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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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aus dem Leben geschieden ist, sondern umgebracht wurde.«
    »Die Carabinieri? Kennen Sie einen gewissen Viberti?«
    »Den Maresciallo? Aber natürlich …«
    »Ein unerträglicher Zeitgenosse«, befand Zorzi. »Er hat mich nach Alba zitiert, wo ich völlig absurde Fragen beantworten musste.«
    »Seine Ermittlungstechniken sind etwas individuell«, räumte Hipp ein. »Er ist eben ein ganz anderer Typ als Sottotenente Garrisaldo.«
    »Den kennen Sie auch? Ich habe den Eindruck, man muss sich vor Ihnen in Acht nehmen. Sie decken einen Mord auf, haben von Hubertus einen mysteriösen Auftrag und arbeiten mit den Carabinieri zusammen.«
    Hipp machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich bin ganz harmlos«, sagte er. »Der Auftrag ist mehr oder weniger abgeschlossen, bezahlt werde ich dafür sowieso nicht. Und Sie haben recht, für einen Rat ist es ohnehin zu spät.«
    »Hätten Sie denn einen?«
    »Ja, ich hätte sogar mehrere Ratschläge, die ich Hubertus Rettenstein geben könnte.«
    Zorzi deutete auf sich. »Würden diese auch meine Person betreffen?«, fragte er.
    »Nur am Rande«, antwortete Hipp amüsiert, »wohl eher Amedèo Steinknecht und jemanden, dessen Namen ich nicht nennen möchte. Außerdem würde ich Hubertus den Rat geben, besser auf sich aufzupassen.«
    »Sie wollen mir nicht zufällig verraten, welche Rolle ich in Ihrem imaginären Ratschlag spiele, oder?«
    »Nein, das will ich nicht. Aber ist ja auch egal. Ich ziehe mich aus diesem Stück zurück, überlasse die Bühne den verbleibenden Akteuren, in der Hoffnung, dass sie nicht weiter dezimiert werden.«
    »Sie ziehen sich zurück, sehr schön!«
    »Darüber hat sich heute schon jemand gefreut«, sagte Hipp, an den Sottotenente denkend. »Langsam fange ich an, das persönlich zu nehmen.«
    »So war das nicht gemeint. Was wollen Sie damit andeuten, dass die Akteure weiter dezimiert werden könnten?«
    »Gar nichts, das war ein schlechter Scherz.« Hipp machte eine kurze Pause. »Aber in einem Bühnenstück«, ging er unvermittelt in die Offensive, »in dem Barolo-Weine gefälscht und Gesellschafter ermordet werden, in dem es Darlehen gibt, die womöglich nicht zurückgezahlt wurden, darüber hinaus undurchsichtige Bilanzen und eine selbstbewusste Alleinerbin, in dem ein Ferrari zertrümmert und mit Trüffeln gehandelt wird, in dem ein zwielichtiger Russe mitspielt – in einem solchen Bühnenstück weiß man nie, wann der letzte Vorhang fällt.«
    Aus Zorzis Gesicht wich die Farbe. Er sah Hipp mit flackerndem Blick an. »Sie sollten sich wirklich zurückziehen«, sagte er mit gepresster Stimme, »und zwar so schnell wie möglich.«
    Hipp stand auf. »Das werde ich tun, keine Sorge. Ich habe das Interesse an dieser Inszenierung verloren.«

60
    D en Weg zur heiligen Madonna di San Luca, von der Porta Saragozza hinauf auf den Colle della Guardia, hatte Gina in Rekordzeit bewältigt. Sie blickte hinunter auf die roten Dächer Bolognas. Ihr Atem ging schnell, ihr stand Schweiß auf der Stirn, das nasse Shirt klebte auf dem Rücken, aber sie fühlte sich gut, sehr gut sogar. All die Probleme der letzten Tage hatten sich in Wohlgefallen aufgelöst. Mit Hipps Hilfe war es ihr gelungen, die Carabinieri von ihrer Unschuld zu überzeugen. Der Verdacht hatte sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Sie lächelte. Aber die Suche nach ihrem Alibi hatte Spaß gemacht, jedenfalls im Rückblick. Sie dachte an ihre Flucht in Hipps altem Spider, an die gemeinsamen Stunden mit ihm in Dozza. Am alten Esstisch mit all den Unterlagen aus ihrer Wohnung, grübelnd vor dem offenen Kaminfeuer, am Herd im Risotto rührend, sich mit ihm am Boden balgend. Dass es ihr nicht gelungen war, ihn zu verführen, war ihr noch immer ein Rätsel. Aber viel hatte nicht gefehlt, das war sicher. Immerhin hatte sie aus spontaner Solidarität mit Sabrina großherzig auf den Schlussangriff verzichtet. Hoffentlich war sie es wert.
    Gina fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Ihr Atem hatte sich beruhigt. Sie betrat die Kirche, bekreuzigte sich vor der Madonna del Rosario e San Domenico, sich dafür bedankend, dass sie ihre Bitte um Hilfe erhört hatte. Dann trat sie wieder hinaus in die herbstliche Sonne und nahm die letzten Kilometer in Angriff.

    Im Pflegeheim angekommen, eilte sie die Treppe hinauf in den ersten Stock und öffnete leise die Tür mit dem Schild Rosa Zazzari. Ihre Mutter lag im Krankenbett, mit geschlossenen Augen, im Halbschlaf vor sich hin dämmernd. Gina ging zu ihr,

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