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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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war weg. Sabina runzelte die Stirn. Wann hatte er ihn genommen? Am Heiligen Abend? So lange hatte er ihn schon? Nicht auszudenken, wenn er einmal aufgetaucht wäre, als sie zu Hause war. Sabina zitterte so stark, dass sie auf den Boden im Flur sank. Vladimir, dachte sie. Vladimir musste kommen und bei ihr bleiben. Wer wusste denn, was Alex sich noch einfallen ließ? Und einen Schlüsseldienst musste sie bestellen, der das Schloss austauschte, noch heute. Und Tanja. Tanja musste bei ihr schlafen. Aber eins nach dem anderen. Zuerst Vladimir.

    »Sabina was los?«, fragte er, nachdem sie Sturm geklingelt hatte.
    »Wo ist Olga?«, fragte sie und reckte den Hals.
    »Dienst hat. Ist Sonntag«, erklärte er.
    »Ich wollte sowieso zu dir«, beeilte sie sich zu erklären. »Mein Freund hat bei mir gewütet, also, mein Ex-Freund …«
    »Wieso ist wütend?«
    »Jaa – also ich hab mit ihm vor längerer Zeit Schluss gemacht, und das nimmt er mir noch immer übel. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du vielleicht so lange mit zu mir rüberkommen könntest, bis ich den Schlüsseldienst erreicht habe.«
    Vladimir blinzelte verlegen und strich sich über den Bauch, der unter seinem Doppelrippunterhemd verborgen lag. »War ich noch nie bei dir in Wohnung ohne Olga. Weiß ich nicht, ob Olga ist recht. Sehr eifersichtig ist Olga, weißts.« Er rieb sich den Bart. »Hast Schluss gemacht mit Freund, sagst?«
    Sabina griff sich an die Stirn. »Ich brauche nur deine Anwesenheit, bis der Schlüsseldienst kommt, das wird sie schon verstehen. Bitte, Vladimir!«
    »Okay«, sagte er. »Ich kommsts mit.«

    Während Vladimir die Wände betrachtete und immer wieder kopfschüttelnd mit der Zunge schnalzte, versuchte Sabina, einen Schlüsseldienst zu erreichen, sprach bei dreien auf die Mailbox, bat um Rückruf und klingelte schließlich bei Tanja durch, die sich bereit erklärte, die Nacht bei ihr zu verbringen. »Warum schläfst du nicht bei mir?«, wandte sie noch ein.
    »Ich will hier sein, falls er wieder auftaucht. Aber nicht allein«, bat sie. Kurz nachdem sie aufgelegt hatte, meldete sich ein Mann vom Schlüsseldienst, der versprach, sofort vorbeizukommen, um ein neues Schloss einzubauen.
    Sabina ließ sich erschöpft neben Vladimir aufs Sofa sinken. »Warum hasts Schluss gemacht?«, fragte er interessiert. »Bist hibsche Frau, willst nicht haben Kinderchen und Familie? Habe ich gedacht, wird Zeit fir dich, jinger wirst auch nicht. Was los mit dir?« Er musterte sie von oben bis unten. Dann kicherte er. »Sex nicht gut war, was? Habe ich gehört manchmal von andere Seite, dass nicht hast viel Vergniegen.« Er kicherte. »Oft kam nicht zu die Sache, he?« Sein Bauch und Doppelkinn bebten beim Anblick von Sabinas Gesicht. »Habe ich alte Hörrohr von Olga, wann die war Hebamme in Russland. Kann man gut hören durch die Wände.« Er lachte schallend. Dann tätschelte er Sabinas Knie und flüsterte: »Nur Spaß ist, Mädsche, nur Spaß.«
    Glücklicherweise klingelte es an der Tür, und Sabina sprang vom Sofa auf. Sie spähte durch den Türspion. »Gott sei Dank, der Schlüsseldienst«, atmete sie beim Anblick des Mannes mit roter Schirmmütze auf und öffnete. »Sie sind schnell gekommen«, stellte sie fest und erklärte mit einer Handbewegung in den verunstalteten Flur: »Enttäuschte Liebe. Ich brauche ein neues Schloss.«
    »Eieiei«, lachte der Mann und machte sich kopfschüttelnd an die Arbeit.

    »360 Euro hat mich die Aktion gekostet«, berichtete sie Tanja, die am Abend mit einer kleinen Reisetasche und einem Eimer Farbe anrückte. »Und was mich zukünftig noch erwartet, da hab ich jetzt schon Bammel vor.«
    »Am besten schaltest du endlich diesen Rechtsanwalt ein, den ich dir empfohlen habe. Von der Geschichte hier sollten wir Fotos machen für alle Fälle – am besten wäre, du würdest die Polizei rufen.«
    »Nein, das ist mir zu blöd. Er fühlt sich schlecht behandelt, ist enttäuscht. Und in gewisser Weise kann ich seine Wut auch verstehen. Er hatte halt Großes mit mir vor, wollte das ganze Programm. Und er hat mir ja auch verdammt viel geholfen. Natürlich fühlt er sich jetzt ausgenutzt.«
    »Jaja. Und du bekommst als Nächstes den Friedensnobelpreis. Wie wär's denn mal mit einer gehörigen Portion Wut auf das Arschloch? Richtet deine Wohnung zu, schreibt üble Beschimpfungen auf Spiegel! Und du willst ihn nicht mal wegen Sachbeschädigung anzeigen?«
    Sabina dachte nach. Dann erwiderte sie entschlossen: »Nein. Nein, ich

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