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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Was Riccardo nicht davon abgehalten hatte, ihn mit Fragen zum Tod des Trüffelsuchers Ildefonso Battardi zu löchern. Gottlob schien er das Interesse an diesem Unfall verloren zu haben. Aber seine unübersehbare Aufgeregtheit ließ nichts Gutes ahnen.
    Riccardo redete heftig auf den Maresciallo ein, deutete auf einen Trüffeltisch, klopfte auf den Fotoapparat, den er umhängen hatte, und fuchtelte mit seinem Notizblock herum. Viberti hatte Schwierigkeiten, den verworrenen Ausführungen Riccardos zu folgen. Er verstand zunächst nur so viel, dass Riccardo diesen unglaublichen Schwindel anprangern werde. Es sei endlich an der Zeit, diese Machenschaften aufzudecken. Warum denn die Carabinieri nichts dagegen unternähmen? Dies sei doch eine grobe Vernachlässigung in der Wahrnehmung ihrer Ordnungsaufgaben.
    Viberti zuckte zusammen. Grobe Vernachlässigung? So etwas ließ er sich nicht gerne vorwerfen. Schon gleich nicht von diesem aufgeblasenen Schmierenschreiber aus der Lombardei. Warum recherchierte der keinen Artikel über die Tauben vor dem Mailänder Dom? Aber nein, dieser Ignorant musste sich wieder in Alba herumtreiben. Was für einen Schwindel er anprangern wolle, fragte der Maresciallo. Dass mit der »Vernachlässigung« wolle er übrigens überhört haben.
    Wieder deutete Riccardo auf den Tisch mit der rot karierten Tischdecke. Die Trüffeln dort würden als Tartufi d’Alba angepriesen, erklärte er, aber sie würden doch nie und nimmer aus dieser Gegend stammen. Der Mann, der sie geliefert habe, habe zweifelsfrei einen toskanischen Dialekt gesprochen. Und die Trüffeln vom Nebentisch, da würde er sich nicht wundern, wenn sie aus Istrien* stammen würden. Diese wundersame Verwandlung von zweifelhaften Trüffeln unbekannter Herkunft in teure Tartufi d’Alba sei ein Skandal. Aber keiner traue sich, ihn aufzudecken. Stattdessen würden diese Manipulationen stillschweigend toleriert.
    Der Maresciallo lächelte amüsiert. Wie denn bitte der Journalist Trüffeln aus Istrien erkennen wolle, fragte er. Da fehle es ihm doch in jeglicher Hinsicht an Erfahrung. Viberti ging zu dem Tisch mit der karierten Decke, begrüßte den Verkäufer mit Vornamen, ließ sich von diesem bestätigen, dass die Trüffeln aus der Langhe stammten und von ihm höchstpersönlich gefunden wurden, nahm eine in die Hand und hielt sie Riccardo unter die Nase.
    »So, und diese Trüffel soll Ihrer Meinung nach aus der Toskana sein?«, fragte er.
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Riccardo. »Meiner Einschätzung nach kommt nicht einmal die Hälfte der Trüffeln, die hier angeboten werden, wirklich aus dem Piemont.«
    »Das ist nun wirklich grober Unfug«, wies ihn Viberti harsch zurecht. »Dieser wunderbare Tartufo hier ist vom Aussehen, von der Konsistenz und dem Geruch ganz zweifelsfrei ein veritabler Tuber magnatum aus Alba. Er ist sozusagen über jeden Zweifel erhaben.« Er deutete zur Bühne mit der Prüfungskommission des Centro Nazionale Studi Tartufo. »Das wird Ihnen jeder Experte bestätigen.«
    »Aber der Mann mit dem toskanischen Dialekt …«
    »Das war doch sicher Ivo, dein Schwager aus Siena?«, vermutete Viberti, sich an den Trüffelhändler wendend.
    »Natürlich war das Ivo, wer denn sonst?«, antwortete dieser. »Er lebt seit zwanzig Jahren in Alba, kann sich aber seinen grässlichen Dialekt nicht abgewöhnen.«
    Der Maresciallo klopfte dem Journalisten beschwichtigend auf die Schulter. »Sehen Sie, so einfach ist das. Außerdem, warum sollten unsere toskanischen Freunde ihre Trüffeln in Alba verkaufen, wo sie doch selbst so schöne Trüffelmärkte haben? Mir ist San Miniato* ein Begriff und San Giovanni d’Asso*. Natürlich können die Orte nicht mit Alba konkurrieren, das steht außer Frage. Auch kann ich ihre Trüffeln mit verbundenen Augen von unseren unterscheiden …«
    »Das können Sie?«, fragte Riccardo ungläubig.
    »Natürlich, mein Lieber«, bestätigte Viberti. »Schon deshalb macht es für die dortigen Trüffelsucher keinen Sinn, ihre Funde hierher ins Piemont zu schaffen. Sie brauchen die Tartufi für ihr eigenes Geschäft. Kommt hinzu, dass die Trüffeln beim Transport Gewicht und damit an Wert verlieren würden. Mein lieber Riccardo, an Ihrer Geschichte ist nichts dran, so leid es mir tut.«
    »Doch, ich habe einen Informanten«, insistierte der Journalist.
    »Soso, einen Informanten haben Sie? Dann sollten Sie Folgendes bedenken: Wenn selbiger tatsächlich über diesbezügliche Erkenntnisse verfügt,

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