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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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zu bringen,
das Gefährt nicht umkippen zu lassen. Von Reichenberg springt herunter, im gleichen
Augenblick beschleunigt der nun führungslose Segway, hüpft über den nächsten
Sitzsack und donnert ungebremst gegen eine Felswand.
    »Ein von Reichenberg gibt niemals auf«, hört er eine Stimme in
seinem Hinterkopf und läuft nun zu Fuß weiter in den Stollen, der zum immer
noch produktiven Teil des Bergwerks führt. Einige Partybesucher stürzen hinter
ihm her, als gelte es, einen Säbelzahntiger oder ein Mammut an den Rand einer
Klippe zu jagen. Nach hundert Metern geben die ersten Jäger bereits auf. Außer
Puste kauern sie an der Wand, während drei der Verfolger nicht nachlassen,
sondern sich gegenseitig anstacheln und ihm Schritt für Schritt näher kommen.
    Ein Schwarm summender Segways nähert sich vom Bergwerkseingang her
dem Sinkwerk. Von Reichenberg sieht hektisch über die Schulter zurück. Auf dem
ersten erkennt er eine blonde Frau, in einigem Abstand gefolgt von zwei
uniformierten Polizisten. Die Frau kommt, ohne sich wegducken zu müssen, unter
dem Balken durch und bremst ihren Segway sicher.
    »Weg mit dem Zeug!«, schreit sie der Partygesellschaft zu und gibt
Gas, um die Verfolgung wieder aufzunehmen.
    Leni verliert fast die Kontrolle, als der Segway über einen
kleineren Felsbrocken rollt. Ein paar Meter fährt das Gerät nur auf einem Rad,
kippt nicht, kreischt aber wie eine Katze, der gerade ein Rollstuhl über den
Schwanz fährt. Sie bremst, gibt wieder Gas, und das linke Rad des Segways
knallt gegen das DJ -Pult. Es kracht, das Pult
wackelt und fällt langsam um. Mit der Musik ist es jetzt erst mal vorbei.
    Leni nimmt Kurs auf den Verbindungsstollen, der hinüber ins Schaubergwerk
führt. Dort hockt einer der Partygäste, die von Reichenbergs Verfolgung
aufgenommen haben, auf dem Boden, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, den Kopf
puterrot. Ein weiterer Mann kommt ihr entgegen. Weiter hinten im Stollen ist es
heller. Im Gegenlicht erkennt sie die Silhouette von Reichenbergs. Er dreht
sich zu ihr um. Er ist zu Fuß, aber etwas schneller als der einzige verbliebene
Verfolger, der ihm noch auf den Fersen ist.
    »Kripo Traunstein, geben Sie die Verfolgung auf und machen Sie den
Weg frei!«, schreit Leni. Was denkt denn dieser Idiot? Dass er hier auf
Großwildjagd im Busch ist?
    Aber sie hat es mit einem Siegertypen zu tun, einem Alphamännchen,
das seiner Horde zeigen will, wer der Chef ist. Und er hat endlich die
Gelegenheit zu beweisen, dass sein tägliches Joggingprogramm auch einen
praktischen Nutzen besitzt.
    Hau endlich ab und lass mich meinen Job machen, du Depp, denkt Leni.
Und auf einmal hat sie von Reichenberg aus den Augen verloren und den anderen
auch. Wo sind die beiden hin? Sie war doch nur noch fünfzig Meter von ihnen
weg.
    »Warum musstest du mich verfolgen, du Arschloch?«, flüstert von
Reichenberg seinem Verfolger ins Ohr und dreht ihm den Arm auf den Rücken. »Wie
heißt du?«
    »Carl Markstrom.«
    »Hey, Charly, warum bist du hinter mir her? Was habe ich dir getan?«
    Markstrom stehen Schweißperlen auf der Stirn. Er atmet flach und
schnell.
    Von Reichenberg zieht eine Pistole und hält sie dem Mann an die
Schläfe. »Wünschst du dir gerade, du hättest mich lieber nicht verfolgt?«
    Markstrom nickt.
    »Du wirst es dir noch viel mehr wünschen, Charly, glaub mir.«
    Leni bremst den Segway und steigt ab. Sie zieht ihre Pistole und
bewegt sich vorsichtig durch den Stollen vorwärts. Keine Spur von Reichenberg
und seinem Verfolger. Sie meint etwas zu hören, bleibt stehen. Es könnte ein
Stöhnen gewesen sein. Volltrottel, denkt sie. Was muss er auch Polizei spielen?
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Die Stimme kommt aus einem Seitengang, der rechts abzweigt.
    »Und Waffe weg, sonst ist der Mann tot.«
    In einer Nische des schwach beleuchteten Seitengangs erkennt Leni
von Reichenberg, der seinen Verfolger mit einer Pistole bedroht.
    »Okay, okay, ganz ruhig. Ich werde die Waffe weglegen, und Sie
lassen den Mann frei.«
    »Für wie blöd halten Sie mich?«, schreit von Reichenberg. »Sie
sollten Kühe hüten, aber nicht Kommissarin spielen.«
    »Vielleicht haben Sie recht. Das sollte ich wirklich. Aber zuvor
will ich Sie noch hinter Schloss und Riegel bringen.«
    »Vergessen Sie’s. Ich habe eine Geisel, und Sie machen schön, was
ich Ihnen sage. Denn nur wenn Sie das tun, hat unser Charly hier eine kleine
Chance, lebend wieder ans Tageslicht zu kommen.«
    »Glauben Sie wirklich,

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