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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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ans Seehundgehege zu spazieren und mir die Tiere genauer anzusehen. Immerhin habe ich meinen letzten Besuch mit den beiden im Zoo nicht in allzu guter Erinnerung.
    Damals war ich noch die Alte.
    Als sie schließlich doch Erbarmen hat und mich aufstehen lässt, ist das einer dieser Glücksmomente im Leben, die man festhalten möchte. Ich glaube, ich strahle übers ganze Gesicht, Ole und Nils streicheln mich und freuen sich mit mir, zeigen mir ihre geliebten Seehunde. Ich würde am liebsten singen und tanzen. Die Leute gucken schon, einige lächeln Sabina aufmunternd zu, die schon zu bereuen scheint, dass sie mich hat aufstehen lassen. Sie nimmt mich bei den Schultern und führt mich langsam zu einer anderen Stelle – von dort aus sieht man noch besser. Ach Leute, das Leben ist schön!

Sabina
    »Was ziehst du an zu deinem Date?«, erkundigte Tanja sich am Telefon.
    »Jeans. Ein langärmeliges Top vielleicht. Wieso?«
    »Du wirst dich doch wohl schick machen.«
    »Ich bin immer schick.«
    »Okay. Ich meinte sexy.«
    »Tanja. Ich habe keine Ahnung, wie der Typ aussieht. Wenn er da sitzt in Flanellhemd und Cordhose und ich im Trägerkleidchen aufkreuze – dann fühle ich mich gleich super unwohl. Bei Jeans und Top mache ich keinen Fehler.«
    »Und wenn es ein super gut aussehender Typ ist, der auch klamottenmäßig was auf sich hält, dann bist du totunglücklich.«
    »So sah er nicht aus. Also wie ein Modezar oder so.«
    »Ach, mach doch, was du willst.«

    Ein paar Stunden und Kleideranproben später eilte Sabina aus ihrer Wohnung und lief direkt Olga in die Arme, die mit zwei großen Einkaufstaschen beladen die Treppe nach oben stapfte.
    »Oh!«, rief sie bei Sabinas Anblick aus. »Gehst aus?«
    »Nur einen Wein trinken!«, winkte Sabina ab und beeilte sich weiterzukommen.
    Olga gackerte ein lasterhaftes Lachen und rief ihr hinterher: »Machst du die Männer verrickt, Sabina!«

    Gut fünfzehn Minuten später betrat Sabina das verabredete Apfelweinlokal und sah suchend über dicht besetzte lange Tische und Bänke – es würde kein intimes Stelldichein geben, Gott sei Dank. Trotzdem war sie nervös. An einem Tisch im hinteren Bereich des Lokals erhob sich jemand und reckte die Hand – war er das? Sie war sicherlich schnell zu identifizieren, die knappe Personenbeschreibung, die sie geliefert hatte – 1,67 m groß, einigermaßen schlank, brauner Bob – sollte genügen. Außerdem hatte er ihr Foto gesehen. Der dort die Hand gehoben hatte, passte auch auf die Beschreibung – 1,80 m, ebenfalls schlank, hellbraunes Haar mit – dies hatte er lachend hinzugefügt – einem Hang zu Geheimratsecken. Allerdings war dieser Typ, auf den sie zusteuerte, alles andere als ein Mann in seinen besten Jahren, sondern eher ein lässiger Sonnyboy. Eigentlich sah er ziemlich genau so aus wie auf dem Foto. Lächelnd nahm sie die angebotene Hand entgegen und sagte: »Ich bin Sabina, hallo.«
    Er grinste breit: »Ich bin der Alex.«
    Sie setzte sich und sah sich verlegen um. Das Pärchen neben ihnen am Biertisch beobachtete sie verstohlen und bemühte sich, seine Konversation im Fluss zu halten.
    »Einen guten Parkplatz gefunden?«, erkundigte sich Alex, während er ihr die Speisekarte reichte.
    »Äh. Ja, ja. Kein Problem«, nickte sie. Dann wandte sie sich erst einmal der Speisekarte zu.

    Als sie aus der Kneipe kamen, glühten Sabinas Wangen. Dieser Alex, nun ja, war … gar nicht übel! Er konnte gut erzählen, hatte sehr ansprechende Grübchen, braune Augen und einen vollen Mund. Das mit den angeblichen Geheimratsecken konnte man getrost vernachlässigen. Möglicherweise würde er irgendwann eine Glatze bekommen, aber noch hatte er Haare – und zwar reichlich!
    Er brachte sie noch zu ihrem Wagen, wo sie unschlüssig stehen blieben. Schließlich zwinkerte er: »Für ein Blind Date gar nicht übel, was?«
    »Finde ich auch«, hauchte sie und schloss den Wagen auf. Dann gaben sie sich links und rechts ein Küsschen, so, wie es sich unter besseren Bekannten gehörte, und sie stieg ein.
    Alex stand am Straßenrand und sah ihr hinterher.

    Sabina fuhr klopfenden Herzens davon, gab sich in Bornheim der Parkplatzsuche hin und sprang schließlich leichtfüßig zu ihrer Wohnung hinauf. Schnell warf sie einen Blick auf Olgas Wohnungstür, befürchtete schon, dass sie sie nach dem Verlauf des Abends ausquetschen würde – doch sie hatte Glück, alles blieb still.
    An diesem Abend galt ihr letzter Gedanke nicht Johannes, sondern Alex'

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