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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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lassen?«
    Trotz der bedrohlichen Situation musste Hipp lächeln. Wer hatte hier wen zu verführen versucht?
    »Keine Ahnung«, antwortete er, »wir haben andere Probleme.«
    »Stressige Situationen können sexuell durchaus anregend sein«, ließ Sabrina nicht locker, »das hast immerhin du mir mal erklärt. Und du musst es schließlich wissen, du hast das studiert. Außerdem kann ich deine Theorie aus praktischer Erfahrung bestätigen.«
    »Sabrina, bitte lassen wir das.«
    »Macht dich diese sympathische Gina an, will sie was von dir?«, blieb sie hartnäckig am Thema. Während Hipp noch über die Frage nachdachte, und darüber, dass die weibliche Intuition auch über Telefonleitungen zu funktionieren schien, fuhr Sabrina fort: »Du hast gesagt, Gina sei in der Nähe? Bitte hol sie ans Telefon, ich möchte mit ihr sprechen.«
    Er zuckte mit den Schultern. Das Verhängnis nahm seinen Lauf. Er ergab sich fatalistisch in sein Schicksal.
    »Okay. Dann verabschiede ich mich schon mal. Darf ich den Carabinieri trotzdem deinen Namen geben? Wegen des Alibis, du weißt schon.«
    »Wenn du mich nicht angelogen hast, dann schon.«
    »Hab ich nicht. Also nochmals vielen Dank. Ciao.«
    »Ciao, und schlaf gut, wenn’s geht alleine. Jetzt gib mir endlich diese Gina!«
    Hipp hob den Hörer in die Luft. »Gina, würdest du bitte mal kommen, meine Freundin Sabrina möchte mit dir reden.«
    »Deine Freundin will mit mir reden? Warum denn das?«
    »Keine Ahnung, sie wird es dir schon sagen. Ich gehe solange an die frische Luft.«
    Gina stand auf, kam zu Hipp ans Telefon und hauchte ihm provozierend einen Kuss zu. Ihre Augen funkelten angriffslustig. »Na, dann gib mir mal den Hörer.«
    Ihm schwante Schlimmes. Fluchtartig verließ er das Zimmer. Er hörte noch, wie sich Gina mit ihrem Namen meldete und ein freches »Was kann ich für Sie tun?« hinterherschickte. Nein, das war kein guter Gesprächsauftakt.
    Hipp ließ in seinem Rücken die Tür ins Schloss fallen und trat hinaus auf die Straße. Leichter Regen hatte eingesetzt. Er blieb unter dem Vordach stehen und sah hinüber zum gegenüberliegenden Haus. Dass auf dessen Mauern ausgerechnet ein großer roter Frauenmund gemalt war, trug nicht dazu bei, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Vielleicht hätte er doch im Zimmer bleiben sollen, überlegte er. Um zu kontrollieren, was Gina erzählte. Nach ihren erotischen Leibesübungen musste er mit dem Schlimmsten rechnen. Vielleicht ging die Phantasie mit ihr durch? Sollte sie Sabrina schamlos anlügen, dann wäre es mit ihrer Freundschaft wohl vorbei. Oder würde Sabrina ihm mehr glauben als ihr? Das wäre eine Frage des Vertrauens. Und ohne Vertrauen war keine Beziehung etwas wert. So gesehen war es egal, welchen Verlauf das Gespräch nehmen würde.
    Wenn ihm Sabrina den Laufpass gab – er konnte diesen Gedanken nicht verdrängen –, dann hätte er bei Gina freie Bahn. Hipp sah ihren nackten Körper vor sich und lächelte. Eigentlich konnte er mit seinem Schicksal nicht hadern. Aber passten sie wirklich zusammen? Nein, ganz sicher nicht. Gina würde nie mehr als ein Abenteuer sein. Sabrina indes war mehr, sehr viel mehr. Aber wenn sie ihn wegen dieser blöden Geschichte auf den Mond schoss, wenn sie Gina mehr glauben sollte als ihm, dann würde er sich auf dieses Abenteuer einlassen.

55
    M aria Battardi saß am Küchentisch. Den Teller mit den lauwarmen Agnolotti* hatte sie zur Seite geschoben. Seit Ildefonsos Tod litt sie unter Appetitlosigkeit. Wahrscheinlich lag es daran, dass es keinen Spaß machte, alleine zu essen. Schon beim Kochen gab sie sich keine Mühe mehr. Warum auch? Es war ja keiner da, der sich darüber freuen konnte.
    Maria goss sich ein Glas Dolcetto* ein, setzte die Lesebrille auf und öffnete einen Schuhkarton mit alten Fotos. Ildefonso und sie auf einem Motorrad. Gott, wie jung sie aussahen. Wie lange das wohl her war? Ihr Mann noch schlank und sie selbst mit hüftlangen Haaren. Mit dem Motorrad waren sie nach Cinque Terre ans Meer gefahren, erinnerte sie sich, hatten in Monterosso im Meer gebadet, waren von Manarola die Via dell’Amore nach Riomaggiore gelaufen, hatten über alte Maultierpfade den Weg durch die steilen Weinberge gefunden. Sie gab dem Bild einen Kuss und legte es zur Seite. »Ildefonso, ti amo«, flüsterte sie, »in eterno, auf immer und ewig.«
    Die nächsten Fotos stammten alle aus dem letzten Jahr: Geburtstagsfeiern, Ostern, Ferragosto, bei Giancarlo zur Weinernte. Ildefonso mit seinem

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