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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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fragte Hipp beim Frühstück am nächsten Morgen.
    »Dank der Schlaftablette ziemlich gut«, antwortete Sabrina. Sie brach ein Stück von der Brioche ab und tunkte es in ihren Caffè latte. »Außerdem war es sehr beruhigend, dich hinter der offenen Verbindungstür schnarchen zu hören.«
    »Ich habe geschnarcht?«, fragte Hipp, der fast die ganze Nacht wach gelegen hatte, verwundert.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Sabrina lachend, »war ein Scherz. Aber ich denke, alle Männer schnarchen.«
    »Du kannst dich an schnarchende Männer in deinem Leben erinnern?«
    »Nein, nicht konkret.«
    »Schade, diese Rückblende wäre schon wieder ein kleiner Fortschritt gewesen. Übrigens muss ich dich enttäuschen. Wie mir mehrfach glaubwürdig bestätigt wurde, schlafe ich stumm und still wie ein Fisch.«
    »Von wem weißt du das?«
    Hipp lächelte verschmitzt. »Zum Beispiel von meiner Mutter.«
    »Ach so, natürlich.«
    Sabrina rollte die Serviette zusammen und legte sie neben ihren Teller. »Ich möchte gerne unser Gespräch von gestern Nachmittag fortsetzen.«
    »Ich habe dir alles erzählt, was ich über den Unfall weiß.«
    »Dann erzähl mir, was du nicht weißt, aber was du denkst. War das wirklich ein Unfall? Oder wollte mich jemand umbringen und Eva-Maria ist statt meiner gestorben? Wer könnte es sein, der mir nach dem Leben trachtet?«
    »Das sind viele schwierige Fragen auf einmal«, sagte Hipp. »Können wir dieses Thema nicht verschieben?«
    »Sag mir nur, was du denkst. Darüber diskutieren können wir ein anderes Mal.«
    Hipp spürte, dass sie nicht lockerlassen würde. Er beschloss, ihr wenigstens zum Teil reinen Wein einzuschenken. »Nun gut. Also, um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass es ein ganz normaler Unfall war. Ich habe mir den Ort genau angeschaut und mit Cherubino gesprochen …«
    »Dem Weinbauern?«
    »Richtig. Und auch mit Maresciallo Viberti von den Carabinieri. Es spricht aus meiner Sicht einiges dafür, dass euch jemand mit einem anderen Auto von der Straße gedrängt hat.«
    Sabrina flüsterte: »Danke.«
    »Danke? Wofür?«
    »Dass du mir die Wahrheit sagst.«
    »Ich weiß nicht, ob es die Wahrheit ist«, schränkte Hipp ein. »Du hast mich gebeten zu sagen, was ich denke.«
    »Es wäre gut, wenn ich mich an den Unfall erinnern könnte, oder? Dann wüssten wir es.«
    »Ja, vermutlich. Aber du darfst dich damit nicht belasten. Wenn du ständig krampfhaft in deiner Erinnerung wühlst, dann erreichst du nur das Gegenteil und verstärkst die Blockade. Nicht du wirst dein Gedächtnis wiederfinden, sondern umgekehrt wird die Erinnerung dich finden.«
    »Warten wir es ab. Bleibt die Frage: Wer hat versucht, mich umzubringen?«
    »Sabrina, bitte keine vorschnellen Schlüsse. Es kann trotz alldem ein Unfall gewesen sein. Irgendein Wahnsinniger, der euch an dieser Stelle überholen wollte. So etwas gibt es.«
    »Mein Gefühl sagt nein. Und was ist mit dem nächtlichen Besucher in meinem Zimmer? Und der vergiftete Pfefferminztee? Das war ja wohl keine Einbildung. Erst stirbt Eva-Maria an meiner Stelle, dann Margherita.«
    »Auch das wissen wir nicht. Vielleicht hatte es jemand auf Eva-Maria abgesehen. Übrigens kann auch eine nette Nachtschwester wie Margherita Feinde haben.«
    »Das glaubst du doch selber nicht.«
    »Nein, nicht wirklich«, musste Hipp zugeben.
    »Und jetzt die Verdächtigen!«, ließ Sabrina nicht locker.
    »Wie bitte?«
    »Du wirst dir doch überlegt haben, wer hinter diesen Anschlägen stecken könnte. Oder etwa nicht?«
    »Doch, natürlich.«
    »Also?«
    »Nein, nicht heute«, wehrte Hipp ab. »Du hattest einen schweren Unfall, du lagst im Koma, hast dich unglaublich schnell erholt, hast eine retrograde Amnesie, bist rekonvaleszent und heute den ersten kompletten Tag nicht mehr im Krankenhaus. Wir beginnen sozusagen gerade mit der Rehabilitation. Du weißt seit gestern, dass deine Freundin Eva-Maria bei dem Unfall ums Leben gekommen ist. Wir haben den dringenden Verdacht, dass auch dein Leben gefährdet ist. Ich denke, wir sollten es nicht übertreiben. Lass es uns etwas langsamer angehen.«
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Ich habe Recht, ganz sicher. So, und jetzt gehen wir aufs Zimmer, packen unsere Taschen und fahren los. Die Mailänder Scala wartet auf uns.«
    »Othello.«
    »Logenplätze. Und ich verspreche, nicht zu schnarchen.«

28
    D er alte Kastanienbaum stand schon immer hier, seit Menschengedenken. Und wohl jeder in der Familie

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