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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Gegenteil: Die Probleme, die ich mit mir rumtrage, würden wahrscheinlich auf dich überspringen und dich zu Fall bringen. Das, was du da vor ein paar Tagen mitbekommen hast, diese Scheiße mit dem Doppelgänger, das war ein Teil davon. Ein winziger, unbedeutender, trivialer, verhältnismäßig kinderleicht zu meisternder Teil. Ich hab eigentlich immer versucht, meine Freunde aus meinen Angelegenheiten raus zu halten, weil es einfach zu gefährlich ist. Scheint so, als ob mein Gegenspieler mir da jetzt ans Bein pissen will, aber ich werde ihn als Nächstes zu einer Unterredung herausfordern, um ein paar Sachen mal ein für alle Mal klarzustellen. Ich würde dir gerne versprechen können, dass ich in Zukunft keine Gefahr mehr für dich und Myriem sein werde. Das wäre aber nicht möglich, wenn du und ich in Zukunft enger zusammenarbeiten würden.«
    »Ich verstehe, was du meint. Dann würde ich mit drinstecken. Und deine Ziele? Deine Endziele bei deinem Spiel? Sind die mit meinen vergleichbar?«
    »Umkehrung bestehender Machtverhältnisse. Umverteilung von Gütern. Ökologischer Notrettungsdienst. Nägelgenopptes Fisting für Kinderschänder. Ja. Dieselben Ziele. Dieselbe Vision.«
    »Dann sind wir immer noch Brüder.«
    »Sind wir wohl immer gewesen. Das ist mir heute klarer geworden denn je.«
    »Es gibt nur keine Möglichkeit für uns zusammenzuarbeiten.«
    »Leider. Unsere ... Spielfelder sind miteinander nicht kompatibel. Du bist im Begriff Schach zu spielen. Ich spiele schon seit einiger Zeit ... Descent.«
    »Und wie läuft es? Welches Level?«
    »Vierzehn von achtundsiebzig. Achtzehn wäre High Score.«
    »Dann bist du ja schon nah dran.«
    »Na ja. High Score bedeutet ziemlich wenig in meiner Branche. Wahrscheinlich nur, dass danach alles schwieriger wird.«
    »Das«, lächelte Kamber, »wird in meiner Branche genauso sein. Also gut. Dann haben wir heute die Karten auf den Tisch gelegt. Jeder von uns weiß jetzt, was der andere treibt. Dann lass uns jetzt nur noch eines tun.« Kamber legte seine Stäbchen weg und füllte beider Trinkschälchen mit neuem Reiswein. Sorgfältig stellte er die Flasche ab und hob sein Schälchen an. »Lass uns darauf anstoßen, dass wir, egal, was immer passiert, niemals gegeneinander arbeiten werden. Egal, wer versuchen wird, uns gegeneinander auszuspielen. Egal, auf welch undurchsichtigen Pfaden sich einer von uns beiden bewegt. Wir haben heute hier festgestellt, dass wir dasselbe wollen. Und selbst wenn wir beide gleichzeitig an die Spitze kommen sollten, wäre dort genug Platz für uns beide.«
    »Wir werden nicht an derselben Spitze ankommen, Kamber. Selbst wenn du Kaiser des gesamten Erdballes würdest, wäre ich als Fürst des Wiedenfließes immer noch viel mächtiger als du.«
    »Ich bin kein Magier. Ich akzeptiere meine Beschränkungen und nehme, was ich kriegen kann. Also komm, stoß mit mir an.«
    Hiob schüttelte langsam den Kopf und sah dabei wirklich ein wenig wie ein Ronin aus. »Das kann ich nicht tun.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ... wenn du dich auf deinem ... weltlichen Weg nach oben irgendwann doch entschließt, Drogen an kleine Kinder zu verkaufen, ich dich dann töten werde. Als Teil meines Spiels.«
    »Ich werde niemals Drogen verdealen. Das würde ja heißen, die Ideale zu verraten, derentwegen ich überhaupt aufsteigen will.«
    »Im Verraten wärst du nicht der Erste. Und noch einen Rat kann ich dir geben: Halte dich von Magie fern. Halte dich vor allen Dingen fern von Agenten des Wiedenfließes, die dir Macht und Einfluss versprechen. So etwas geht niemals gut. Noch nie hat jemand mit dem Teufel paktiert und dabei gewonnen.«
    »Ah ja. Bis auf dich, natürlich.«
    »Ich paktiere nicht mit ihm. Ich führe Krieg gegen ihn.«
    »Ich verstehe. Du paktierst mit niemandem mehr.«
    »Exakt. Ich bevorzuge das Improvisieren.«
    »Dann soll es so sein.« Kamber goss den Inhalt seines Schälchens über die Reis- und Gemüsereste auf seinem Teller. Hiob tat dasselbe mit seinem Schälchen und seinem Teller. Beide lächelten. Sie erhoben sich, zogen sich Schuhe und Überkleidung wieder an, Kamber bezahlte die Rechnung, vor der Tür des Restaurants gaben sie sich noch einmal fest die Hand. Dann gingen die beiden gefährlichsten Männer Berlins in unterschiedliche Richtungen in die mondlichtverstrahlte Nacht davon.



Prognosticon 13: Muttermund
    Wahrlich,
    keiner ist weise,
    der nicht das Dunkel kennt.
    (Hermann Hesse)

a) Coriscal
    Jemand hatte Hiob, der gar keine

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