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Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Titel: Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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von Cornelius heimgesucht. Er ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Nicht eine Sekunde des Tages. Ihre Gedanken ratterten wie ein Pferdefuhrwerk, sie sah seine begehrlichen Augen, fühlte seine Hände auf ihrer Haut. Sie träumte davon, seinen Duft zu trinken, glaubte, ihn noch immer an sich zu spüren. Er konnte auch durch seinen Tod nicht abgewischt werden, so sehr sie es sich auch gewünscht hatte. Schon der Gedanke an ihn ließ es ihr zwischen den Oberschenkeln warm werden.
    Seit ihrer Flucht aus Holland war es mit ihrem Leben ständig bergab gegangen. Ihr waren keine Ruhe, kein Glück mehr beschert. Ihr Mann war immer unzufriedener geworden, da er in der Herrlichkeit nicht das sein konnte, wonach er begehrte. Er war nur durch Zufall Bader geworden, und er hasste es, die Waschzuber für die Lagerbewohner zu füllen und den Menschen ihre Rücken zu schrubben. Er hasste es, die Kranken zur Ader zu lassen oder ihnen die Geschwüre aufzuschneiden und die Wunden zu nähen. Diese Wut ließ er gern an ihr aus, indem er sie hin und wieder vergewaltigte oder sie vor den anderen Lagerbewohnern bloßstellte. Das war so lange gegangen, bis er sich auf die Marketenderin besonnen hatte, die ihm für ein Stück Seife oder einen viertel Schap gern zu Willen war.
    Bei all der Schmach und Pein hatte sie, Magda, ihr Herz an einen anderen Mann verschenkt, der ihre Gefühle nicht verdient hatte, verteilte er seine doch viel zu großzügig auch an andere. Sie konnte nicht mehr glücklich sein, zu groß war die Schuld, die sie auf sich geladen hatte, denn egal wie verwerflich Melchior sich benahm: Er war ihr Mann, und sie hatte sich zu fügen und nicht unter die Decke eines anderen zu kriechen. Von Melchior war sie nie schwanger geworden, aber von Ascheburg hatte ihr eine Frucht in den Leib gesetzt. Dieses Gefühl, in ihrer Ehe auf ganzer Linie versagt zu haben, ging mit einer großen Trauer einher.
    Nachts kamen die Schatten, die ihr sagten, dass seine Haut die ihre auf ewig berührte, die Schatten, die ihr seinen frischen Atem wie zum Hohn noch immer ins Gesicht pusteten. Als sie Cornelius gesagt hatte, dass sein Kind in ihr wuchs, war er lachend davongegangen, hatte ihr gesagt, dass auch sein Weib von ihm dicker wurde. Er sei eben der fruchtbarste Mann, den das Lager je gesehen hatte. Dann hatte er hinzugesetzt, ohne eine Miene zu verziehen: »Außerdem kannst du nicht wissen, ob es von mir oder deinem Mann ist. Du bist sein, Nacht für Nacht.«
    »Er hat seit drei Monaten nicht mehr bei mir gelegen, er ist nicht der Vater«, hatte sie ausgestoßen, ihn angesehen, in der Hoffnung, er möge die tiefe Liebe, die sie für ihn empfand, erkennen. Doch er erkannte weder die Tiefe des Gefühls noch die Angst, die in Magda brodelte.
    Er hatte nur gesagt: »Dann mach es jetzt schnell weg, damit er nicht merkt, dass es nicht von ihm ist.« Magda hatte noch immer seinen Mantel vor Augen, als er ihn sich mit Schwung über die Schultern geworfen hatte und in den Abend hinein verschwunden war.
    Sie aber war allein geblieben. Mit sich, der Abscheu, sich ihrem Mann anzubiedern und hinzugeben, und einem Kind, das sie das Leben kosten konnte, denn wenn Melchior herausbekam, dass es nicht von ihm war, würde er sie erdolchen. Oder Cornelius. Oder sie beide. Noch am selben Abend hatte sie es hinter sich gebracht, das Licht gelöscht und war dicht an ihn herangekrabbelt, hatte seine Männlichkeit umfasst und war erstaunt gewesen, wie intensiv ihr Mann darauf reagierte. Es war schnell gegangen, sie hatte ihm den Rücken zugedreht, damit sie seinen fauligen Atem nicht direkt im Gesicht hatte und ihm nicht auf die große Nase sehen musste. Sie hatte die Augen geschlossen und an Cornelius gedacht. Daran, wie wissend er mit ihrem Körper umgegangen war. Sie hatte nur ein paar harte Stöße gespürt, die sich in ihren Körper rammten und ihn mit der lebensspendenden Flüssigkeit füllten, die ihr in diesem Augenblick das Leben rettete.
    Danach hatte sie begonnen, von Ascheburg zu hassen. Anders als vorher, wo sie es sich nur eingeredet hatte, damit sie einen Grund fand, sich ihm zu verweigern. Jetzt steigerte sie sich in dieses Gefühl hinein, konnte ihn auch in Gedanken nicht mehr Cornelius nennen, er war zu dem Lokator von Ascheburg verkommen, der nur noch eines verdient hatte: den Tod.
    Hiske war schon früh auf den Beinen, weil sie das Saatgut auf ihr Beet gebracht hatte, damit der Kräutergarten gedeihen konnte. Sie hatte glücklicherweise vorgesorgt und

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