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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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mir gut, die Geburt habe ich gut überstanden. Ich melde mich bei dir. Okay?«
    »Wann?«, wollte er wissen.
    »Spätestens in vierzehn Tagen, wenn ein bisschen Routine eingetreten ist.«
    »Das ist ziemlich lange«, sagte er.
    Ich musste lächeln, so kannte ich ihn gar nicht. »Für gute Dinge lohnt sich das Warten«, neckte ich.
    »Das sagt die Richtige«, erwiderte er lachend. Und ich wusste genau, worauf er anspielte.

    Wenige Tage später entließ man mich aus dem Krankenhaus, und ich freute mich sogar auf daheim. Ich sehnte mich nach Normalität und Ruhe, nach meinem Bett und nach Nils – den Gedanken an Jens blendete ich weitestgehend aus. Johannes hatte mit Nils eine Karte gemalt und umarmte mich.
    In der Nacht darauf hatte ich einen Traum. In diesem Traum saßen Johannes und ich wie zwei Kinder in Oles Stubenwagen und fuhren in freier Natur auf einem hügeligen Schotterweg entlang – wir waren umgeben von Bergen. Der Stubenwagen beschleunigte, wir waren talabwärts unterwegs, der Weg wurde holpriger und holpriger, doch Johannes lachte nur. Ihm schien nicht daran gelegen zu sein, den Stubenwagen so zu lenken, dass wir nicht stürzten und uns alle Knochen brachen – nein, er gröhlte vor Lachen. Gegenüber unserer holprigen Rennstrecke, quasi auf der anderen Seite des Tals, tummelten sich zahlreiche wilde Tiere wie Bären, Tiger und Löwen, die dort hin und her liefen. Es waren schöne, majestätische Tiere, und ich verrenkte mir den Hals bei dem Versuch, sie mir näher anzusehen. Ich schrie: »Fahr langsamer Johannes, ich will mir die Tiere ansehen!« Doch Johannes raste weiter mit mir durch die Landschaft, es ging steil bergab, und schließlich geschah, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte: Wir kippten um. Johannes blieb mit dem Gesicht auf dem steinigen Erdboden liegen und stöhnte. Ich selbst war unversehrt, beugte mich über ihn und griff nach seiner Schulter. Jammernd wandte er den Kopf, hielt sich mit einer Hand das Gesicht, als habe er sich die Nase gebrochen oder so etwas. Schließlich gab er den Blick auf seine Nase frei, und mich packte das blanke Entsetzen: Seine Nase war ab! Stattdessen klaffte dort ein riesiges Loch. Und obwohl ich mir selbst in meinem Traum dessen bewusst war, dass man abgefallene Nasen nicht wieder annähen konnte, sagte ich: »Johannes, das wird schon wieder.«
    Dann wachte ich schweißgebadet auf.
    Der Traum hallte tagelang in mir nach. Ich halte nichts von Traumdeutung und gehöre eher zu der »Manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre«-Fraktion, aber dieser Traum, der hatte was. Ich recherchierte im Internet. Wofür hat man es schließlich, wenn nicht dafür, Schwachsinn mit anderen Schwachsinnigen zu teilen? Ich schilderte meinen Traum in einem Traumdeutungsforum und bekam hilfreiche Deutungen von DarkLady. Sie schrieb:
    Stubenwagen = Neugeborenes
    Schnelle Fahrt im Stubenwagen = Unsicherheit durch Neugeborenes
    Mann gröhlt und lacht = verantwortungsloses Arschloch
    Wilde Tiere auf der anderen Seite des Tals = Sex (weit weit weg)
    Ich: Himmel!
    DarkLady: Warte ab: Stubenwagen fällt um, weil du nach den wilden Tieren guckst und dein Mann gröhlt = Beziehung im Arsch, du willst Sex mit anderen.
    Ich: Oh.
    Aber jetzt kam erst der Hammer.
    DarkLady: Nase = Pimmel
    Pimmel? Hallo?
    Auskunft von DarkLady: Kennst du nicht den Spruch: Die Nase eines Mannes ist wie sein Johannes?
    Ich: Johannes? Mein Mann heißt Johannes.
    DarkLady: LOL!
    Ich: Eine Nase wächst nicht wieder an. Ein Pimmel auch nicht.
    DarkLady: Genau so ist es.

    Mann, war ich intelligent! Ich meine, wer denkt sich denn solche hammerharten Träume aus!?
    Am Tag nach dieser Offenbarung durch DarkLady meldete ich mich bei Jens. »Ich vermisse dich«, sagte ich.
    »Mein Teil oder mich?«
    »Dein Teil kann mir gestohlen bleiben. Ich habe einen Dammriss so lang wie ein Fußballstadion und zwei Brüste so groß und hart wie Kanonenkugeln – Sex gibt es erst wieder in meinem nächsten Leben.«
    »Wann darf ich mir denn die Kanonenkugeln mal ansehen?«
    Ich lächelte. »Wage es bloß nicht! Explosionsgefahr bei der geringsten Berührung.«
    »Du weißt doch«, neckte er, »ansehen reicht mir.«
    »Wir könnten uns im Günthersburgpark treffen«, schlug ich vor. „Ist nicht weit für mich, und es kennt uns keiner.« Meine Nordendbekanntschaften – viele waren es ohnehin noch nicht – trafen sich im Holzhausenpark.
    »Ist auch nicht meine Gegend«, sagte er.
    Ja, dachte ich. Wüsste zu gerne, wo deine

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