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Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Hunger.
    »Klingt spektakulär.« Nonnenmacher grunzte.
    Anne wurde noch röter. »Aber beim …«, sie räusperte sich, »ähm … Essen … ist mir eine gute Idee gekommen.«
    »Soso?«, meinte Nonnenmacher. »Und diese Idee wäre dann?«
    Anne fasste sich und bemühte sich um eine klare Stimme. »Dass die Studenten sich mit dem Anthraxvirus infiziert haben, indem sie verseuchtes Wildfleisch gegessen haben, ist uns ja schon länger klar. Fraglich war aber, woher sie das Fleisch hatten und wie Mattusek sich infiziert hat, denn der hatte schließlich kein Wild gegessen. Nun, ich habe während der … Mittagspause noch einmal nachgedacht: Meine erste Theorie war es doch, dass die Fesselungsspuren an den Gelenken des Opfers mit sexuellen Praktiken zu tun haben könnten. Aber – und da hatten Sie alle völlig recht – das ist natürlich Quatsch. Denn wer sich zur sexuellen Erregung fesselt, wird dies im seltensten Falle im Wald tun. Das ist viel zu unkomfortabel.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Zudem hätte es, so wie Mattusek gefesselt war, einer weiteren Person bedurft, die ihn fixierte. Aber wer sollte das gewesen sein? Eine Geliebte? Eine Prostituierte? Im Wald? Und dann stirbt Mattusek an Milzbrand? Ich halte das alles für Blödsinn!« Die vier Männer beobachteten Anne, als wäre sie ein Naturschauspiel. Gleich einer Blume war die Polizeihauptmeisterin während der Mittagspause aufgeblüht. »Meine Theorie ist daher nun eine völlig andere: Die Aussage in Ihrem Gutachten, Herr Doktor Fritzenkötter, dass die Infektion nicht über den Verzehr von Nahrung stattfand, steht ja noch, oder?«
    Auch Nonnenmacher und Kastner blickten zu dem Arzt, und der sagte: »Die steht.« Eine Rauchwolke verließ seine zum Kreis geformten Lippen. Alle gingen reflexartig in Deckung.
    »Nun, wie könnte die Infektion denn dann stattgefunden haben?«, fragte Anne den Rechtsmediziner.
    »Das hab ich doch alles schon g’sagt: über die Haut.« Fritzenkötter zündete sich genervt eine neue Zigarette an.
    »Genau.« Anne ließ sich durch den grantigen Kettenraucher nicht rausbringen. Sie lächelte. »Und würde ein Mann wie Mattusek, der angesichts seines Berufs und seiner Erfahrung garantiert weiß, wie mit Milzbrand verseuchtes Fleisch aussieht, freiwillig ein solches Fleisch anfassen?«
    »Würde er nicht«, sagte Kastner hastig.
    »Also hat man ihn gezwungen, welches anzufassen!« Die Männer staunten. »Daher meine Hypothese: Ich glaube, der Täter hat Mattusek gefesselt und ihn dann mit einem Stück infizierten Fleisches absichtlich krank gemacht. Dann hat er gewartet, bis Mattusek so schwach war, dass er sich nicht mehr von der Stelle rühren konnte. Schließlich hat der Täter die Fesseln wieder entfernt, damit es so aussieht, als wäre Mattusek an einer versehentlichen Infektion gestorben – und hat ihn im Wald liegen gelassen.«
    »Das kann schon alles sein. Aber warum sollte man das so kompliziert machen?«, fragte Nonnenmacher verständnislos. »Wenn man jemanden loswerden will, kann man ihn doch auch einfach erschießen, vergiften oder aufhängen!«
    »Das ist ja wohl klar, Kurt – damit es aussieht wie ein natürlicher Tod! Der Mann liegt tot im Wald, er hat Wildmilzbrand, also könnt man doch denken, er ist durch ein Versehen gestorben, durch einen Unfall«, rief Kastner aus. »In echt war’s aber ein Mord!« Annes Kollege war jetzt in Fahrt. »Und Leute, die ein Interesse daran hatten, den Mattusek umzubringen, haben wir einen ganzen Heuwagen voll!«
    »Für mich gibt es allerdings zwei, die herausragen aus dem Kreis der Verdächtigen«, sagte Anne bestimmt.
    »Die Frau vom Mattusek, weil der sie immer so schlecht behandelt hat!«, warf Kastner aufgeregt ein.
    Anne nickte. »Und der Jäger, dieser Blasius Singer. Wer sich so schlecht unter Kontrolle hat – ich meine, ich selbst habe beobachtet, wie er auf Mattusek losgegangen ist. Natürlich ist er in so einer Situation aufgebracht: Da kommt ein Investor aus Düsseldorf an und macht ihm seinen Job und seine Autorität streitig, aber zieht man deshalb gleich ein Messer? Wer weiß, was damals passiert wäre, wenn ich nicht in der Nähe gewesen wäre?« Anne zögerte, ehe sie weitersprach. »Ich muss ehrlich sagen, ich würde mir den Singer sehr gerne nochmal vorknöpfen. Am besten noch heute Nachmittag.«
    »Nix da! Sie schließen jetzt erst einmal den Fall mit den Uferstegen ab, das ist viel vordringlicher. Was meinen Sie, was der

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