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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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einen zeitlich unbestimmten Erholungsurlaub in Italien abgetrotzt. Sozusagen zur Rehabilitation, obwohl er sie am liebsten im nächsten Flugzeug nach Kalifornien gesehen hätte. Allerdings hatte er zur Auflage gemacht, dass Hipp auf sie aufpassen müsse. Wogegen sie überhaupt nichts einzuwenden hatte, ganz im Gegenteil.
    »Fangen wir an?«, fragte Hipp.
    Sabrina wusste, was er meinte. Schon seit Tagen machten sie Erinnerungsübungen. Bislang ohne jeglichen Erfolg. Aber auch wenn ihr Gedächtnis sie immer noch im Stich ließ, so lernte sie sich auf diese Weise wenigstens besser kennen.
    »Ihr Vater hat neue Photos geschickt«, sagte Hipp und hielt ihr das erste hin. Ein lachendes Mädchen war darauf zu sehen, vielleicht sechzehn Jahre alt, im Sattel eines Pferdes.
    Sabrina studierte das Bild hochkonzentriert, wie sie das immer tat. »Ich nehme an, das bin ich«, sagte sie. »Ähnliche Bilder hatten wir schon. Ist das mein Pferd?«
    »Was meinen Sie? Versuchen Sie mit Ihrem Bauch zu denken, nicht mit dem Kopf.«
    »Mit dem Bauch?« Sabrina schloss die Augen, dann sah sie wieder das Photo an. »Ja, das ist mein Pferd«, sagte sie mutig.
    Hipp lächelte. »Stimmt. Eine Stute, sie heißt Chardonnay.«
    »Chardonnay, so wie der Wein?«
    »Sie wissen, dass Chardonnay ein Wein ist?«
    Sabrina lachte frech, fast wie auf dem Bild. »Ich bin doch nicht blöd!«
    »Nur ein bisschen«, sagte Hipp grinsend.
    »Wollen Sie mich beleidigen?«
    »Nein, nur etwas provozieren. Das könnte helfen. Ihr Vater hat das Pferd nach einer Rebsorte benannt, die er im Napa Valley anbaut.«
    »Da wäre ich auch von alleine draufgekommen«, stellte sie fest.
    Hipp nahm ein weiteres Photo aus der Mappe, schaute es sich kurz an, las auf der Rückseite die Erläuterung, dann reichte er es Sabrina.
    »Wer ist das?«, fragte sie. »Ein Freund von mir? Mein Verlobter?«
    »Sie sind nicht verlobt, das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Richtig, ich bin ein Single. Glaubt jedenfalls mein Vater. Aber Väter wissen nicht alles.«
    »Womit Sie wohl Recht haben«, sagte Hipp, dem Eva-Marias Exfreund Giovanni einfiel.
    »Soll ich wieder mit dem Bauch denken?«
    »Versuchen Sie es.«
    Sabrina ließ das Photo auf sich wirken. »Hoffentlich sage ich jetzt nichts Falsches«, meinte sie nach einer Weile, »aber ich habe irgendwie gemischte Gefühle.«
    »Es bleibt alles unter uns.«
    »Ich glaube, dass ich ihn kenne. Vielleicht mag ich ihn auch, aber nicht so sehr wie das Pferd.« Sie zögerte. »Ich denke, dass wir uns nicht immer gut verstehen, dass wir gelegentlich auch Streit miteinander haben.«
    »Sein Name ist Bill.«
    »Bill, Bill?« Sabrina schüttelte den Kopf. »Hat er auch einen Nachnamen?«
    »Valentino.«
    »Valentino? So wie ich?«
    »Bill ist Ihr Stiefbruder, aus der ersten Ehe Ihres Vaters. Aber Sie haben wenig Kontakt. Bill lebt in Los Angeles und hat irgendetwas mit Filmen zu tun. Das schreibt jedenfalls Ihr Vater, mehr weiß ich auch nicht.«
    »Haben Sie noch weitere Photos?«
    »Habe ich, ja, aber die würde ich mir gerne für morgen aufheben. Was halten Sie davon, wenn wir ein kleines Experiment machen?«
    »Klingt spannend.«
    »Ich habe in meiner Tasche drei Flaschen Wein und Gläser. Sie machen jetzt die Augen zu, ich werde den Wein eingießen und Sie an den Gläsern riechen lassen.«
    »Trinken darf ich nichts davon?«
    Hipp lachte. »Doch, später, aber erst möchte ich, dass Sie nur daran riechen.«
    Sie lehnte sich zurück und machte die Augen zu. »Hoffentlich schlafe ich nicht ein.«
    Er holte die Flaschen aus der Tasche, entkorkte sie, stellte drei Gläser auf die Bank, goss etwas Wein hinein, jeweils aus einer anderen Flasche, schwenkte die Gläser und schüttete den Wein in die Wiese. Jetzt füllte er sie zu einem Drittel, ließ den Wein im ersten Glas rotieren und hielt ihn Sabrina unter die Nase.
    »Nur riechen, nichts sagen.«
    Sabrina, die die Augen zusammengekniffen hatte, schnupperte am Glas und nickte.
    »Jetzt das zweite Glas.«
    Sabrina roch daran, steckte ihre Nase tief in das Glas, roch erneut.
    »Und nun das dritte Glas.«
    Sabrina roch nur kurz daran. »Darf ich bitte noch mal den zweiten Wein haben.«
    Hipp lächelte zufrieden. Es sah ganz so aus, als ob das Experiment erfolgreich verlaufen würde.
    Sabrina roch am Wein, ihre Gesichtszüge entspannten sich. Sie schnupperte immer intensiver. »Darf ich den Wein probieren?«
    »Nur zu!«
    Sabrina nahm einen Schluck, behielt ihn lange im Mund, ließ ihn auf ihre

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