Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin
Stickarbeit in die Ecke. Jetzt war er tot. Hatte zwei Blagen, das ihre und das von Magda, hinterlassen, für die es nun keinen Vater gab.
Ihr fiel Adele ein, die durch die Gnade von Ascheburgs die kleine Hofstelle behalten durfte, nachdem Stausand von den Fluten mitgerissen worden war. Sie hatte von ihrem Ehemann Nutzen gehabt, doch als Tyde in Not geraten war, hatte sie kein Bett für sie gehabt, nur diese Abseite, wo sie auf dem harten und kalten Fußboden schlafen musste. Kein Erbarmen mit einer werdenden Mutter, die eben zur Witwe geworden war. Der Tod ihres eigenen Mannes hatte Adele arg verbittert. Tyde erinnerte sich an das Gerücht, dass Adele zu Beginn der Ehe einmal ein Kind verloren hatte. Doch die Leute redeten so viel …
Ja, Tyde würde zu der Hebamme gehen und sie warnen vor der Falschheit dieser Täufer, die im Namen Gottes Frauen wild schwängerten und Köpfe rollen ließen, wo es ihnen gefiel, damit sie einfach so weitermachen konnten wie bisher. Sie machte einfach nicht mehr mit.
Dudernixen war froh, dass Magda mit den anderen Frauen zum Bleichen des Leinens auf die Wiese gegangen war. Er konnte ihren Anblick im Augenblick nur schwer ertragen. Das Balg unter ihrem Herzen war nicht das seine, er hatte, bis vor ein paar Tagen, als er sie gewaltsam genommen hatte, seit Monaten nicht mehr neben ihr gelegen, sondern sich ausschließlich mit der Marketenderin vergnügt. Einmal hatte sie sich ihm zwischendurch angebiedert, wahrscheinlich, als sie wusste, dass ein Kind unter ihrem Herzen wuchs. Er hatte es getan, doch es war nicht der Rede wert gewesen. Er würde weiterhin zu Anneke gehen. Sie roch besser, und außerdem war sie williger, als sein Weib es je sein würde. Magda wusste aber genau, dass er das Kind annehmen, sich niemals Hörner aufsetzen lassen würde. Die Gerüchte über den wahren Vater würden bald verstummen. Und doch brodelte es in ihm. Es war, als sei das Feuer unter einem der Wasserkessel zu heiß geschürt, als schlage das Wasser Blasen über Blasen. Er hasste den Hurensohn von Ascheburg, der ihn in diese Lage gebracht hatte, weil er seine Finger nach allen Frauen ausstreckte und auch vor seiner eigenen nicht zurückgeschreckt war. Aber von Ascheburg hatte seine gerechte Strafe erhalten. Er würde seine feinen Hände nun nicht mehr über die Haut seiner Frau gleiten lassen. Sie würden bald verfaulen und abfallen. Über Dudernixens Gesicht glitt ein Grinsen. Der Mann war außer Gefecht gesetzt, er würde weder weiteren Schaden bei seiner Frau anrichten können noch sich als Lokator und Anführer beim Deichbau aufspielen. Cornelius von Ascheburg war ausgelöscht, weg. Je tiefer der Bader in sich hineinlauschte, desto besser fühlte er sich. Cornelius von Ascheburgs Tod gab ihm ein großes Stück Freiheit, die er nun für sich nutzen konnte. Und nutzen würde, denn ihm standen jetzt alle Wege nach oben offen. Sie hatten keinen mehr außer ihm, der von Ascheburgs Arbeit machen konnte.
Er würde der große Lokator sein, der alles beherrschte. Er, der es im Gegensatz zu von Ascheburg schaffen würde, die Deichbauarbeiten voranzutreiben und den neuen Ort und Hafen zu bauen. Er würde es Krechting und Schemering schon zeigen. Das neue Täuferreich würde unter der Herrschaft der Mennoniten errichtet werden, die Täufer aus Münster würden keine Rolle mehr spielen. Sollte Krechting doch weiter seinen Träumen nachhängen. Er konnte es getrost abwarten, gute Miene zum bösen Spiel machen, und nach und nach die Herrschaft über die Herrlichkeit Gödens übernehmen. Er war der geeignete Mann dafür, alle anderen taugten nichts, wie die Vergangenheit gezeigt hatte.
Den Balg seiner Frau würde er kurz nach der Geburt verschwinden lassen. Dass ein Kind früh starb, war nicht ungewöhnlich, und es war besser, er ging so damit um, als dass er seine Frau verstieß und allen den Betrug deutlich machte. Er würde sich jetzt von seiner Frau eine gute Hafersuppe kochen lassen, sie genüsslich schlürfen und den Tag beginnen. Es gab noch viel zu tun, und ein Ding war die Suche nach dem Mörder. Oder besser nach dem Menschen, den er dafür auserkoren hatte, damit Ruhe herrschte. Nun galt es, einen Mörder aufknüpfen zu lassen, damit seinem Vorhaben nichts mehr im Weg stand. Er würde weiter die Fäden in den Händen halten und Schemerings Denken lenken. Es war eine gute Idee gewesen, Hinrich eins über den Schädel zu ziehen. Er war dadurch geschwächt, und Wolter war sowieso leichter zu beeinflussen
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