Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
Ergebnisse der Laboruntersuchungen vor?«
»Naturalmente, sie liegen mir vor. Nicht nur das, die Carabinieri haben bereits eine Sonderkommission eingesetzt …«, Viberti räusperte sich, »deren Leitung selbstverständlich mir übertragen wurde.«
Hipp schmunzelte. »Demzufolge hat sich Ihre Theorie bestätigt?«
Viberti sah verlegen auf seine hochglanzpolierten Stiefel. »Dottore, Sie und ich wissen, dass diese Theorie von Ihnen stammt, aber warum sollte ich meine Vorgesetzten verwirren?«
»Das geht schon in Ordnung. Also, was ist mit der Küche? Haben Ihre Experten Blutspuren gefunden?«
Viberti nickte. »Blutspuren und feine Glassplitter. Marias Putzfimmel hat es uns nicht gerade leicht gemacht. Die Glassplitter könnten zur abgebrochenen Sassicaia-Flasche passen. Ganz genau kann man das nicht sagen. Aber die Blutpartikel, sie ließen sich eindeutig Signor Rettenstein zuordnen. Natürlich beweist das noch gar nichts, außer dass der Verblichene in der Küche geblutet hat. Er könnte sich beispielsweise ganz harmlos mit dem Trüffelhobel geschnitten haben.«
»Richtig, das Parmesanmesser wäre zu stumpf. Was ist mit Sulawesi?«
»Die Katze? Sie ist definitiv keines natürlichen Todes gestorben. Eine Überdosis Methadon hat sie unter die Erde gebracht. Dieses Teufelszeug ist schwer nachweisbar und führt in entsprechender Konzentration auch beim Menschen zu letaler Atem- und Herzlähmung.«
»Das heißt …«
»Ecco, das heißt, dass wir mit unserer Theorie ziemlich richtig liegen, dass Signor Rettenstein wohl nur knapp einem Giftanschlag entkommen ist, dass er womöglich in der Küche getötet wurde, dass der Teppich aus dem Flur unauffindbar ist, dass laut Maria ein Haustürschlüssel vom Haken fehlt, dass wir es hier mutmaßlich mit einem Kapitalverbrechen zu tun haben, das dringend der Aufklärung bedarf.«
»Das haben Sie sehr schön formuliert.«
»Die Sonderkommission der Carabinieri hat ihre Arbeit aufgenommen. Wir gehen verschiedenen Spuren nach, die zweifellos innerhalb kurzer Zeit …«
»Welchen Spuren gehen Sie nach?«
Der Maresciallo sah Hipp überrascht an. »Wie bitte?«
»Welchen Spuren Sie nachgehen, wollte ich wissen.«
Viberti nickte. »Welchen Spuren? Eine gute Frage.« Er überprüfte den Sitz seiner Krawatte. »Das gerade war der Text der offiziellen Presseverlautbarung. Unsere Ermittlungsarbeiten werden nicht näher spezifiziert.«
»Welchen Spuren?«, insistierte Hipp.
»Nun, keinen konkreten«, gab Viberti zu. »Ich denke, wir werden als Nächstes die Nachbarn rund um seine Villa befragen. Vielleicht hat jemand etwas beobachtet. Dann müssen wir den Avvocato Romagnosi dazu bringen, dass er uns den oder die Erben des Toten nennt. Diese Personen sind bis zum Beweis des Gegenteils tatverdächtig. Es gilt zu überprüfen, ob Rettenstein ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau hatte. Ein betrogener Ehemann passt zum möglichen Tathergang. Darüber hinaus …«
»Darüber hinaus?«
Der Maresciallo hüstelte. »Darüber hinaus habe ich vorläufig keine Idee.«
»Die Drohbriefe sind verschwunden?«
»So ist es. Genauso wie der Teppich und der Schlüssel.«
»Was ist mit seinen Geschäftspartnern in Parma?«
»Steinknecht und Zorzi? Ich glaube nicht, dass sie etwas mit dem mutmaßlichen Mord zu tun haben. Aber wir werden mit ihnen reden.«
»Sie haben nichts dagegen, wenn ich mich schon vorher mit den beiden unterhalte? Ich bin nämlich morgen um zehn Uhr mit Amedèo Steinknecht in Parma verabredet und am Nachmittag mit Ugo Zorzi in Modena.«
»Keine Einwände. Italien ist ein freies Land, jeder darf mit jedem sprechen. Ich hätte nur eine Bitte …«
»Eine Bitte?«
»Rufen Sie mich nach den Gesprächen an und schildern Sie mir Ihre Eindrücke. Falls Sie eine Anregung für meine weiteren Ermittlungen haben, dürfen Sie mir diese gerne mitteilen.« Der Maresciallo stellte seine Cappuccino-Tasse zurück. »Normalerweise verbitte ich mir derartige Einmischungen. Aber in Ihrem Fall, Dottore, mache ich eine Ausnahme.« Er deutete zu roten Stehtischen vor dem großen Tresen der Enoteca. »Übrigens, wie wäre es mit einem Aperitivo al tartufo?«
Hipp schaute demonstrativ auf die Uhr. »Etwas früh für einen Aperitivo, finden Sie nicht?«
Viberti strich sich verlegen über den Ärmel seiner Uniform. »Sie haben recht, ich bin im Dienst und stehe hier gewissermaßen unter öffentlicher Beobachtung. Auf das zugehörige Glas Barolo sollte ich bei diesem Aperitivo
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