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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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haben soll. Er soll sogar ... aber nein, das ist nun doch zu widerwärtig.«
    »Erzählen Sie bitte. Vielleicht ist es von Bedeutung.«
    Hellberger blickte sich wie hilfesuchend im ganzen Zimmer um. »Ein ... ein jüngerer Ordensbruder musste ihn einmal zu einem Altenheim fahren, wo sich Wilhelm mehrmals die Woche aufhielt. Dort wurde der junge Bruder Zeuge, wie Wilhelm einem alten Mann, der gerade eben verstorben war ... den Hoden aufschnitt, um das Sperma herauszuschlürfen.«
    Hiob grinste. »Da dürfte nicht allzu viel dringewesen sein, bei einem alten Mann.«
    »Sie finden das komisch, Junker Montag?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich würde mir die Versuchsanordnungen hier im Keller gerne mal anschauen.«
    »Zwecklos. Als wir ihm auf die Schliche gekommen waren, haben wir alle diesbezüglichen Spuren hier im Hause getilgt. Das ist schon über einen Monat her. Seitdem hat er seine Forschung, wie schon erwähnt, wohl auswärts betrieben.«
    »Hmmm.« Hiob dachte angestrengt nach. »Warum haben Sie ihn eigentlich nicht aus dem Orden gefeuert?«
    »Er war ein sterbender Mann, Junker Montag. Früher war er unser aller Freund gewesen, der benevolenteste Druide, den man sich nur denken kann. Umso schauerlicher war dann seine Inkarnation als Krebs-Byhn. Es steckt eine Balance in allen Verhältnissen des Daseins. Darauf gründet unser Glaube.«
    »Ich weiß. Und Byhn hatte das vergessen. Er griff die Balance selber an. Indem er den Tod attackierte, versündigte er sich gegen Gott und die Prinzipien des Druidismus.«
    »Das kann man so sagen, ja.«
    »Sie konnten ihn nicht mehr in Unehren aus dem Orden ausstoßen, weil Sie selbst schon viel zu tief drinsteckten. Wer konnte wissen, was der verrückte Großmeister alles der Polizei erzählen würde, wenn Sie ihn erst verstießen? Also musste er drinbleiben im Orden, und mit jedem weiteren Tag seiner Existenz wuchs Ihre Angst, dass Byhn irgendetwas so Schreckliches anstellen würde, dass die gesamte Organisation verboten und verfemt werden würde.«
    »Ich muss zugeben, dass wir tatsächlich sehr besorgt waren.«
    »Deshalb das ›Endlich‹.«
    »Deshalb das ›Endlich‹. Ein Ausdruck unserer Redlichkeit, dass wir unsere wahren Gefühle Byhns Ableben gegenüber nicht verheimlichten.«
    »Bullshit! Jeder Dreikäsebulle, der so wie ich über dieses ›Endlich‹ stolpert und anschließend hierherkommt, um ein paar Fragen zu stellen, würde eins und eins zusammenzählen und zu dem Schluss kommen, dass Sie Byhn ermordet haben!«
    »Was?! Das ist doch absurd!«
    »Absurd daran wäre nur, wie Sie es getan haben sollten. Aber ein Dreikäsebulle wäre eben nicht so wie ich in der Lage, ein Maurisches Echo zu identifizieren, das am Tatort noch immer in der Luft hängt, n’ est-ce pas?«
    »Ein Maurisches Echo?«
    »Kommen Sie, Hellberger, keine Spielchen jetzt. Wir sind bis jetzt so gut miteinander klargekommen. Eine gewisse magische Energieentladung bringt auch ein Komikerverein wie Ihr Druidenorden zustande, so was kriegt eigentlich jeder hin, der im Nachlass seiner Oma ein magisches Kochbuch findet. Oder wollen Sie mir etwa erzählen, dass Byhn, der sein ganzes Leben lang gegen den Tod gekämpft hat, sich selbst magisch in die Luft sprengen wollte? Spontaneous Human Conscience? Da lachen ja die Hühner.«
    »Als ich Sie zu diesem Gespräch einlud, konnte ich nicht wissen, dass Sie die Unverfrorenheit besitzen würden, mir mitten ins Gesicht einen Mord ...«
    »Hören Sie, Hellberger, eins möchte ich hier mal klarstellen, damit da keine Missverständnisse aufkommen. Ich arbeite nicht für die Polizei. Im Großen und Ganzen halte ich Sie für einen recht glaubhaften Mann. Wenn Ihr Orden also zu dem Schluss gekommen ist, dass es das Beste gewesen ist, Wilhelm Byhn ins Jenseits zu befördern, dann vertraue ich darauf, dass der Orden diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat, und dass es vielleicht für alle Beteiligten – auch und gerade für Byhn selber – tatsächlich das Beste gewesen ist. Außerdem ist die Sache damit vorbei und gegessen, ich bin kein Anhänger des rechtsstaatlichen Vergeltungsprinzips. Man kann einen Mord nicht wieder ungeschehen machen, indem man die Mörder bestraft. Mich interessiert in diesem Zusammenhang etwas ganz anderes: Das ›Endlich‹ ist viel zu riskant, viel zu auffällig, um einfach nur – wie haben Sie das so schön formuliert – ein ›Ausdruck von Redlichkeit‹ zu sein. Wie gesagt könnte jeder, der sich nach dem ›Endlich‹

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