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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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Mist macht. Kaugummi aufs Sofa schmiert zum Beispiel. Oder mich auf dumme Ideen bringt. Was man mit Klopapier machen kann, hat er mir gezeigt. Bestimmt ist das auch gut für die Motorik, aber es findet nicht ihre Anerkennung. Ole muss es dann ausbaden, wenn ich zu viel geübt habe – einmal musste er sogar ohne Essen ins Bett. Sein Weinen hat mich erschüttert, ich schrie und wollte zu ihm hin, ich rief »O-o-o«, aber sie ließ mich nicht zu ihm. Ich schrie so lange herum, bis sie auch mich in mein Zimmer steckte. Heftig um mich schlagend, versuchte ich, sie zu beißen. Danach hielt sie so lange die Tür zu, bis ich aufhörte, daran zu rütteln. Sie beschwor mich, ins Bett zu gehen, und zwar flott. Ich ging zwar, aber ich schrie weiter. Als sie schließlich das Licht in meinem Zimmer ausmachte, verstummte ich. Ich habe gelernt, dass sie das Licht wieder anmacht, wenn ich leise bin.
    So geht es zu. Ich komme mir vor wie ein dressierter Hund.

Sabina
    »Ich glaube, ich kriege langsam Paranoia«, flüsterte Sabina vor sich hin, als sie mit ihrem Wagen durch den Stadtverkehr fuhr. Sie hätte schwören können, dass schon die ganzen letzten Tage dieses weiße Auto immer ab der Mainbrücke hinter ihr auftauchte und sie verfolgte. Sobald sie in den Sandweg einbog, fuhr es allerdings auf dem Ring weiter. Dennoch fühlte sie sich weiterhin beobachtet, besonders seit sie Alex' Rechnung erhalten hatte, die sie ignorierte. Das Schreiben lag zusammengefaltet auf der Anrichte in der Küche, direkt neben dem Obstkorb, wo sie alles stapelte, was keine Eile hatte. Tanja hatte ihr vorgeschlagen, einen Rechtsanwalt einzuschalten, einer ihrer Kunden würde sie beraten – aber so seltsam es sich auch anhörte: Das Ganze war ihr peinlich. Was sollte sie diesem Rechtsanwalt denn sagen? Dass Alex nichts für sie getan hatte, das eine Rechnungsstellung rechtfertigte? So richtig stimmte das ja auch wieder nicht. Allerdings zu einem so hohen Preis? Nie im Leben! Dennoch war sie wie gelähmt, wenn sie daran dachte, was sie tun sollte.
    Heute ergatterte sie einen Parkplatz direkt vor ihrer Haustür und lächelte. Eigentlich war es ein prima Tag gewesen. Sie hatte die Läden abgeklappert, in denen sie auf Kommission verkaufte, und überall war Nachschub geordert worden. In einem der Geschäfte hatte eine Kundin sie bewundernd angesprochen und gefragt, warum sie eigentlich keinen eigenen Laden hatte. »Ich wäre ihre erste Stammkundin!«, hatte die Frau gesagt und sie angestrahlt.
    Gutgelaunt stieg Sabina die Stufen zu ihrer Wohnung nach oben und schloss die Tür auf. Gleich wollte sie noch einmal nachschauen, ob wieder ein paar Bestellungen im Onlineshop eingegangen waren, und dann brauchte sie dringend eine Dusche … Plötzlich stoppte sie mitten in der Bewegung. Mit offenem Mund starrte sie in ihren Flur, in dem sich ihr ein seltsames Bild bot. »Hallo?«, rief sie und musste über sich selbst den Kopf schütteln. Ein Einbrecher würde ihr wohl kaum antworten. Außerdem, und das war der wesentliche Gedanke, der sich seinen Weg zu ihrem Verstand bahnte, würde ein Einbrecher wohl kaum die Wände mit Marmelade beklecksen. Dass es Marmelade war, roch sie sofort. Kirschmarmelade und noch etwas anderes – Ketchup. Halbherzige Kleckse hatte er an die Wand gespritzt, so als habe er eine Art Blutbad anrichten wollen und dann doch nicht die Courage besessen. Es sah aus wie das Werk eines unartigen Kindes. Die Flecken an den gelb gestrichenen Wänden des Flurs zogen sich hin bis zur Schlafzimmertür. Sabina folgte der Spur und blickte klopfenden Herzens um die Ecke ins Schlafzimmer hinein, wo er den Schabernack bis zum Kopfende des Bettes weitergeführt und schließlich das Marmeladenglas sowie die Ketchupflasche auf dem Bett entleert hatte. »Was für ein blöder Idiot«, flüsterte sie und lehnte sich gegen den Türrahmen. Dann lief sie weiter und inspizierte den Rest der Wohnung. Doch nur im Bad hatte er ihr eine Nachricht hinterlassen. SCHLAMPE stand in roten Lippenstiftlettern auf dem Badezimmerspiegel, der Lippenstift lag am Boden, die Spitze stumpf und anklagend. An Theatralik nicht zu überbieten, dachte Sabina. Und wie war er bloß hier hereingekommen? Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte zu der kleinen Schale auf ihrem Flurschränkchen, in der sie alles Mögliche aufbewahrte, unter anderem einen Ersatzschlüssel für ihre Wohnung. Mit spitzen Fingern wühlte sie zwischen Sonnenbrillen, Feuerzeugen und anderem Kleinkram. Der Schlüssel

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