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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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was wie ein Zirkus, mit ganz tollen Künstlern, unter anderem eben russische Künstler und auch Nummern mit Panthern und Tigern – wirklich sehr sehenswert, und leckeres Essen gibt es auch.« Gerade nochmal die Kurve gekriegt.
    Olga ergriff Ekaterinas Hand und hauchte: »Ich träume. Wierde ich auch sehr gerne mal besuchen so eine Zirkus. – Teuer ist?«
    Sabina wand sich. Für eine russische Krankenschwester und einen Lagerarbeiter wohl kaum erschwinglich. »Es ist nicht ganz billig«, stotterte sie und blickte verlegen um sich. Dann rief sie: »Aber es gibt auch andere Zirkusse in Frankfurt, am Ratsweg zum Beispiel ist im Moment einer, das ist sogar ganz in der Nähe!«
    Olga ließ die Schultern sinken und wanderte weiter zum Wohnzimmer, wo sie sich aufs Sofa plumpsen ließ. »Aber Palaaast! Hach, Sabina, würde ich mich so freuen, einmal in Leben gehen in Palast!«
    »Nein, nein, es ist nicht wirklich ein Palast, Olga. Es heißt nur so!«
    Doch Olga blickte auf ihre Hände. »Teuer ist, schade«, sagte sie bekümmert.
    Sabina blickte Ekaterina an, die sich das Ganze stumm angehört hatte, und fragte: »Soll ich den Fernseher anmachen? Möchtest du was schauen?«
    Ekaterinas Gesichtszüge erhellten sich wieder. »Oh ja. Gerade läuft Hannah Montana.«
    »Hannah Montana?«
    »Auf Super RTL. Das ist Miley Cyrus.«
    »Miley Cyrus?«
    »Oh Mann, Sabina, und du willst 'ne Amerikanerin sein? Du bist zwar schon alt, aber die müsstest du doch kennen!«
    »Äh. Naja …«
    Glücklicherweise klingelte in diesem Moment der Hausmeister an Sabinas Tür und hielt Ekaterina von weiteren Komplimenten ab. »Endlich!«, rief Olga und sprang vom Sofa auf. »Danke Sabina fier Gastfreundschaft! Wochenende lade ich dich ein zu Stück Kuchen auf meine Balkon, ja?! Brauchst du bissche Unterstitzung.« Olga ergriff Sabinas Arm und raunte: »Habe ich gemerkt, dass kommt nicht mehr die junge Mann. Außerdem du hast keine Balkon und keine gute Schminksache, und kein Geld für die Palast. Dafier werde ich dir eine Freude mache – ja? Werde ich eine sehr gute Kuchen backen, versprochen! Und spende ich dir einen Kaffee. Ja?«
    Sabina blinzelte und nickte. »Okaaay.«
    »Und mach dir keine Gedanken wegen deiner Figur«, erklärte Ekaterina. »Für dein Alter siehst du noch ganz gut aus.«
    Sabina schloss die Tür hinter den beiden, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und atmete tief durch. Kurz darauf vernahm sie erneut Schritte im Hausflur, die sich ihrer Tür näherten, und dann klingelte es. Sabina öffnete die Tür für einen Spalt und blickte in Olgas rundes Gesicht, die ihr feierlich eine kleine Topfpflanze entgegenhielt.
    »Werde ich mich um dich kimmern, Sabina, weil kommts nicht mehr die junge Mann. Schenke ich dir eine Blume, kannst du immer dich erinnern, dass ich bins da. Wenn was ist – klingelst du jederzeit!«
    »Danke, Olga, das ist sehr lieb von dir«, hauchte Sabina schwach, nahm die Pflanze entgegen und betrachtete sie stumm. Ein rosa Alpenveilchen in einem gelben Übertopf. Sie hasste Alpenveilchen. Der Inbegriff einer Omapflanze, kam gleich nach Nelken. Und sie hasste rosa. Mit spitzen Fingern stellte sie die Pflanze im Flur ab. Somit hatte sie also auch noch eine Pflanze vor Augen, die ihr vergegenwärtigte, dass mit Johannes Schluss war. Einfach großartig.

    Am nächsten Morgen im Büro, nach dem Morgenmeeting, in dem es wie seit Wochen schon um Einsparungen gegangen war und wie man sie durchführen konnte, ging sie zu ihrem Schreibtisch, goss die Blumen und checkte E-Mails. Nichts von Bedeutung darunter. Eilig warf sie einen Blick auf ihre geschlossene Bürotür und loggte sich auf Parship ein. Sie wollte nur mal sehen, ob sich schon jemand auf ihren Eintrag hin gemeldet hatte. Aha. Ein Alex. Berater bei einer Unternehmensberatung. BWL-Studium mit Schwerpunkt Finanzen. Sechsunddreißig. Sah ganz passabel aus. Und sein Lächeln war … wirklich attraktiv.
    Sabina schrak zusammen, als sich die Tür zu ihrem Büro öffnete und Matthei, ihr Chef, seinen Kopf hereinstreckte. Sabina klickte schnell die Seite weg und räumte geschäftig ihren Taschenrechner in die Schublade.
    »Was war eben mit Ihnen im Meeting los, Frau Forbes? Erst kommen Sie zu spät und dann lunzen Sie dauernd aus dem Fenster«, sagte er und trat näher an ihren Schreibtisch.
    »Lunzen?«
    »Schauen, Frau Forbes, schauen.«
    »Ach so. Ich habe trotzdem zugehört.«
    »An den richtigen Stellen hätten Sie einen Beitrag leisten können, Frau Forbes.

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