Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer
...«
»... womit die teuflischen drei Worte wieder mal vermieden wären ...«
»... und du auch für mich ...«
»Hmmmmmmmmnnnnnnjaaahh.«
»... und dennoch ist unsere Beziehung noch merkwürdig platonisch.«
»Nennt man ›Ficken wie die Karnickel‹ jetzt ›platonisch‹?«
»Ich meine ... – distanziert. Ich weiß zu wenig von Frauen, um das Ewigweibliche an dir voll erfassen zu können.«
»Oh, das hast du jetzt aber schön gesagt.«
Hiob wollte sich nicht beirren lassen. »Es läuft immer so ab: Ich hab heut Lust auf Brünett, zack, bist du brünett, ich will dich jetzt von hinten vaginal, und nach ein bisschen Maunzen und Fauchen bietest du sie mir an. Aber vielleicht will ich noch mehr. Und ich selber weiß das nicht, denn ich habe keine Ahnung von ›Mehr‹. Ich spiele das verdammte Spiel, und manchmal denke ich, ich weiß noch nicht ansatzweise, was mir möglich sein wird, wenn ich erst mal Weltrekordler bin. Oder wenn ich erst mal die Hälfte aller Punkte zusammenhab. Und mit der Liebe – und dem Sex – ist das genauso. Ich denke, ich hab bisher erst die Oberfläche angekratzt. Die flachen Gefilde der einfachen Lust. Aber da ist noch mehr. Da gibt es sicher noch viel mehr.«
»Das stimmt. Aber ich weiß nicht, ob ich dir da helfen kann.«
»Warum nicht?«
»Weil ich ein Sukkubus bin. Liebe – also das ›Mehr‹, von dem du sprichst – ist gar nicht mein Metier. Ich bin auf Sex und Geilheit programmiert.«
»Okay. Auf Sex und Geilheit – und auf mich.«
»Ja. Seit dem Vertrag.«
»Und wenn ich also lerne, was Liebe ist – kann ich es dir beibringen.«
Sie ließ die Schere sinken. »Jetzt verstehe ich, worauf du hinauswillst. Das ist genial. Ich helfe dir, dich selbst kennenzulernen, und dann hilfst du mir dazuzulernen.«
»Yo. So knapp konnt ich’s nicht formulieren. Ich bin halt ein bisschen doof.«
Sie gab ihm einen warmen Kuss aufs Ohr. »Du bist ein gefährlicher Bursche. Gefährlich und unberechenbar. Das gefällt mir. Also wonach soll ich genau Ausschau halten? Frau ist nicht gleich Frau. Wenn ich die sexuell anziehendste Frau aller Zeiten für dich rausfinden soll, wird bei deinen Vorlieben wahrscheinlich eine ziemlich vulgäre, verhärmte Schlampe bei rauskommen. Wenn es aber um Ausstrahlung und Schönheit gehen soll – dann ist das Endergebnis bestimmt eine vierzehnjährige Jungfrau mit großen dunklen Augen. Du bist in dieser Beziehung ziemlich verschachtelt. Was also soll ich wählen?«
»Zieh eine Quersumme. Meng alles zusammen und such die raus, die dann am Nächsten rankommt. Das müsste reichen, um mich wegzublasen.«
»Und dann? Dann muss ich für den Rest deines Lebens sie bleiben?«
»Dieses Risiko müssen wir eingehen.«
»Ich erinnere mich noch daran, wie ich einmal als Louise Brooks zu dir gekommen bin und du mir eine längere Eloge darüber gehalten hast, wie du mich lieben würdest, wenn ich Louise bliebe. Und wir waren uns einig, dass das nicht gut für uns wäre.«
»Das ist lange her.«
»Ein Jahr oder so.«
»Ja. Sehr lange. Mittlerweile hat man dich mir weggenommen, und ich hab dich wieder zurückerkämpft. Mittlerweile hab ich meine Stellung als Weltrekordsanwärter etabliert und mir im Fließ einen Namen gemacht. Mittlerweile ... hab ich Frauen getötet und Frauen gerettet, und ich habe meine erste große Liebe ohne Tränen in den Armen eines anderen gelassen. Mehrmals wär ich beinahe gestorben. Und Fehler hab ich auch gemacht. Und gute Schachzüge auch. Und eines hab ich bei all dem irgendwo verloren. Meine Furcht davor, zu weit zu gehen.«
»Ich werde ein paar Tage brauchen. Ich will es gut machen.«
»Aber ich danke dir schon jetzt.«
c) Stefania
Der Anruf kam früh am nächsten Morgen. Wie aus heiterem Himmel, nur eben aus der Hölle.
Die Stimme war knarzig, dunkel, monströs. »Du wolltest mich sprechen?«
Hiob begiff erst nach ein paar Sekunden, wer dran war. »Ja.«
»Im Volkspark Friedrichshain gibt es einen schönen Märchenbrunnen. In zwei Stunden.« Und eingehängt.
Hiob ärgerte sich über die Gänsehaut auf seinen Armrücken, als er seinen altmodischen Hörer auflegte.
»Wer war’s?«, murmelte Widder verschlafen.
»Er war’s«, brummte Hiob. »Der Teufel bittet endlich zum Tanz.«
Das Sonnenlicht war fast sommerlich, kündigte der vom harten Winter geschundenen Stadt Reparationen an. Unter der Woche, noch vormittags, saßen nur ein paar Rentner auf den Bänken im Friedrichshain. Die Wasserspiele sahen merkwürdig
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