Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
Vom Netzwerk:
von Johann und Lisa auf andere Gedanken gebracht zu werden, und genoss den gemeinsamen Abend. Nachdem sie Lisa zu Bett gebracht und die Tür des Kinderzimmers angelehnt hatte, spürte Anne ein großes Bedürfnis nach Zärtlichkeit. Doch während sie nachdenklich die Treppe zur Küche hinunterschritt, beschloss sie, mit Johann erst einmal einige Dinge zu klären. Irgendwie konnte es so ja nicht weitergehen.
    Johann hatte bereits die Küche aufgeräumt. Als sie den Raum betrat, wandte er sich ihr zu und nahm sie in den Arm. Er küsste sie so frech hinter die Ohren, dass es kitzelte. Anne spürte, dass er sie wollte. Für einige Augenblicke ließ sie seine Zärtlichkeiten geschehen, dann sagte sie: »Johann, ich glaube, wir müssen reden.«
    Er lockerte seine Umarmung ein wenig und sah ihr ins Gesicht. »Ja?«
    Anne entwand sich ihm und nahm Platz. Johann setzte sich ebenfalls auf seinen Stuhl und schenkte Wein nach. Dann sah er sie interessiert an.
    »Es ist so«, setzte Anne an, »ich glaube, dass es besser wäre, wenn wir unsere … ich nenne das jetzt mal … Beziehung …«, sie prüfte seinen Blick und glaubte, ein leichtes Nicken wahrzunehmen, »… definieren würden. Du weißt ja, ich habe gerade erst eine schlechte Erfahrung hinter mir …« Anne senkte den Blick. »Und … das hat mir sehr wehgetan. Ich verkrafte so etwas jetzt nicht noch einmal.« Sie hob den Kopf wieder und sagte bestimmt: »Und ich will das auch nicht.« Johann nickte, aber blickte nun schweigend zu Boden. »Ich finde, dass wir gut miteinander können.« Sie fuhr sich verlegen über die Nase. »Aber mir wäre es wichtig, dass wir das, was zwischen uns ist, auch irgendwie in Worte fassen und ihm eine Richtung geben. Wir haben noch nie darüber gesprochen, was das zwischen uns ist und wo das hin soll …« Jetzt griff Anne nach ihrem Weinglas und nahm einen Schluck. Dann blickte sie Johann an und wartete.
    Der räusperte sich, ehe er den Blick hob. »Was erwartest du?«
    »Ich weiß nicht.« Anne zögerte. »Eine … Art … Bekenntnis? Ich meine, wir können natürlich weiter miteinander schlafen, das ist schön, mir tut das gut. Wir können uns auch weiterhin treffen, aber …«
    »Aber?« Johann schob seine Hand an der flackernden Kerze vorbei über den Tisch und legte sie sanft auf die von Anne.
    »Aber ich will nicht, dass wir miteinander schlafen und miteinander schlafen, aber … wenn ich dich brauche, bist du nicht da. Ich bin zu alt, um noch zehnmal auf die Schnauze zu …«
    »Aber ich bin doch da!«, unterbrach er sie.
    »Bist du nicht.« Anne schüttelte vorsichtig den Kopf. »Deine Arbeit … ich glaube, sie ist dir wichtiger.«
    »Meine Arbeit ist mir wichtig. Das stimmt«, gab Johann zu.
    »Ich weiß schon, dass man nicht einfach alles ausmachen und beschließen kann. Liebe ist kein Vertrag. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass … ach, ich weiß nicht – irgendetwas stimmt zwischen uns noch nicht … so richtig.«
    Johann wandte den Blick zum Fenster. Der Fliederbusch im Garten wurde von einer sanften Brise hin und her bewegt.
    Anne überlegte, ob sie jetzt sagen sollte, dass sie ihn liebte. Aber konnte man das als erwachsener Mensch heutzutage überhaupt noch sagen? Und entsprach es denn nun der Wahrheit? Anne war sich nicht sicher.
    »Wir kennen uns noch gar nicht richtig«, sagte sie. Ein blöder Satz, aber er entsprang direkt ihren Gedanken.
    »Dann lass uns uns doch kennenlernen! In kleinen Schritten.« Johann sah sie an. Sein Blick war fest. »Wir haben doch Zeit.«
    Anne senkte den Kopf und studierte ihre Hände. »Wir haben Zeit, aber du musst sie dir auch nehmen.«
    »Ich nehme sie mir.«
    Sie hatte sich vorgenommen, in dieser Nacht mit Johann keinen Sex zu haben. Aber dann, als sie bereits geschlafen hatte, da hatte sie irgendetwas aufgeweckt. Der Ruf eines Nachtkauzes? Sie blinzelte, Johann atmete ruhig neben ihr, der Mond schien schüchtern durchs Fenster. Sie legte ihre Hand an seine Lenden und zog ihn zu sich.

Der geht mit dem Fichtenmoped um wie der Japan-Schorsch mit’m Samuraischwert!
    Uli Zernet, Holzfäller
    SIEBEN
    Sonntag

    Am nächsten Morgen wurde Anne von Kaffeegeruch geweckt. Schlaftrunken stellte sie fest, dass es bereits halb zehn war. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Johann aufgestanden war. Die Polizistin streckte sich und stieß an einen Körper, der sich daraufhin ebenfalls bewegte.
    »Oh, du bist hier?«, fragte sie leise. »Wer macht dann den Kaffee?«
    »Lisa?«

Weitere Kostenlose Bücher