoßen, aber er ließ sich nicht stören. Irgendwann musste es enden, und damit hatte er recht. Seine Zigarette war fast runtergebrannt, als nach ein paar besonders heftigen Knirsch- und Knacklauten hinter ihm Ruhe einkehrte. Nur ein einzelnes, jetzt plötzlich vereinsamt wirkendes schweres Atmen war noch zu hören. Als aus der Zigarette nichts mehr rauszuholen war und Kamber der zwischen den Treppengeländern in die Tiefe kreiselnden Kippenglut hinterherschaute, kam der Überlebende zu ihm und setzte sich ächzend neben ihn auf die Treppe.
    »Na, war’s schön?«, fragte Kamber.
    »Herrlich«, nuschelte Hiob. »Genau, was mir jeder Zen-Meister raten würde: Töte dein böses Selbst. Mein Gegenspieler scheint vor Kurzem ein Buch über psychologische Philosophie oder so was in die Hände bekommen zu haben. Beim letzten Mal musste ich mich häuten, heute musste ich mich meiner selbst entledigen. Theoretisch ... theoretisch müsste ich jetzt der beste und weiseste Mann auf Erden sein.«
    »Woher weiß ich, dass du der echte Hiob bist?«
    »Dafür gibt es zwei Beweise.«
    »Ach ja?«
    »Erstens: Der andere Hiob würde jetzt nicht hier neben dir sitzen und plaudern, sondern immer noch seinem ursprünglichen Auftrag nachgehen: Myriem oder vielleicht sogar dich zu töten.«
    »Auch nachdem sein Original nicht mehr lebt?«
    »Auch dann. Außerdem würde es wahrscheinlich ’ne Menge magischen Hokuspokus hier geben, wenn der

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