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Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Titel: Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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will wissen, was ihr nachts auf der Burg macht.«
    Adele schüttelte ihren Kopf, die Hände hatte sie so ineinanderverkrampft, dass das Weiße an den Knöcheln sichtbar wurde.
    »Ihr seid Täufer, nicht wahr?«, flüsterte Hiske. »Ihr seid Täufer aus Münster und haltet euch in der Herrlichkeit versteckt.«
    Adele schob die Kumme mit dem Brotteig nach hinten und verließ wortlos die Küche.
    Magda Dudernixen war heute zum ersten Mal wieder aufgestanden. Es ging ihr zwar nicht wirklich besser, doch sie konnte sich nicht länger dem Tagesgeschäft entziehen. Melchior hatte am letzten Abend ein Machtwort gesprochen. »Es ist bald so weit, Weib! Lange kann es nicht mehr bis zur Ankunft Rothmanns dauern. Werde jetzt rasch gesund, du musst heute Abend dabei sein. Krechting hat eine wichtige Neuigkeit, ich bestehe darauf, dass du mitkommst. Vergrab dich nicht länger, das macht von Ascheburg auch nicht wieder lebendig«, hatte er zu ihr gesagt. In Magda war eine Welle der Angst hochgekrochen. Was wusste Melchior?
    »Ich steh auf«, hatte sie gesagt, und nun saß sie vor ihrem Teller Haferschleim und rührte ihn seit Minuten um. Cornelius war präsenter als je zuvor, es war fast, als säße er ihr gegenüber und lache sie mit seinen tiefblauen Augen die ganze Zeit aus. Das passte gar nicht zu seinem Abgang, der dramatischer wirklich nicht hätte sein können. »Geh weg, Cornelius!«, sagte sie zu dem Schattenbild, das aber einfach nur ein Stück weiterhuschte.
    »Mit wem sprichst du?« Melchior war unbemerkt neben sie getreten.
    »Mit mir selbst«, sagte Magda. »Ist nichts.«
    Melchior griff ihr fest unters Kinn und zog ihren Kopf mit einem Ruck zu sich herüber. »Ich habe aber eben den Namen unseres alten Freundes gehört!«
    Magda glitt die Holzschale mit dem Brei auf den Boden, und ihr Mann zerrte sie in den Wagen. »Meinst du wirklich, ich hätte nicht mitbekommen, dass du ihm ständig schöne Augen gemacht hast? Dass er allen Röcken hier nachgestellt hat?«
    Melchior blies seiner Frau seinen fauligen Atem entgegen. Er näherte sich mit seiner großporigen wulstigen Nase und bohrte seinen Blick in ihr Gesicht, konnte aber Magdas Augen nicht erreichen, weil sie sie niederschlug. Sie war nicht in der Lage, ihren Mann anzusehen, es war, als stünde ihr die Wahrheit mitten ins Gesicht geschrieben. Die Wahrheit, dass sie von Ascheburg geliebt und gleichzeitig gehasst hatte. Dass sie seiner Liebe hörig gewesen war, dass sie sich noch immer nach seinen Lippen und seinem Gemächt sehnte. Und das wiederum in einer Form, die einer verheirateten Frau wahrlich nicht angemessen war.
    »Wenn ich herausbekomme, dass du es mit ihm getrieben hast, dann gnade dir Gott!«, ranzte Melchior sie an. Er spuckte ihr vor die Füße. »Ich brenne dir die Haut eigenhändig vom Körper! Und mit ihm hätte ich es auch gemacht, damit ihr zusammen in der Hölle schmoren könnt.«
    Magda zuckte unter jedem seiner Worte zusammen.
    Er warf sie aufs Lager, schob ihren Rock hoch, spreizte ihre Beine und zerrte seine Beinkleider nach unten. »Nun ist er weg, kannst ihn nicht mehr anhimmeln. Dafür wirst du es in Zukunft so oft mit mir tun, wie ich es will!«
    Magda ließ alles über sich ergehen, und während ihr Mann sich rücksichtslos an ihr befriedigte, sagte sie laut und deutlich: »Ich hasse ihn«, wusste aber in dem Augenblick selbst nicht, ob sie von Melchior oder Cornelius sprach.
    Der Knabe war unruhig, seit er von der jungen Frau das Essen und einen Namen erhalten hatte. Immer wieder piekte er sich mit dem Zeigefinger in den Bauch und sagte: »Wortsammler.«
    Danach dachte er an die anderen beiden Worte, die sie ihm geschenkt hatte. »Bauchfreude« mochte er besonders gern. Er würde wieder zu ihr gehen, vielleicht hatte sie noch ein paar Worte für ihn. Und noch mehr Bauchfreude. Das andere Weib von dem großen Hof hatte ihn vergessen, schien gar nicht mehr dort zu wohnen. Alles war still. Doch er konnte nicht weit in die Zukunft denken, das gelang ihm nicht. Es gab immer nur ein Jetzt und ein Morgen und ein bisschen ein Gestern, doch damit hielt sich der Junge nicht lange auf, denn davon konnte er nicht satt werden. Er musste sich nur merken, wo er schon einmal etwas zu essen gefunden hatte.
    Letzte Nacht hatte er sich nur kurz am Meer herumgetrieben. Es war verschwunden, kam aber ein bisschen eher zurück als am Vortag. Da war also alles in Ordnung. Seltsam, dass das Meer sich nicht wehrte, obwohl sie es bezwingen wollten.
    Der

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