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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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war sie ein paar Schritte gegangen, stand Friso van Heek vor ihr. Alles Weitere bekam Magda nicht mehr zusammen. Sie war dankbar, dass es so war und sich erneut die große Dunkelheit auftat. Nicht weiterdenken.
    Friso van Heek war tot, hatte Melchior gesagt. Aber sie hielt sein Medaillon in der Hand. Warum auch immer. Der Verschluss hatte mittlerweile ihre Hautoberfläche durchstochen, und ein Rinnsal warmen Blutes lief an ihrem Arm herunter. Dieser Schmerz hatte zur Folge, dass sich die Dunkelheit nun unausweichlich beiseiteschob und weitere Bilder vor ihren Augen tanzten. Ihr Herz begann zu galoppieren, zu stolpern. Magda bekam kaum Luft.
    Sie wusste nicht, ob sie jemand gesehen hatte, als sie völlig aufgelöst nach Hause gerannt war. Das Haar hatte sich aus dem Knoten gelöst, ihr Rock war am Saum zerrissen. Sie hatte ausgesehen wie ein Weib, dem Schlimmes angetan worden war.
    »Nein!«, rief Magda, drückte ihr Gesicht ins Kissen. Sie wurde wie von einer Woge überrollt, die genau über ihr brechen und sie unter sich begraben würde. Doch die Erinnerungen kamen ein weiteres Mal, ließen sich nicht unterdrücken.
    Es war nass gewesen, und ein Grashalm hatte sie im Nasenloch gekitzelt, ein böser Schmerz ihren Leib durchzuckt, gefolgt von einem Brennen. Sie hatte kaum Luft bekommen, als sich eine kräftige Hand über ihren Mund und die Nase legte.
    Plötzlich waren Stimmen da gewesen. Stimmen, die dem Brüllen des Stieres ähnelten und die van Heek hatten innehalten lassen. Er war noch einmal kräftig in sie eingedrungen, hatte einen urwüchsigen Laut von sich gegeben, ihr danach ins Ohr geraunt, er würde sie abstechen, wenn sie auch nur einen Ton von sich geben würde. Magda hatte geschwiegen, vor Angst wie erstarrt dagelegen. An ihrem Versteck war der Irre vorbeigestürmt, kurz darauf der alte Mönch, der noch immer glaubte, keiner wüsste von seiner Vergangenheit. Beide waren in Richtung der Neustadt gerannt.
    Friso van Heek hatte sie schließlich losgelassen. »Hau ab und halte dein Schandmaul, sonst jage ich dir schneller ein Messer zwischen die Rippen, als du es dir vorstellen kannst!«
    Magda war losgestolpert, einfach nur los. Sie konnte sich an den Weg nicht mehr erinnern, nicht daran, ob ihr Garbrand und der Irre ein weiteres Mal über den Weg gelaufen waren. Sie wusste auch nicht, wann sie nach Hause gekommen war. Ein Hauch von Erinnerung zeigte ihr einen aufgehenden roten Ball, doch es war auch möglich, dass es nur ihren Gedanken entsprang.
    Melchior hatte bereits in der Bettstatt auf sie gewartet. Er roch nach der Duuvke, die er zuvor bestiegen hatte. »Wo kommst du her um diese Zeit?« Seine Stimme glich dem drohenden Grollen eines wütenden Hundes. Sie kam ganz tief aus dem Kehlkopf. »Deine Kleidung ist völlig zerfetzt, Weib.«
    Magda hatte Melchior nicht antworten können. Sie zitterte, ihre Beine gaben nach, vor allem, als Melchiors Faust ihre rechte Wange traf. Sie glaubte sich daran erinnern zu können, dass sie »van Heek« ausgestoßen hatte, doch sicher war sie nicht. Ihr Mann aber war aus dem Haus gestürmt und erst eine ganze Weile später zurückgekehrt.
    »Werter Valkensteyn, Ihr seid auch noch zu solch später Stunde auf den Beinen? Der Tag neigt sich bald dem Ende zu.« Krechting trat wie eine Nebelgestalt aus dem Halbdunkeln und baute sich vor dem Arzt auf.
    »In der Neustadt ist das Kind der Weberin am Marschenfieber erkrankt. Ich will der Hebamme zur Hand gehen. Der Seuche muss Einhalt geboten werden. Wir müssen wissen, woher es kommt und wie wir es behandeln können.«
    Krechtings Pranke legte sich auf Jans Oberarm und umschloss ihn wie mit einer Zange. »Wir haben einen Toten, Valkensteyn. Und Ihr habt die Leichenschau durchgeführt. Es gibt wahrlich größere Probleme als das Fieber.«
    »Es kommt sicher immer darauf an, was man als wichtiger erachtet. Viele tote Kinder sind für mich durchaus ein Grund, auch zu später Stunde noch meiner Arbeit nachzugehen. Darf ich mich empfehlen?«
    Krechtings Hand umklammerte Jan heftiger. »Ich muss Euch leider bitten, mir zu folgen. Schon bald werde ich mit Dr. Westerburg die Herrlichkeit in Richtung Emden verlassen, vor allem jetzt, wo Lübbert Jans Kremer die Bauaufsicht übernehmen kann. Doch selbst wenn mein Neffe Wolter als Landrichter für Dinge wie den Mord zuständig ist, so liegt es mir doch am Herzen, werter Medicus, dass die Angelegenheit schnell geklärt wird. Es ist immer ein großes Problem, wenn jemand keines natürlichen

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