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Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Barbiepuppen herum? Und wenn uns das vor lauter Geilheit nicht mehr reicht, dann holen wir uns einfach eine schöne junge Türkin, die wo nichtsahnend durch den Wald joggt? Ist das so, hä?«
    »Nein, nein, nein«, stotterte Mattusek und hob abwehrend die Hände. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. »Ich habe mit der verschwundenen Frau nichts zu tun.«
    »Sie ist griechischer Abstammung, Kurt!«, mahnte Kastner kriminalistische Genauigkeit an.
    Doch der Dienststellenleiter hatte anderes im Sinn: Ehe sich der Waldbesitzer in Sicherheit bringen konnte, hatte Nonnenmacher ihn am Kragen seines dunkelbraunen Hemds gepackt und zu sich hergezogen. »Wo ist sie?«, schrie Nonnenmacher dem Drangsalierten ins Gesicht. »Wo – ist – sie?«
    Da Mattusek nicht antwortete, verweilten die beiden Männer eine für Anne gefühlte Ewigkeit in dieser merkwürdigen Körperhaltung. Immerhin gelang dem Holzhändler nach einiger Zeit ein zaghaftes Kopfschütteln. Seine Lippen blieben zusammengepresst.
    »Herr Nonnenmacher«, meldete sich nun Anne zu Wort und tippte den Chef vorsichtig von hinten an. »Jetzt lassen Sie mal ein bisschen locker, er kann ja gar nicht antworten, wenn Sie ihn so fest anpacken.«
    Nachdem der Dienststellenleiter den Griff gelockert hatte, flüsterte Mattusek: »Was ich meiner Nichte schenke, geht Sie einen feuchten Kehricht an. Und außerdem: Wer gibt Ihnen das Recht, hier in mein Haus einzubrechen? Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbeschluss?«
    »Der ist schon beantragt, wir haben den bloß noch in der Dienststelle gelassen, also vergessen, also der liegt sicher schon im Faxgerät«, stammelte Kastner. »Den hat die Staatsanwältin sicher gerade eben schon gefaxt. Also von dieser Seite her ist alles legal und in Ordnung. In bester Ordnung!«
    »Ich glaube, Sie haben sie nicht mehr alle!«, schrie Mattusek, den Nonnenmacher nun ganz losgelassen hatte. »Sie brechen hier ein und haben nicht einmal einen Durchsuchungsbeschluss? Das ist ja wohl die absolute Höhe!«
    »Die Höhe ist doch, Herr Mattusek«, widersprach Anne, »dass Sie Barbiepuppen anziehen wie erotische Gespielinnen. Das ist widerwärtig hoch drei! Und ich rate Ihnen, jetzt ganz schnell zu sagen, was Sie mit Hanna Nikopolidou gemacht haben, ansonsten wird dies alles hier für Sie ein Fiasko!«
    »Raus!« Der Waldinvestor trat einen Schritt zur Seite und deutete mit einer selbstbewussten Handbewegung zur Eingangstür des eleganten Bungalows. »Raus mit Ihnen, sofort!«
    Anne sah, dass der Mann aus allen Poren schwitzte. Ganz offensichtlich hatte er Angst. Waren sie dem Richtigen auf der Spur?
    »Ich habe keinen Durchsuchungsbeschluss gesehen, ich wurde nicht über meine Rechte belehrt, ich kann meiner Nichte schenken, was ich will. Auf Wiedersehen!«, bellte Mattusek ihnen schließlich noch entgegen. Anne, Kastner und Nonnenmacher verließen widerstrebend das Haus, das zu den beeindruckendsten Werken des 1982 verstorbenen Architekten Sep Ruf zählte.
    Auf der Rückfahrt zum Revier sprach keiner der drei Ermittler ein Wort. Anne fühlte sich müde. Was war das nur für ein krasser Tag gewesen!? Und dabei stand ihr das Aufregendste noch bevor: Würde Johann heute Abend kommen? Hastig fummelte sie ihr Handy aus der Hosentasche der Uniform. Kein verpasster Anruf. Aber sie hatten auch nicht ausgemacht, dass Johann sich melden würde. Oder hatten sie das? Die Gedanken verschwammen in Annes Kopf.
    »Du, Kurt, meinst du, der macht uns jetzt Ärger wegen der Durchsuchung ohne Beschluss?« Sepp Kastners Frage riss Anne aus ihren Grübeleien.
    Der Inspektionschef ließ sich einen Moment Zeit, dann antwortete er scheinbar ruhig – doch Anne hörte die Anspannung in seiner Stimme: »Das ist mir völlig wurscht, was der macht. Tatsache ist, dass bei dem was nicht stimmt – Barbiepuppen mit Reizwäsche, hat man so was schon gehört?«
    »Aber wenn der Schönwetter das mitbekommt, dass wir da einfach so …« Kastner vollendete den Satz nicht.
    »Dann wird der Herr Kriposchlaufuchs einsehen müssen, dass diese Durchsuchung ein Ergebnis gebracht hat, das wo im Rahmen der Ermittlungen im Fall Nikopolidou eine gewichtige Rolle spielen kann. Und dann wird er einsehen, dass unser Vorgehen ganz und gar im Sinne der Gerechtigkeit war.«
    »Ja, aber Kurt, erinner dich doch an den Fall von dem entführten Bankiersbub, da hat der stellvertretende Polizeipräsident beim Verhör Folter angedroht, und dann, Kurt …«
    »… und dann Kurt, und dann

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