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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sein, der arme Mann, so gepeinigt in seiner wohlverdienten Ruhe. Aber es sind nicht Albträume, die diesen Herrn hier nachts schreien lassen, Spieler Montag: Es sind Wunschträume! Guck ihn dir genau an. Dieses ehrenwerte Mitglied der menschlichen Gesellschaft träumt nämlich von nichts anderem mehr, als sein hartes Ding in die jungfräulich engen Ärsche von kleinen Jungs zu rammen und so lange zu rammeln, bis es ihm kommt. Und weil er das träumt, geht ihm einer ab dabei, und deshalb schreit er auf, in höchster Ekstase. Nacht für Nacht für Nacht. Sieh ihn dir an. Sieh die Melancholie, die die plastische Hellsicht seiner Traumvisionen bereits um seine Augen gelegt hat. Kannst du dir vorstellen, dass dieser Mann, wenn er durch die Straßen Berlins geht und kleine Buben irgendwo herumrennen oder -gehen sieht, sie natürlich schon längst nicht mehr als fühlende, eigenständige Wesen betrachtet? Fleisch sind sie für ihn, wehrloses Fleisch mit der einen Öffnung drin als Nadir, die ihm das Paradies bedeutet. Du solltest ihn mal sehen, wie er um Kinderspielplätze herumschleicht, die Hände tief in die Manteltaschen gerammt, der ganze Körper ein einziger schmerzhafter Krampf, und wie er sich dabei die Lippen zerbeißt, weil er seine eigene Feigheit so verachtet, die ihn davon abhält, es endlich wirklich zu tun. Seit Jahren geht das nun schon so, die Träume werden immer heftiger, die nächtlichen Pollutionen immer schmerzhafter, und immer deutlicher wird die Lösung: es endlich wirklich tun, sich endlich wirklich einen von den kleinen Schreihälsen zu schnappen und ihn sich herzunehmen, gerade so. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, Spieler Montag, da wird er sich einen krallen, irgendeinen schulberanzten Unglückswurm, und die anerzogene Vorsicht und wiederkehrende Feigheit werden ihn nach dem Erguss zwingen, den Jungen umzubringen, damit kein Zeuge bleibt. Den Kopf wird er ihm verdrehen, im wahrsten Sinne des Wortes, bis noch weiche Knorpel sich losreißen und Blutzufuhren abgeklemmt werden. Und dann steckt unser lieber Freund hier mit dem gepflegten Bart erst wirklich in der Klemme. Nicht, weil die Polizei hinter ihm her sein wird, nein, nein, das ist von minderem Belang. So schnell wird ihm da keiner auf die Schliche kommen können, sein Sperma ist ja nirgendwo registriert. Aber er wird es nun getan haben, und kein Traum wird jemals wieder so schön sein wie die Tat in echt. Und da er sich nicht selbst zur ewigen Unbefriedigtheit verdammen wollen wird, haben wir es dann mit einem mustergültigen Serientäter zu tun, der Lust und Trieb und Freude mit großer Intelligenz zu paaren weiß. Wie viele kleine Jungen werden dran glauben müssen, Spieler? Es könnten Hunderte sein, in verschiedenen Städten. Es gibt solche Täter, sie wurden nie gefasst. Einer von ihnen sitzt vor uns, das Ungeheuer schläft so deutlich in ihm wie der David im Marmorblock des Michelangelo. Ich sehe dein Gesicht, Spieler Montag, und aus dem Zug um deinen Mund herum lese ich die Abscheu, aber verurteile ihn nicht zu streng und nicht zu schnell, denn er ist nur einer von vielen, von vielen in dieser Stadt, und da ja nicht jeder so ein hehres, ausgezeichnetes Geschöpf sein kann, wie du als Spieler es bist, müssen die von Gnaden Vergessenen eben sehen, wie sie ganz alleine sich das Leben lebenswert gestalten können. Du siehst nur einen ganz normalen Bürger. Nichts an ihm ist unverständlich. Sieh diesen hier.« Remmert ging zum nächsten vor, dem langhaarigen Spät-Teenager, und Hiob folgte ihm zögerlich. »Er war völlig frei vom Sehnen nach Gewalt. Seine Träume waren friedfertiger Natur, ein bisschen Tolkien, ein bisschen Robert Anton Wilson, Budenrevolution, Flower Power, ein paar hübsche Mädchen, ein wenig Drogen und sehr viel Liebe. Aber sie haben ihn erfasst, gezählt, ausgerechnet, für tauglich befunden und eingemustert. Dienst an der Waffe. Sein Vater hat ihm verboten, als Ersatzdienstleistender Rentnerscheiße aufzuwischen oder im Krankenhaus die Spastiker zu füttern. Nein, ein Mann soll aus ihm werden, ab die langen Haare, weg der alberne Ziegenbart, Schluss mit lustig. Sein Vater ist begeistert, er war früher selbst beim Bund, ihm hat es auch nicht gefallen, aber warum sollte es seinem altklugen und hochnäsigen Sohn besser gehen als ihm selbst? Ein bisschen Drill hat noch keinem geschadet, findet der Vater mittlerweile. Man wird älter, und die Einstellungen ändern sich, und je älter man wird, desto mehr genießt

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