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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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bringen. Und wir machen das
nicht so irgendwie nebenbei, sondern wir setzen alle Kräfte in Bewegung, die wir
zur Verfügung haben. Alles klar?«
    Eine halbe Stunde später wissen sie, dass Herr von Reichenberg mit
Gattin im Hotel Edelweiß logiert, sich aber derzeit nicht dort aufhält. Nur
seine Frau befinde sich laut Auskunft des Portiers im Haus, genauer gesagt in
der Wellness-Etage im obersten Stock des Gebäudes. Ihr Mann habe das Hotel vor
etwa zwei Stunden verlassen. Als sie sich trotzdem auf den Weg ins Hotel machen
wollen, um mit Frau von Reichenberg zu sprechen, kommt um siebzehn Uhr
fünfundvierzig die Meldung, dass ein Mann von Zivilfahndern aus Piding,
unterwegs in einem dunkelblauen BMW -Einsatzfahrzeug,
gesichtet wurde, auf den die Beschreibung von Reichenbergs passt. Er ist in
einer Gruppe von Segway-Fahrern unterwegs und trägt einen schwarzen Helm und Schutzkleidung.
Der Helm lässt aber das Gesicht so weit frei, dass Horst Reimer von der
Fahndungsgruppe Piding eindeutig die lange Narbe auf der Wange erkennen kann.
Er macht sofort Meldung an die Einsatzleitung, dass er die gesuchte Person
entdeckt hat. Position: Berchtesgaden, Bergwerkstraße, in Höhe des Roten
Kreuzes, unterwegs in Richtung Salzbergwerk.
    »Weiter observieren«, lautet Lenis Anweisung. Sie schnallt das Pistolenhalfter
enger, in dem ihre Dienstwaffe steckt, und macht sich bereit für den Einsatz.
    »Was ist jetzt mit Weidinger?«, fragt Lebow.
    »Du hast doch den Kollegen Reimer gehört, dass der mutmaßliche Täter
in einem Fluchtfahrzeug unterwegs ist. Es besteht also Fluchtgefahr«, erwidert
Leni.
    »Ist ein Einpersonen-Transportmittel mit maximal zwanzig Stundenkilometern
Geschwindigkeit, dem in ungefähr einer Stunde der Strom ausgeht, jetzt auch
schon ein Fluchtfahrzeug?«, fragt Lebow.
    »Schwing jetzt keine Reden, Meik. Auf geht’s, sonst ist der Herr von
Reichenberg noch über alle Berge mit seinem windschnittigen Personal
Transporter.«
    Als Leni zusammen mit ihren Kollegen im Konvoi, mit Sirene und Blaulicht
angerauscht kommt, erkennt sie schon aus fünfhundert Metern Entfernung, dass
das Bergwerksgelände abgesperrt ist.
    Sehr gut, denkt sie. Wenigstens klappt das schon mal prima. Das
Bergwerkspersonal hat jahrzehntelange Erfahrung mit anstürmenden Besuchermassen
und deren Kanalisierung. Hier herrscht in den Sommermonaten so etwas wie eine
Blockabfertigung mit Voranmeldung und genau fixierten Warte- und
Eintrittszeiten. Und eigentlich klappt dabei immer alles wie am Schnürchen.
    Vor den Absperrungen stehen die Schaulustigen so dicht gedrängt, als
gelte es, Konzertkarten für die Kastelruther Spatzen oder das gepflegte
Krimidinner zum Mitraten zu ergattern. Nur unwillig machen sie der Polizei
Platz, und Leni spielt kurz mit dem Gedanken, aus dem Wagen zu springen und zu
Fuß weiterzugehen. Zwei Einsatzkräfte drängen die Menschen zur Seite, Sirene
und Blaulicht sind für die Neugierigen kein ausreichendes Motiv, eine Gasse zu
bilden. Ein dritter Beamter öffnet die Absperrung, um sie gleich wieder zu
schließen, nachdem die Polizeifahrzeuge sie passiert haben. Trotzdem ist einer
der Gaffer mit durchgerutscht und knipst mit seinem Handy ein paar Bilder,
bevor ihn eine junge Polizistin wieder verscheucht. Fotos für Facebook oder
Youtube, denkt Leni, als sie die Szene im Rückspiegel beobachtet.
    Horst Reimer von der Fahndungsgruppe wartet am Eingang auf sie und
berichtet, dass der Gesuchte mit seinem Segway in den Stollen geflüchtet sei.
    »Der Segway-Guide wollte zwar sofort die Verfolgung aufnehmen, ich
hab ihn aber zurückgepfiffen. Ich mein’, Verfolgungen sind ja immer noch unsere
Sache, oder?«
    Hinter ihnen gibt es jetzt in der Zufahrt zum Bergwerk Aufregung.
Ein Raunen und Murren geht durch die Menge, als die Durchfahrt für ein weiteres
Fahrzeug freigegeben wird. Es ist ein dunkler BMW mit Münchner Kennzeichen.
    Weidinger springt aus dem Wagen, ebenso sein Kollege, der am Steuer
saß.
    »Wir sind ohne Stau durchgekommen«, freut er sich, als er
feststellt, dass der Täter noch nicht gefasst, er also nicht zu spät gekommen
ist.
    »Ich glaub, mit den Dingern sind wir schneller als zu Fuß. Also, ich
nehm mir dann mal einen«, ruft Leni dem verblüfften Segway-Guide zu. Er reicht
ihr einen Helm.
    »Ist auf jeden Fall besser«, meint er. »Ich weiß ja nicht, wie gut
Sie fahren. Sie auch?«, wendet er sich an Weidinger.
    Während Leni schon mit Helm auf dem Scooter steht und anfährt, muss
Weidinger erst

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