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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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mächtig macht, was sie in die Lage versetzt, das große Britannien zu beherrschen. Hier bei uns ist die Lage aber anders. Du bist der einzige wirklich zuverlässige Magier, von dem ich je gehört habe. Die anderen könnten sich höchstens mit spinnenden Geistheilern oder irgendwelchen Scharlatan-Tischrückern verbünden. Ich aber hätte dich. Wenn du mein Bocor wärst, dann könnten wir ganz nach oben kommen.«
    »Top of the World, Ma.«
    »Yo. Was sagst du dazu? Du und ich, Habib. Oder hast du den Eindruck, das hier ist die Szene, wo der Teufel dem Gelehrten die Unsterblichkeit anbietet?«
    Jetzt war es Hiob, der breit grinste. »Du willst der Teufel sein? Da muss ich dich leider enttäuschen, Bro. Du und ich – wir sind die good guys.«
    »Soll mir auch recht sein. Ich will das tun, was ich tun will, weil ich davon überzeugt bin, dass es das Richtige ist. Und das Gute.«
    »Exakt meine Worte, Mann. Weißt du was? Ich bin stolz auf dich. Richtig stolz.«
    »Hm, wieso?«
    »Weil ich genau dieselben Gedankengänge hatte wie du. Wer bin ich? Was für Arschlöcher sind die anderen? Und was kann ich gegen sie unternehmen? Was muss ich tun, um auf ihre Ebene oder sogar eine Ebene darüber zu kommen, ohne so ein stinkender Schleimbeutel wie sie zu werden? Wie kann ich sie schlagen? Wie kann ich sie richtig fest und mitten in die Fresse schlagen?« Hiob nahm einen Schluck von seinem Awamori. »Nur bei mir ist das schon ein paar Jahre her. Das war schon während meiner frustrierenden Jahre als unfähigen Lehrern untergeordneter Abiturient, umgeben von schwatzenden Hohlköpfen, die sich mit ihrer Konfirmation neue Fahrräder und eigene Stereoanlagen erkauften und später dann für ihr erstes beschissenes Motorrad völlig unkritisch auf den Ferienjob-Strich gingen. Aber es ist nicht mein Verdienst, dass ich früher auf den Trichter gekommen bin als du. Das ist nur eine Folge meiner Erziehung. Mein verrückter Großvater – du kennst ihn ja – hat mich von klein auf darauf vorbereitet, dass ich eines Tages die Möglichkeit haben könnte, die falschlaufenden Dinge geradezubiegen. Ich bin zum Nonkonformisten und Quertreiber erzogen worden. Und ich habe andere Möglichkeiten als du. Ich habe tatsächlich die Magie. Aber ich an deiner Stelle würde vorsichtig sein. Ich glaube nicht, dass die anderen Gangsterclans keine Magier haben. Ich weiß zum Beispiel aus allererster Hand, dass es bestimmte Politiker gibt, die die Möglichkeit haben, sich für ihre privaten Bizarr-Partys weibliche Sexdämonen aus der Hölle zu bestellen. Diese Burschen sind zum Teil bei Weitem nicht so unbeleckt und bürgerlich, wie sie sich nach außen hin den Anschein geben. Viele gehören irgendwelchen geheimen Verbindungen an, ob das nun die Freimaurer sind, die Merowinger, die Illuminaten oder der Ordo Templi Orientis, und nicht alle diese Geheimbünde sind so beschränkt und rein der weltlichen Bereicherung nachjagend wie die Scientology, die sich zwar Church nennt, aber nur aus Steuergründen.«
    »Umso wichtiger ist deine Mithilfe bei meinem Plan. Fürchtest du, dass ich dich über’n Tisch ziehen will? Dass ich dich finanziell übers Ohr haue? Mann, du weißt, dass es mir in Wirklichkeit nicht ums Geld geht. Das brauche ich nur als Mittel zum Zweck, als fuckin Werkzeug. Wenn du willst, kriegst du alles von meinem Anteil. Hundert Prozent.«
    »Du bist irre. Völlig wahnsinnig.«
    »Du doch auch. Also weshalb zögerst du?«
    Hiob machte einen tiefen Atemzug. »Weil es nicht geht, Kamber. Tut mir leid. Wie ich schon sagte. Ich habe dieselben Gedanken gehabt wie du jetzt, nur eben schon vor vier, fünf Jahren. Ich habe mich für zwei Jahre in einer unterirdischen Gruft einmauern lassen, um magische Energie aufzubauen. Und jetzt spiele ich das Spiel, das größte Spiel der Erde, mit dem Teufel persönlich, und der Einsatz ist die ganze abgefuckte Welt.« Hiob merkte sehr wohl, wie Kamber in seinen Augen nach Anzeichen von Ironie oder Spott suchte und um Nuancen bleicher wurde, weil er keine fand. »Im Grunde genommen tue ich dasselbe, was du jetzt auch vorhast. Nur eben auf einer höheren Ebene, der magischen, der Ebene, auf der die ganz großen Entscheidungen getroffen werden. Ich kann aus meinem Spiel nicht raus. Es ist zu wichtig. Wenn ich scheitere, wird es eine Katastrophe geben, gegen die der Dreißigjährige Krieg wie ein Fünf-Minuten-Ei aussieht. Ich hätte keine Zeit, mich um deinen Feldzug zu kümmern und dir zur Seite zu stehen. Im

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