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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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in der Ukraine«, fährt Leni fort, »und ist der treue
Diener dieses Paten von Kiew. Der andere macht in Frankfurt Geschäfte und
verbringt seine Freizeit in halbseidenen Etablissements. Denkst du, was ich
denke?«
    Lebow nickt. »Sie machen zusammen Geschäfte.«
    »Der Pate macht Geschäfte mit von Reichenberg. Er ist der Verbindungsmann
für das Falschgeld, das aus der Ukraine nach Deutschland kommt. Aber dann läuft
irgendwas schief. Der Pate schickt seinen Killer, der macht sich auf den Weg
nach Süden, hierher zu uns, und von Reichenberg folgt ihm.«
    »Oder von Reichenberg flieht hierher, weil er vielleicht den Paten
betrogen hat, aber Wladimir entdeckt ihn, und von Reichenberg schaltet ihn aus,
bevor der ihn umbringt«, sagt Lebow.
    Ein Telefon klingelt, es kommt Leni besonders laut und aufdringlich
vor. Jemand nimmt den Anruf an, auch er schreit fast ins Telefon. Sie schließt
die Tür.
    »Ein Teil fehlt. Das Zwischenstück, verstehst du, Meik?« Leni geht
im Zimmer auf und ab, den Blick auf den Boden geheftet, als betrachte sie
inbrünstig ihre Salewa-Zustiegsschuhe mit den hellblauen Schuhbändern, die sie
heute wie fast jeden Tag trägt.
    »Wer bringt das Geld von Kiew nach Frankfurt? Kuriere. Einer? Zwei?
Drei? Unser Trio! Die drei Helden am Berg. Die Höhlenforscher aus der Ukraine
mit den lustigen Nachnamen.«
    »Du meinst«, Meik Lebow wacht aus seiner Zuhörerrolle auf, »die
beiden Profis waren eigentlich hinter den dreien her? Deshalb sind sie
hierhergekommen?« Jetzt springt auch er vom Schreibtisch auf und läuft wie ein
Tiger an der Fensterwand entlang.
    »Vielleicht sind die drei mit dem Erlös aus dem Tausch der Blüten
gegen echte Währung abgehauen.«
    »Können die so dreist sein und sich mit dem Paten und mit von Reichenberg
anlegen?« Leni hakt beide Daumen in ihre Jeanstaschen und starrt Lebow an. »Wir
müssen von Reichenberg aufspüren, falls er noch hier in der Gegend ist. Und
dann knöpfen wir uns diese anderen drei vor.«
    Sie lässt sich auf ihren Stuhl fallen. »Gib die Fahndung nach von Reichenberg
raus. Und ich ruf den Weidinger in München an. Der wird sich ärgern, dass er
jetzt in der Landeshauptstadt auf seiner langweiligen Pressekonferenz herumhängt,
statt hier, am Puls des Geschehens, quasi im Auge des Taifuns, auf
Verbrecherjagd zu gehen.«
    Als Lebow schon draußen auf dem Gang ist, ruft Leni ihn zurück.
»Meik, pass auf. Wir fordern Verstärkung an, bei der Fahndungsgruppe Piding.
Wozu haben wir die in zwanzig Kilometern Entfernung stationiert? Die sind doch
sowieso den ganzen Tag auf der A 8 unterwegs und observieren den
fließenden Verkehr im Grenzbereich Bad Reichenhall-Salzburg. Dann dürfen sie
heute hier im inneren Landkreis observieren. Das ist die beste Verstärkung, die
wir kriegen können.«
    Dann ruft sie Weidinger an, holt ihn aus seiner Pressekonferenz und
setzt ihn über den Stand der Ermittlungen in Kenntnis. Er hört sich alles an
und gratuliert ihr zu ihren kriminalistischen Schlussfolgerungen. Etwas Neues,
weitere Details oder auch nur eigene Vermutungen und Einschätzungen hat er
entweder nicht, oder er ist nicht bereit, sie mitzuteilen.
    »Vielleicht können wir den Fall ja nun doch vor Ort, unter
ausschließlichem Einsatz der einheimischen Fahndungs- und Polizeikräfte,
lösen«, schließt Leni nicht ohne leisen Spott.
    »Frau Morgenroth, meine Pressekonferenz ist fast vorbei. Für mich
ist sie jetzt vorbei. Wenn’s gut läuft, bin ich in eineinhalb Stunden bei
Ihnen. Sollten Sie von Reichenberg vorher finden, dann warten Sie bitte mit
allen Aktionen gegen den mutmaßlichen Mörder, bis ich vor Ort bin, ja?«
    »Aber natürlich, Herr Kollege. Wir observieren hier unauffällig und
warten ab, bis Sie bei uns sind. Und wenn Sie am Irschenberg im Stau stehen,
dann warten wir halt noch ein bisschen länger und halten uns ganz diskret
zurück.«
    Lebow, der wieder bei ihr im Zimmer ist, zieht ein langes Gesicht
und mimt ein heftiges Gähnen.
    »Ja dann, Herr Weidinger, fahren S’ los. Sie wissen ja, der frühe
Vogel fängt den Wurm.«
    Kaum hat Leni aufgelegt, steht sie schon halb auf dem Flur. Sie
streckt den Kopf zurück ins Büro.
    »Meik, wo bleibst du denn?«
    »Ich dachte, wir warten, bis der Weidinger hier ist?«
    »Glaubst du wirklich, ich lass mir vom Mister LKA mit seiner historischen Barttracht die Butter vom
Brot nehmen? Wir machen jetzt genau das, wofür uns der Steuerzahler bezahlt,
nämlich Kriminelle aufspüren und zur Strecke zu

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