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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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Todes stirbt, sodass ich doch glaube, der Mord ist das wichtigste Anliegen. Die Häuptlingswitwe ist schon sehr ungehalten. Das werden wir alle zu spüren bekommen.«
    »Was wollt Ihr von mir?« Jan verstand nicht so ganz, welche Rolle er bei der Aufklärung spielen konnte.
    »Ihr sollt Augen und Ohren offen halten, mich über alle Dinge sofort informieren. Als Arzt habt Ihr Zugang zu sehr vielen Häusern, und Ihr steht der Hebamme nah. Also bekommt Ihr mehr mit, als Euch vielleicht lieb ist.«
    »Krechting! Kein Mensch wird mir erzählen, dass er jemanden getötet hat.« Jan löste sich aus der Umklammerung.
    »Und wenn doch?« Der Jurist hauchte Jan jetzt fast ins Ohr. »Und wenn es Euer alter Freund, der Mönch, war?«
    Jan zuckte zurück. »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Er ist in der Nacht am Siel gesehen worden, zusammen mit dem Irren. Und der hat wiederum am Nachmittag zuvor Streit mit Friso van Heek gehabt.« Über das Gesicht Krechtings glitt ein selbstzufriedener Ausdruck. Er glaubte, den Mörder bereits zu kennen.
    »Ihr nehmt doch nicht im Ernst an, dass die beiden etwas damit zu tun haben? Garbrand ist mein Freund. Der beste. Und keiner der beiden bringt einen Menschen um. Niemals!«, setzte Jan voller Überzeugung nach. Er musste dringend mit Garbrand sprechen. Diese Anschuldigungen konnten für ihn und den Knaben unglaublich gefährlich sein.
    Krechting hatte sich noch immer vor dem Arzt aufgebaut, die Arme vor dem Wams verschränkt. »Garbrand ist in erster Linie ein katholischer Mönch, der bestimmt mit den Kirchenreformern noch eine Rechnung offen hat. Nach dem, was ihm in diesem englischen Kloster widerfahren ist.«
    »Friso van Heek aber war Kaufmann und kein gläubiger Mensch. Ich bitte Euch, keine voreiligen Schlüsse gegen meine Freunde zu ziehen.«
    »Es reicht oft, dort für Missstimmung zu sorgen, wo man es brauchen kann. Das Opfer kann in dem Augenblick unerheblich sein.«
    »Ich denke, wir sollten reden«, sagte Jan. Hiske musste warten, so schwer es ihm auch fiel. Krechting hatte seinen besten Freund als Mörder in Verdacht, und da der Wortsammler auch in der Nacht dabei gewesen war, würde es nicht lange dauern, bis sie auch ihn anschuldigten. Es blieb Jan nichts anderes übrig, als sich darum zu kümmern. Die Epidemie, Hiske … beides musste warten, ob es ihm gefiel oder nicht.
    Hiske saß am Bett des kleinen Mädchens. Sie flößte ihr ein Gebräu aus Katzenminze, Eisenkraut und Wasserdost ein. Das hatte bei dem letzten erkrankten Jungen gewirkt und die Hitze rasch gesenkt. Auch jetzt zeigten sich bei der Kleinen große Schweißperlen auf der Stirn, und in kürzester Zeit war deren gesamte Kleidung völlig durchnässt. »Der Schweiß senkt das Fieber«, erklärte sie der Mutter, die vor Sorge kaum ansprechbar war. Sie drehte die gelb glasierte Keramikrassel in den Händen, so als hoffte sie, das Spielzeug ihrem Kind bald wieder in die Hand drücken zu können. »Sie soll leben, Herrgott im Himmel. Ich flehe dich an, bei allem, was mein ist. Sie soll leben!«, betete die Mutter.
    Hiske kleidete das Mädchen um, wechselte das Bettzeug. Dann holte sie lauwarmes Wasser und umwickelte die Unterschenkel mit feuchten Tüchern. Das Mädchen schlug die ganze Zeit mit dem Kopf, stieß wirre Laute aus und verdrehte die Augen. Doch nach einiger Zeit wurde sie ruhiger und fiel in einen tiefen Schlaf, der sie fast wie tot erscheinen ließ, aber nur die Erschöpfung widerspiegelte.
    »Es sieht aus, als wäre sie vorerst über den Berg.« Hiske schluckte. Das Fieber würde zurückkommen. Nach einer kurzen Zeit der Beruhigung war es wieder da. Den dritten Schub überlebten viele nicht mehr. Aber dieses Mädchen war von starker Natur; sie konnte es schaffen.
    Draußen war es mittlerweile stockdunkel. Ein leiser Wind strich ums Haus und blähte den Vorhang, als Hiske das Fenster einen Moment öffnete. Sie brauchte dringend frische Luft. Jan Valkensteyn war, trotz seiner Zusage, nicht mehr gekommen. Hiske versuchte, die Eifersucht auf Anneke zu verdrängen, denn nur sie konnte der Grund sein, warum er sein Versprechen gebrochen hatte. Anneke wusste nur zu gut, wie sie einen Mann lenken musste.
    Hiske atmete die warme Luft einmal tief ein, ließ das Fenster einen Spalt breit offen und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Mädchen. Ihr war von Beginn an bewusst gewesen, dass sie Jan nicht halten konnte, er wollte sich einfach nicht binden. Hiske glaubte nicht mehr daran, dass er ihr den Grund dafür

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