Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
Vom Netzwerk:
blieben stehen und staunten hinab. Trotz des bedeckten Himmels war der Ausblick beeindruckend.
    »Wir haben schon ein Glück, dass wir in diesem Land wohnen dürfen«, meinte Nonnenmacher, seine Stimme hatte plötzlich einen zarten Unterton bekommen.
    »Gut, aber um das festzustellen, sind wir jetzt ja wohl nicht hier, oder?« Anne wandte ihren Blick vom See ab und scannte die Fassade des Hauses. Hier war das Gebäude nur einstöckig. Anne machte einige Schritte in Richtung der Südostecke des Hauses. Dort wurde das Gebäude zweistöckig, ein kleiner Balkon lief über Eck. An der den Bäumen zugewandten Seite stand tatsächlich eine der Balkontüren offen.
    Wenig später hatten die drei Ermittler eine Aluleiter, die sie bei dem etwas abseits stehenden Schuppen gefunden hatten, an die Balkonbrüstung angelegt.
    »Können wir das jetzt wirklich bringen? Ohne Durchsuchungsbeschluss? Ich meine, das ist ein astreiner Einbruch, wenn man es mit Abstand betrachtet«, gab Kastner zu bedenken.
    »Ein Einbruch, aber ein gerechtfertigter«, meinte Nonnenmacher. »Wir sind in der Pflicht, das Leben einer jungen türkischen Mitbürgerin zu retten.«
    »Einer griechischen Mitbürgerin«, korrigierte Kastner.
    Doch Nonnenmacher ließ sich nicht beirren: »Das ist ein übergesetzlicher Notstand. Sepp, du bekommst jetzt von mir die Anweisung, da hinaufzusteigen. Wenn du drinnen bist, gehst du hinunter und machst uns die Terrassentür auf.«
    Angespannt verfolgte Anne, wie Kastner die Leiter erklomm, über das Balkongeländer kletterte und dann durch die Glastür im Haus verschwand. Sie hatte kein gutes Gefühl bei dieser Aktion, obwohl es genau genommen ihre Idee gewesen war.
    Nachdem auch Anne und Nonnenmacher das Haus betreten hatten – es war spärlich möbliert und wirkte beinah unbewohnt –, ging alles überraschend schnell: Nonnenmacher kümmerte sich um das Obergeschoss, während Kastner das Erdgeschoss und Anne den Keller übernahm. Bereits nach fünf Minuten stand Kastner mit drei Barbiepuppen im Flur und rief: »Da haben wir’s! Die Bonzensau ist wirklich pervers! Wer spielt denn bitte mit Puppen? Ist das nicht der Abschuss?«
    Kastner hatte den beiden Kollegen gerade jeweils eine Puppe zur Begutachtung in die Hand gedrückt, da schrak die Ermittlergruppe vom Bergsee schlagartig zusammen. Schritte kamen auf die Haustür zu, eine Stimme war zu hören: »Helena, ich bestehe darauf, dass du kommst …«
    Dann war das Geräusch eines Schlüssels im Schloss zu vernehmen, die Tür ging auf, und Wolfgang Mattusek stand, mit dem Handy in der Hand, in der kleinen Eingangshalle. Als der Vorstand der Bio Wood World AG die uniformierten Beamten sah, schrie er sofort los: »Ja, was geht denn hier ab? Was machen Sie in meinem Haus? Sind Sie denn völlig wahnsinnig geworden? Wer gibt Ihnen das Recht, hier einfach einzubrechen?«
    Nonnenmacher und Kastner hatten mit allem gerechnet, nur nicht damit, bei diesem Einbruch ertappt zu werden, weshalb sie perplex schwiegen. Anne war da schlagfertiger: »Die Frage ist doch vielmehr, was es damit auf sich hat!« Sie hob die Barbiepuppe, die Kastner ihr gegeben hatte, demonstrativ in die Luft.
    »Das ist eine Barbiepuppe«, erwiderte Mattusek. Mit einer unsicheren Handbewegung strich er sich durch das schlohweiße Haar. »Die … die gehört … meiner … Nichte.«
    »Und die hier auch?«, bellte Nonnenmacher den Waldinvestor nun an und hob ebenfalls eine Puppe in die Höhe.
    »Ja …«, Mattusek räusperte sich, »die auch.«
    »Und Ihre Nichte steht auf Reizwäsche?« Annes Frage hatte einen unangenehm scharfen Ton. Beide Barbiepuppen waren in Strapse und durchsichtige, gerüschte Dessous gekleidet.
    »Soll ich dir sagen, was hier los ist, mein Freunderl?«, schrie jetzt Nonnenmacher den Waldinvestor im Gutsherrenoutfit an. »Das sind keine Barbiepuppen, das sind Sexpuppen! So schaut’s aus!«
    »Eine ist aber angezogen, Kurt«, sagte Kastner schüchtern. »Allerdings wie eine Krankenschwester.«
    »Und was hat sie drunter an, unter dem Kittel?«, fragte Nonnenmacher.
    Kastner hob den Kittel hoch und wurde rot. »Auch solche … Strapse.«
    Der bärtige Dienststellenleiter nickte zufrieden und trat einen großen Schritt auf Mattusek zu, sodass zwischen ihren beiden Nasen höchstens noch zwanzig Zentimeter Luft waren. Leiser, im Tonfall eines Inquisitors fragte er: »Hat unser feiner Herr Geschäftsmann vielleicht ein Frauenproblem, hä? Lesen wir Pornos und spielen dabei mit

Weitere Kostenlose Bücher