Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
allem für den Toten.
    Zorzi deutete an, dass die Carabinieri hinter den gefälschten Barolo gekommen seien und der Sache nachgehen wollten. Das finde er nicht witzig, erwiderte Michail, überhaupt nicht witzig.
    Der Russe nahm die Weinflasche und goss sich ein weiteres Glas ein. Wie das habe passieren können, wollte er wissen. Zorzi schüttelte ratlos den Kopf. Wahrscheinlich eine undichte Stelle, aber gewiss nicht bei ihm. Er habe zu viel zu verlieren.
    Zorzi erklärte, dass er mit Steinknechts Vorgehensweise nicht einverstanden gewesen sei, aber das wisse er ja. Darum habe er Michail auch erzählt, dass der Wein gefälscht sei. Und gemeinsam habe man überlegt, wie man Steinknecht daraus einen Strick drehen könne.
    Er habe das Geschäft zunächst ganz normal abwickeln wollen, sagte Michail. Schließlich müsse auch er Lieferverpflichtungen nachkommen. Erst dann hätte man Steinknecht in die Mangel genommen. So wäre es vereinbart gewesen.
    Da habe sich wohl jemand nicht an den Plan gehalten, stellte Zorzi fest.
    So sehe es aus, erwiderte Michail und deutete grinsend auf Zorzi.
    Wie er denn darauf komme, fragte dieser. Umgekehrt glaube er, dass Michails Leute Steinknecht umgebracht hätten.
    Die Diskussion führe zu nichts, sagte Michail. Für den Augenblick sei es egal, wer Steinknecht auf dem Gewissen habe. Um den Typen sei es nicht schade. Wer ihn übers Ohr hauen wolle, müsse früher aufstehen. Jetzt gehe es darum, das Geschäft so zu verschleiern, dass man ihnen nichts anhaben könne.
    Zorzi erläuterte, wie er sich das vorstellte. Michail erklärte sich einverstanden. Er nahm Zorzi in die Pflicht, dass alles reibungslos klappe. Aber mit Versandpapieren und Zollbestimmungen, da kenne er sich ja bestens aus.
    Ob das ein Fass mit ganz altem Aceto Balsamico Tradizionale* sei, wollte Michail wissen. Sì, extravecchio, bestätigte Zorzi. Mit dem Stiefel stieß Michail das Fass aus dem Gestell, das, sich überrollend, zwei weitere Fässer mit sich riss. Der intensive Geruch ausströmenden Essigs erfüllte den Raum, stieg in die Nase und reizte die Augen.
    Wenn irgendetwas schieflaufe, warnte Michail, dann wisse Zorzi, was ihm blühe. Mit den Fässern könne ein schlimmes Unglück passieren, dann müsse er erneut fünfundzwanzig Jahre warten. Michail lachte und nahm einen Schluck direkt aus der Tignanello-Flasche. Aber vielen Dank für den Wein. Auch für die Information. Er solle sich nicht zu viel Gedanken machen. Wenn er sich an die Abmachungen halte, dann gebe es keinen Grund, sich Sorgen zu machen, weder um den Aceto noch um den Barolo. Und wer Steinknecht nun wirklich umgebracht habe, sei doch im Grunde völlig egal.

46
    E s war schon fast Mitternacht. Immer noch saßen Gina und Hipp am großen Bauerntisch. Sie hatten einige Kerzen angezündet, etwas Wein getrunken und Bauernbrot mit Salsiccia gegessen. Alle Belege waren mittlerweile sortiert, die Termine erfasst und in den Computer eingegeben. Stundenlang hatte Gina mit Freunden telefoniert und versucht, die Erlebnisse der letzten Wochen zu rekonstruieren und die Lücken in ihrem Terminkalender zu schließen. Dass sie Hipp dabei einen tiefen Blick in ihre Privatsphäre gewährte, machte ihr seltsamerweise nichts aus. Vielleicht deshalb, weil sie in der betreffenden Zeit keine Männerbekanntschaften hatte. Bald hatten sie begonnen sich zu duzen. Wäre ja auch albern gewesen, wenn man berücksichtigte, was Hipp mittlerweile so alles von ihr wusste.
    Nur dieser verdammte Abend, um den es eigentlich ging, an dem ihr Vater ermordet wurde, dieser Abend verbarg sich beharrlich hinter einem schwarzen Vorhang, den sie nicht aufziehen konnten. Nachdem Gina in Rettensteins Haus ihren Drohbrief mit dem Parmesanmesser in den Tisch gerammt hatte, war sie mit der Vespa zurück nach Bologna gefahren und spät in der Nacht angekommen. Am nächsten Morgen hatte sie lange ausgeschlafen. Aber dann? Gina bedauerte, dass sie sich die Woche freigenommen hatte, denn so fehlte das ordnende Element der Arbeit. Erst für den übernächsten Tag war wieder alles klar, da hatte sie sich mit Eva und Angelo zum Joggen getroffen. Nicht eine Woche später, wie erst gedacht, sondern genau an diesem Sonntag. Aber was hatte sie in der Zwischenzeit gemacht? Keiner ihrer Freunde konnte ihr einen Hinweis geben. Kein Beleg half ihnen weiter.
    Sie schwor, in Zukunft einen Terminkalender zu führen. Vermutlich hatte sie ihre kranke Mutter besucht. Aber ihre Mutter brauchte sie nicht zu fragen, die

Weitere Kostenlose Bücher