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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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Und auf dem Rückweg gehen wir in den Keller!

Silvie
    Johannes' Frage nach Jens Reimer ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich blieb wie angewurzelt im Flur stehen und überlegte verzweifelt, was ich ihm antworten sollte. Woher kannte er Jens' Namen? Hatte Jens ihn verbittert angerufen, ihn informiert, dass er mein Liebhaber war, seit drei Monaten schon?
    »Du guckst aus der Wäsche, als hätte dich der Schlag getroffen«, stellte Johannes fest.
    »Ich kenne keinen Jens Reimer«, erklärte ich und fühlte eine Hitzewallung über mich hinwegströmen, die mich veranlasste, mir die Jacke abzustreifen und den Pulli über den Kopf zu zerren; beides hängte ich an einen Garderobenhaken. Ich nahm Ole vom Boden auf und lief an Johannes vorbei, der mich interessiert musterte.
    »Das kann kaum sein«, antwortete er, »der Mann war wohl zu irgendeinem Zeitpunkt heute hier in der Wohnung.«
    Ich schluckte und setzte mich in der Küche auf einen Stuhl, schälte Ole aus seinem Fleeceanzug und spielte auf Zeit. Dabei fiel mein Blick auf die Tischplatte und streifte die Versicherungsverträge, unterschrieben von Jens Reimer. Fast fiel ich vom Stuhl vor Erleichterung. »Ach den meinst du!«, stieß ich hervor und deutete auf die Verträge. »Den Namen von dem Typen hatte ich vollkommen vergessen!«
    »Ach, du kennst den gar nicht?«, fragte Johannes. »Also weißt du, findest du das nicht ein bisschen leichtsinnig, hier einfach so einen Vertreter reinzuholen und dir eine Versicherung andrehen zu lassen?«
    »Man muss auch an später denken«, erklärte ich und erlangte langsam wieder eine erträgliche Körpertemperatur. »Mir war es wichtig, was abzuschließen – allein wegen der Kinder –, wenn uns mal was passiert. Und da klingelte der eben gerade zur rechten Zeit.«
    Johannes setzte sich zu mir an den Tisch. »Weißt du, grundsätzlich finde ich das ja okay. Aber ich find's schon schade, dass du mich nicht mal ansatzweise in das Thema einbeziehst. Könnte doch sein, ich hätte eine bessere Idee. Ich dachte, du kennst den Typen vielleicht und wolltest ihm einen Gefallen tun. Aber so …«
    Er wirkte niedergeschlagen. Aus Gründen, die mir unbekannt waren – nicht allein wegen der Versicherung zumindest. Ich hob die Schultern und knöpfte mein Shirt auf, um Ole anzulegen. »Da du das Thema bisher nicht angesprochen hast, konnte ich nicht davon ausgehen. Außerdem, man kennt das doch: Jahrelang denkt man darüber nach, eine Versicherung abzuschließen, und je länger man darüber nachdenkt, desto weniger tut man es.«
    »Dann lass uns den doch mal gemeinsam einladen, vielleicht gibt es eine sinnvolle Alternative zu dieser Lebensversicherung«, schlug er vor, »oder eine Ergänzung.«
    Ich blickte an die Zimmerdecke. Nicht auch das noch, lieber Gott. »Nein«, sagte ich bestimmt, »das ist ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Da hat er Glück. Bestimmt schließt er gerne noch mehr Versicherungen ab.«
    Ich konnte es nicht fassen. Andere Frauen beklagten sich darüber, dass ihre Männer sich um nichts kümmerten, und Johannes wollte bei jedem Pups mitentscheiden! »Herr im Himmel«, sagte ich, »bitte unterschreibe den Antrag für deine Versicherung, und ich«, ich griff nach dem Stift, der noch neben den beiden Verträgen lag, »unterschreibe meinen. Dann haben wir wenigstens schon mal was. Parallel dazu können wir uns immer noch um Alternativen kümmern.« Johannes betrachtete mich skeptisch und überflog seinen Antrag.
    »Die brauchen auch eine Gesundheitsprüfung«, stellte er fest.
    Ich reckte den Hals und schielte auf den Antrag. Was wusste denn ich!
    »Wir sind unter vierzig, da reicht eine Kopie der Krankenakte vom Hausarzt«, log ich.
    Johannes las sich alles akribisch durch und unterschrieb tatsächlich. »Scheint ein ganz gutes Angebot zu sein«, murmelte er. Dann faltete er die Anträge zusammen und kramte nach einem Umschlag, um die Formulare einzutüten.
    »Briefmarken?«, fragte er.
    Nie ließ er mal was liegen! Ich deutete auf unsere unaufgeräumte Küchenschublade in der Hoffnung, er werde nichts finden, doch Herr Jakobi hatte mit einem Handgriff eine Marke zur Hand.
    »Du rufst den Typen an, okay? Ich will mich informieren, was wir für die Jungs abschließen können«, sagte er.
    »Ja, ja«, sagte ich.
    Bestimmt würde er die Sache ganz schnell vergessen.

    Doch er vergaß sie nicht. Ständig nervte er mich damit. Ich kam gar nicht dazu, mich zu entspannen, Jens zu vergessen und die eheliche Beziehung mit

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