Hirngespenster (German Edition)
wieder.
»Bin nur kitzlig«, hauchte sie und schob seine Hände beiseite, mehr abwärts, von den Brüsten weg. Alex nahm ihr Verlagern seiner Hände als Aufforderung, sich an ihrer Gürtelschnalle zu schaffen zu machen; dabei küsste er sie unentwegt weiter, und es kam zu weiteren Zusammenstößen der Zähne. Uh, dachte Sabina, Hilfe! Ihr schmerzte schon der Mund, Leidenschaft verspürte sie keine, lediglich Anstrengung. Doch gab es jetzt noch ein zurück? Konnte sie sagen »Ich will nicht« und ihn bitten, zu gehen?
Tanja fragte sie später, ob es ihr Helfersyndrom war, das sie dazu veranlasst hatte, nun ihrerseits ihm an die Hose zu gehen. »Der arme Kerl konnte doch nicht mit dicken Eiern sitzengelassen werden!«, spottete sie. Und Sabina erzählte weiter: »Das kannst du dir nicht vorstellen. Ich hab noch nie ein derartig krummes Ding gesehen! Wie eine Banane!«
Tanja lachte schallend. »Und was hast du dann gemacht?«
»Ich dachte mir, dann nehm' ich mir mal die Banane vor und hoffe, dass sie schmeckt.« Sabina grinste keck.
»Und, hat sie?«
Sabina hob die Schultern und zog die Nase kraus.
»Jetzt mal ehrlich, Sabina, ich denke, die Sache mit Alex hat überhaupt keinen Sinn«, erklärte Tanja. »Wenn du dich bei dem Gedanken an seinen Pimmel ekelst, dann ist das doch echt ein Alarmsignal.«
Sabina kicherte. »Nachdem wir die Sache hinter uns gebracht hatten, wäre ich froh gewesen, er wäre gegangen. Mir tat der ganze Nacken weh von dem ewigen Rauf und Runter!«
»Konnte er nicht, oder wollte er nicht?«
»Was weiß ich! Immer wenn ich dachte, jetzt ist er so weit, da atmete er plötzlich wieder ganz ruhig und gleichmäßig, als wäre er kurz vorm Einschlafen! Und als er es dann endlich geschafft hatte, war er schmusebedürftig. Wenn ich mich nicht täusche, dann sind wir jetzt zusammen. Offiziell meine ich. Gestern schleppte er eine Reisetasche an und hat sich häuslich eingerichtet.«
»Das hast du dir doch immer schon gewünscht, mit einem Mann zusammenzuziehen«, grinste Tanja hämisch.
»Yep. Und der Businessplan ist fertig und liegt mit den Anträgen auf Gründungszuschuss bereit zum Versenden auf meiner Flurkommode.«
»Oh. Das ging schnell.«
»Ja, sehr schnell. Er hat auch schon eine Marktanalyse gemacht, welche Kinderboutiquen im Stadtgebiet ich mit meinen Kleidchen versorgen kann.« Sabina hob die Hände und sagte: »Ich hab alles, was ich immer wollte!«
»Nur mit dem Falschen …«
»Ach, was weiß ich. Kann doch keiner was dafür, wenn er eine Banane in der Hose hat.«
»Besser als gar nix in der Hose, das gibt's ja auch«, grinste Tanja.
»Genau.«
Als Sabina an diesem Abend den Salon verließ, fuhr ein kalter Wind um die Häuser. Es ging auf Dezember zu, und wenn es auch lange Zeit mild gewesen war, so schien nun endgültig der Winter Einzug zu halten. Zwar war in den Nachrichten nicht von Schnee die Rede gewesen, aber sie hätte schwören können, dass die Luft danach roch.
Nachdem sie durchgefroren das Mehrfamilienhaus im Sandweg betreten und sich beeilt hatte, in den zweiten Stock zu gelangen, um ihre Wohnungstür aufzuschließen, vernahm sie plötzlich ein Geräusch unten im Hausflur, das sie aufhorchen ließ. Ein leises, reibendes Stoffgeräusch war zu vernehmen, so als bewege sich eine zarte Person in einem Hochzeitskleid oder in einem Prinzessinnengewand die Treppe hinauf. Wer mochte das sein, bei diesem Wetter in solch einem empfindlichen Kleid? Sabina hielt inne. Natasha? Die hatte eine Vorliebe für schöne Kleider. Die Person bewegte sich langsam weiter nach oben, ächzte ein wenig – möglicherweise war das Kleid sehr schwer –, das Rascheln kam näher, und Sabina reckte den Hals. Zuerst erblickte sie den wohlvertrauten gesträhnten Haarschopf, darunter Olgas rotes Gesicht, dann die beiden schweren Aldi-Tüten. »Olga!«, rief Sabina verdutzt und warf einen überraschten Blick auf das, was das Geräusch verursachte, »ich dachte, es käme eine Prinzessin die Treppe rauf …«, rief sie.
Olga blieb schnaubend vor ihr stehen. »Ist Tafthose«, bemerkte sie trocken, »nix Prinzessin.«
Wir sitzen beim Essen. Ich esse ein belegtes Brötchen und hänge meinen Gedanken nach, da greift sich Johannes eine von Sabinas Haarsträhnen, um daran zu schnuppern, und sagt: »Wir sollten mal was unternehmen von wegen Ausbildungsversicherungen für die Kinder – vor allem«, zwinkert er und tätschelt zärtlich Sabinas Bauch, »weil wir uns noch vergrößern.«
Sabina
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