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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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noch im Land der Lebendigen zu finden bin?«
    »Myriem.«
    »Exakt. An der will er sich jetzt rächen. Meine Verbündete – das Mädchen, mit dem ich jetzt zusammen bin – hat mir zwar gesagt, dass er sich nicht an meinen Freunden vergreifen würde, weil das meinen Hass auf ihn und damit meine Kraft gegen ihn nur steigern würde, aber wahrscheinlich genau weil er irgendwie mitbekommen hat, wie sie mir das gesagt hat, versucht er es nun doch genau auf diese Tour. Mann, es gibt nichts, es gibt überhaupt nichts Kaputtes, wozu dieser Typ nicht fähig ist. »
    »Und was wird er Myriem antun?«
    »Der Doppelgänger? Tja. Er wird sie vergewaltigen oder sie foltern oder sie umbringen. Wahrscheinlich aber alles drei zusammen, nacheinander.« Kamber trat das Gaspedal voll durch, sodass die Beschleunigungskräfte Hiobs Zahnfleisch entblößten. Die Neons und Verkehrslichter der Umstadt zerdehnten sich zu Hyperraum-FX. Die mitlaufenden Geschwindigkeitsübertretungsblitzlichter verwandelten die Fahrstrecke in einen Korso unvergänglichen Ruhms.
    Sie machten sich nicht die Mühe, ordentlich zu parken. Falls sich ein Bulle dazu entschließen sollte, das Halten in zweiter Reihe zu reklamieren, würde die anatolische Community ihm und seinen Eltern – falls sie noch lebten – Arme und Beine brechen. Kamber und Hiob spurteten aus dem noch nicht einmal ganz zum Stand gekommenen Wagen und rannten auf das nette Gebäude zu, ein vierstöckiges Haus mit zwölf geräumigen Eigentumswohnungen drin, von denen mindestens die Hälfte Angehörigen der Seferi-Sippe gehörten. Im Treppenhaus war Licht, Hiob konnte durch die Fettglasscheiben eine langhaarige Silhouette herumtorkeln sehen.
    »Da ist er!«, zischte er und deutete hoch. »Wir haben Glück. Er weiß wohl nicht mehr, in welcher Wohnung sie wohnt.«
    »Manche Sachen weiß er, manche Sachen nicht. Zum Beispiel hat er mich erkannt, wusste aber nicht mehr, wo Myriem jetzt ist.«
    »Ja, ich vermute, er ist irgendwie defekt. Wahrscheinlich liegt das daran, dass er mich in einem nicht besonders cleanen Zustand rekonstruiert hat. Außerdem ist das nur wieder ein Prognosticon. Wenn wir es hier mit einem Manifestations-Doppelgänger zu tun hätten, könnte ich er sein und würde’s nicht mal merken. »
    Kamber schaute ratlos drein. »Was machen wir?«
    »Wir gehen hoch und fangen ihn ab. Ideal wäre, wenn außer uns niemand mitkriegt, was hier für ein Spuk im Gange ist. Also: leise sein!«
    Gerade als sie den ersten Treppenabsatz erreichten, verlosch das Licht. Von oben war Wimmern zu hören, Tatschen von Händen an den Wänden. Dann hieb der Doppelgänger wohl mehrmals auf den roten Leuchtknopf – das Licht flammte wieder auf. Hiob lag richtig mit seiner Einschätzung: Der Doppelgänger war überfordert. Er hatte zwar von NuNdUuN einen klaren Auftrag erhalten, aber sein/Hiobs Bewusstseinsinhalt und seine/des Wiedenfließes Energie waren lückenhaft und unzureichend. Irgendwie war das greinende, verlorene Wrack da oben Hiobs tödlich komisches Zerrspiegelbild.
    Wie Assassinen huschten die beiden Freunde aufwärts, eine Hand immer am sich kurvenreich schlängelnden Geländer. Kamber hatte weniger Giftstoffe in Lunge, Leber und Blutkreislauf als Hiob und war deutlich schneller und dennoch deutlich weniger außer Atem. Kurz bevor sie im dritten Stockwerk den duplizierten Mörder sehen konnten, ging das Licht wieder aus. Kamber brauchte keine Helligkeit mehr, um zu wissen, wo’s langging. Im dritten Stock war seine und Myriems Wohnung, konnte ja sein, dass der Doppelgänger sie jetzt schon irgendwie geortet hatte. Die letzten Schritte rannte Kamber, ohne auf den Geräuschpegel zu achten. Er tacklete den Schatten unter Schatten direkt vor der Wohnungstür, riss die jaulende Gestalt keuchend zu Boden und schlug auf sie ein. Lange Haare wischten immer wieder über seine Faust. Das Ding roch sogar wie Hiob und bewegte sich mit genauso spirligen Verrenkungen. Mit der nackten Faust auf Gesichtsknochen zu schlagen, tat verdammt weh, Kamber nahm deshalb wieder und wieder den Handballen und hieb damit nach allem, was irgendwie hervorstand. »Hör ... auf!«, gurgelte das Geschöpf unter ihm und strampelte mit Händen und Füßen. »Kamberrrr! Ahhn! Kmbrrr! Ich bin’s! Urgh! Du hast den ... uuumpff ... Falschen! Ich bin ... umpf-umpf ... Hiiioooob! Bruder! Gnaaaaaaadeeehh!«
    Die Gegenwehr war wirklich ein bisschen zu schlapp, um von einem Geist oder Gespenst zu kommen. Aber das konnte doch nicht

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