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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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hatte längst jedes Zeitgefühl verloren.
    Zwischendurch hörte Gina, dass Hipp mit einer gewissen Sabrina telefonierte. Schien so etwas wie seine Freundin zu sein. Sie bekam mit, wie er seine Situation erläuterte und dabei erwähnte, dass er zurzeit mit einer Gina Zazzari zusammen sei. Gina ging in die Küche.

    »Finito«, sagte Hipp und klappte das Notebook zu. »Schluss für heute, wir hören auf.«
    »Maledetto
,
wir wissen immer noch nicht, was ich zur fraglichen Zeit gemacht habe«, sagte Gina ebenso frustriert wie verärgert. »Ich muss mich abreagieren. Ich gehe eine Runde joggen. Kommst du mit?«
    Hipp winkte lächelnd ab. »Ist mir zu anstrengend. Und zu dunkel. Da trinke ich lieber noch ein Glas Wein. Der Sangiovese ist nicht so schlecht.«
    »Treibst du eigentlich nie Sport?«, fragte Gina.
    »Wenn es sich vermeiden lässt, lieber nicht.«
    »Das verstehe ich nicht. Du isst gerne und trinkst Wein, machst keinen Sport und siehst trotzdem topfit aus. Der Weg hinauf zur Madonna di San Luca hat dich kaum angestrengt. Wie geht das?«
    Hipp zuckte grinsend mit den Schultern. »Ich trinke nur guten Wein, vielleicht liegt’s daran.«
    Er prostete Gina zu, legte seine Beine auf einen Stuhl und schloss die Augen.

    Während Gina hinauf zur Festung Rocca Sforzesca lief, rekapitulierte Hipp den Abend. Er hatte mittlerweile ein klares Bild von Ginas Gewohnheiten. Letztlich war sie, wie die meisten Menschen, immer mit denselben Freunden zusammen. Sie hatte ihre Sporttermine, ging ab und zu ins Kino. Aber was hatte sie am bewussten Abend gemacht? An die Fernsehfilme dieses Abends konnte sie sich nicht erinnern. Irgendetwas ganz Normales, aber was?

    »Hallo, ich bin wieder da!« Gina kam die Treppe hoch und setzte sich nach Luft schnappend zu Hipp an den Tisch.
    »Solltest du nicht besser unter die Dusche gehen, du bist völlig verschwitzt, draußen ist es kalt …«
    »Man sieht, du hast keine Ahnung vom Joggen«, sagte Gina. Sie fächelte sich Luft zu. »Jetzt kommt der Nachbrenner, erst danach gehe ich unter die Dusche, vorher macht’s keinen Sinn.«
    »Könntest du dir bitte was umhängen?«
    »Warum? Mir ist nicht kalt.«
    Hipp deutete auf ihr nasses Shirt, das ihm mehr Durchblick gewährte, als er im Moment für richtig hielt. »Ich bin am Nachdenken, du bringst mich auf falsche Gedanken«, erwiderte er.
    »Auf falsche Gedanken?« Gina lächelte. »Wer sagt denn, dass diese Gedanken so falsch sind?«
    »Jedenfalls kommen sie zur unrechten Zeit.«

    Eine halbe Stunde später saßen sie vor dem offenen Kaminfeuer. In den Gläsern funkelte der Sangiovese. Kerzen brannten. Das Holz knackte. Gina hatte sich in den Morgenmantel des Hausherrn gewickelt und kuschelte auf dem Sofa. Hipp saß im Schneidersitz auf dem Boden und blickte ins Feuer.
    »Gehst du oft in der Nacht zum Joggen?«, fragte er.
    »Nur, wenn ich verärgert bin. Dann laufe ich mir den Frust aus dem Leib. Sonst nicht.«
    »Verärgert?«
    »Ja, wie heute, weil wir kein Alibi finden.«
    »Was wäre noch ein Grund? Wann bist du das letzte Mal in der Nacht gelaufen?«
    Gina dachte nach. »Ich glaube vor einer Woche, als mir mein Chef Vorwürfe wegen meiner häufigen Abwesenheit gemacht hat.«
    »Da bist du in der Nacht zum Joggen gegangen? Davon hast du nichts erwähnt.«
    »Ist ja auch egal, oder?«
    »Kann sein, muss nicht sein. Fällt dir noch ein Grund ein, weshalb du in letzter Zeit nachts gelaufen bist?«
    »Ja, nach dem Karate. Weil ich gegen diese dumme Nuss aus Mailand verloren habe.«
    »Okay, den Termin hatten wir schon. Und sonst?«
    Gina zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Es ist schon spät«, sagte er mit einem Blick auf die Uhr. »Wir haben einen anstrengenden Tag hinter uns. Lass uns morgen weitermachen. Vielleicht fällt dir beim Aufwachen was ein, das ist erfahrungsgemäß eine gute Phase für Erinnerungsübungen.«
    »Wenn man nicht abgelenkt wird«, erwiderte sie mit einem leisen Lächeln.
    »Dein Zimmer lässt sich absperren, dann kannst du sicher sein, nicht gestört zu werden.«
    »Und was ist mit deinem Zimmer?«, fragte sie.
    »Ich klemme einen Stuhl unter die Türklinke«, sagte Hipp grinsend.
    »Feigling!«
    »Buona notte! Dormi bene!«

47
    V iberti war nicht wirklich erfreut, als er auf dem Trüffelmarkt von Riccardo angesprochen wurde. Der Maresciallo erinnerte sich daran, wie er vor einigen Wochen im Caffè Calissano versucht hatte, dem Journalisten aus Mailand die Vorzüge eines Bicerin begreiflich zu machen.

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