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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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einen mehrjährigen Liefervertrag. Marilyn Monroe war von ihrer Trüffel so entzückt, dass sie Giacomo Morra zu ihrem Darling erklärte und zudem plötzlich ganz versessen darauf war, einen Trüffelhund zu besitzen. Und Louis Armstrong wurde von den unvergleichlichen Aromen des Tartufo bianco zu einem jazzigen Trüffelsong inspiriert.

    Lag es an diesen Geschichten, dass Hipp immer intensiver der Duft von Trüffeln in die Nase stieg? Er drehte sich um, ging ein Stück weiter, an den Auslagen von Tartufi Elio Ratti vorbei, um schließlich den Cortile della Maddalena zu betreten. Vor dem Palatartufo, dem großen Zelt, waren Bilder von prominenten Trüffelliebhabern zu sehen: Luciano Pavarotti, Alain Delon, Alfred Hitchcock, Giorgio Armani, Sophia Loren, Gérard Depardieu. Er kaufte sich eine Eintrittskarte und bekam eine Tüte mit einem Glas für Degustationen um den Hals gehängt – was er angesichts der Uhrzeit etwas irritierend fand. Schon die ersten Stände zeigten, dass es auf der Fiera del tartufo bianco nicht allein um Trüffeln ging. Ihm wurde eine Scheibe Salami angeboten, er kostete vom Toma-Käse, dann eine Torrone d’Alba. Dazu etwas Dolcetto* für sein Probierglas. Sich dem großen Hauptraum nähernd, wurde der Geruch nach Trüffeln immer intensiver, die Luft schien mit jedem Atemzug dichter zu werden. Vorbei an der Grande Enoteca della Fiera, gelangte er zu den Plätzen, an denen die Trüffelsucher ihre kostbaren Funde der vergangenen Nacht auf karierten Tüchern präsentierten. Dem raschen Zugriff durch Glasglocken, Tortenhauben oder schnöde auf den Kopf gestellte Plastikbecher entzogen. Was wohl auch ihren Duft besser bewahrte. Versehen mit kleinen Zetteln, auf denen das Gewicht und der Preis vermerkt war. Die Trüffeln wurden beschnuppert und gewogen, es wurde diskutiert und gefeilscht. Auch wenn Hipp keine Absicht hatte, als Käufer aktiv zu werden, so bereitete es ihm zunehmendes Vergnügen, das Treiben zu beobachten, zu sehen, wie Trüffeln ihre Besitzer wechselten, wie mit Geldscheinen gewedelt oder verächtlich mit der Hand abgewinkt wurde. Eine junge Frau, die seinen Vorstellungen eines Trüffelsuchers so gar nicht entsprechen wollte, schien gerade ein größeres Geschäft am Telefon abzuwickeln, tippte Preise in ihren Taschenrechner, sortierte Trüffeln, wickelte sie in ein Tuch, verstaute sie in einer Frischhaltedose, Deckel drauf, Gummiband, ab unter den Tisch. Ihm gefiel, dass das weiße Gold von Alba ganz offenbar keiner repräsentativen Verpackung bedurfte. Auf einer kleinen Bühne bot das Centro Nazionale Studi Tartufo bei Zweifeln an der Qualität einer Trüffel mit einer besonders großen Waage und ernst dreinblickendem Personal ihre unbestechliche Analyse an. Hipp ließ sich von einem älteren Trüffelsucher die unübersehbaren Vorzüge eines größeren Exemplars schildern, durfte sich die Trüffel unter die Nase halten, verhandelte über den Preis. Das machte Spaß, man fühlte sich schnell dazugehörig.
    Einige Meter weiter traf er auf Carlo Giardina, der ihm erst vorgestern eine Einführung in die Welt der Trüffeln gegeben hatte. Auch Carlo bot Tartufi zum Verkauf. Hipp freute sich zu sehen, dass seine im Durchschnitt größer waren als die meisten anderen. Carlo verstand also was von der Trüffelsuche. Umso interessanter würde es werden, ihn demnächst bei einer nächtlichen Exkursion zu begleiten – falls er dazu Zeit finden sollte.

    Eine schwere Hand legte sich auf Hipps Schulter. »Buon giorno, Dottore. Sie sind verhaftet!«
    Sich umdrehend, blickte er in Maresciallo Vibertis ernstes Gesicht. »Sie haben eine Trüffel gestohlen, ich habe es genau gesehen. Darauf steht in Alba die Todesstrafe.«
    »Tod durch Erhängen?«, fragte Hipp.
    »Nein, das wäre zu human. Der Delinquent muss so viele Trüffeln essen, bis er an Magenkrämpfen zugrunde geht.«
    »Ein schrecklicher Tod.«
    Viberti grinste. »Grauenvoll! Laden Sie mich zu einem Cappuccino ein? Ich muss Ihnen was erzählen.«
    Viberti bugsierte Hipp in eine Ecke des Zeltes, wo frischer Kaffeegeruch vergeblich versuchte, gegen die übermächtigen Trüffelaromen anzukämpfen. Während die Menschen vor ihnen Probleme hatten, an der belagerten Bar ihre Bestellung loszuwerden, hob der Maresciallo nur wortlos zwei Finger. Es dauerte keine zehn Sekunden, da wurden ihnen die Cappuccini serviert – zwei anderen Kunden waren sie vor der Nase weggezogen worden.
    »Was wollen Sie mir erzählen?«, fragte Hipp. »Liegen Ihnen die

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