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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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das sich schon bei den alten Griechen größter Wertschätzung erfreut hatte und heute unter anderem mit dem Cirò* aus der Gaglioppo*-Rebe für Aufsehen sorgte. Ja, der Süden Italiens, einst als Lieferant von Tankladungen undefinierten Weines mehr gefürchtet denn geachtet, absolvierte derzeit einen respektablen Qualitätsaufschwung. Wäre sein Chef nicht fast schon manisch auf Brunello* und damit auf Montalcino und die Toskana fixiert, er würde ihm empfehlen, im Mezzogiorno zu investieren, in Kalabrien oder in Apulien, wo der Negroamaro* oder der Primitivo* zur Höchstform aufliefen, oder gleich in Sizilien, von wo der Weinbau schließlich erst nach Europa gelangt war.
    Nach nur wenigen Minuten über dem Meer sah er sie schon auftauchen, jene Insel, die bei den Griechen Trinacria hieß, die in jüngerer Vergangenheit erst ihren schlimmen Ruf als Mafia-Territorium überwinden musste und ganz aktuell eine herrliche Wiedergeburt erlebte.
    Vergeblich suchte er am Horizont den über dreitausend Meter hohen Ätna, der von den Sizilianern liebevoll Mongibello genannt wurde, diese Zuneigung aber gelegentlich mit heftigen Eruptionen und glühenden Lavaströmen zu erwidern pflegte. Dem Wein schadete dies nicht, ganz im Gegenteil, er mochte die Feuersteinnoten des Bianco, auch der Rosso von den Flanken des Ätna konnte eine ansehnliche Qualität erreichen.
    Er freute sich auf Palermo, jene Stadt im Nordwesten Siziliens, die mit ihrer Schönheit schon Johann Wolfgang von Goethe verzaubert hatte, seitdem aber einiges an Ungemach und an städtebaulichem Verfall hatte hinnehmen müssen. Dazu hatte die Mafia ebenso ihren leidvollen Beitrag geleistet wie das schreckliche Erdbeben von 1968. Aber seit einiger Zeit schien all dies überwunden, Palermo fand in atemberaubendem Tempo zum alten Mythos der Conca d’Oro zurück, der goldenen Muschel am Fuße des Monte Pellegrino. Für Panepinto war Palermo gegenwärtig eine der faszinierendsten Städte Italiens. Nicht nur, weil Rosalia, die ihn hoffentlich sehnsüchtig erwartete, fast so feurig war wie der Ätna. Er freute sich auch auf das Abendessen mit Focacce, mit Arancine und Couscous. Dazu würde er einen Merlot von Planeta* trinken oder einen Cabernet der Abbazia Sant’Anastasia*, jener Abtei in Castelbuono, die vor über neunhundert Jahren von einem Grafen Ruggero d’Altavilla gegründet worden war.
    Vorher aber hatte er noch einen geschäftlichen Termin zu erledigen. Er musste zwar akzeptieren, dass Lausitz seine Freundin schützen wollte, aber es gab ja noch andere Möglichkeiten, Weinlieferungen umzudirigieren. Sein alter Freund Battista hatte da eine vortreffliche Idee. Am Nachmittag würde er sich mit ihm im Hafenviertel La Kalsa treffen, vor der Kirche San Luca d’Assisi.
    So ungefähr wusste er bereits, was Battista vorhatte. Nur zum Schein würden sie in Palermo eine Weinfirma für Import und Export gründen, mit Geschäftspapier, Visitenkarten und Eintrag in einigen relevanten Verzeichnissen. Dann würden sie bei renommierten Weingütern ganz offiziell einige Paletten bestellen und korrekt bezahlen. Das dafür nötige Startkapital musste Lausitz beisteuern. Solchermaßen gut eingeführt, würden sie etwas später in einer zeitgleichen Aktion bei denselben Weingütern wirklich große Mengen an Wein bestellen – mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie diesmal nicht zahlen würden. Keinen Cent! Nach Erhalt der Ware, Battista dachte an Tausende von Kartons, würde sich ihre Firma in Luft auflösen. Nachforschung zwecklos. Es hatte sie nie gegeben. Panepinto freute sich schon jetzt über die dummen Gesichter ihrer Geschäftspartner. Bei Anruf? Kein Anschluss unter dieser Nummer! Das Büro? Eine Baugrube! Die Namen? Vielleicht geklaut aus Giuseppe Tomasi di Lampedusas
Gattopardo?
Ja, das war eine vortreffliche Idee, er liebte diesen Roman, und erst recht die Verfilmung von Luchino Visconti mit Burt Lancaster als Fürst Fabri Salina und Claudia Cardinale in der Rolle der schönen Angelica.
    Wenn mit Battista alles glatt lief, würde er den Plan schon morgen seinem Chef präsentieren. Er hoffte, dass Lausitz sein unternehmerisches Denken zu schätzen wusste. Und übermorgen hatten sie bereits einen Termin mit Mira Pertini zwecks Verkauf der Tenuta del Leone. Offenbar hatte der alte Luca endlich zugestimmt. Ihm blieb ja auch keine andere Wahl. Es lief also alles wie geölt, liscio come l’olio. La vita può essere così bella!

49
    V or kurzem noch hatten sie vom Ponte

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