Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
AnnaClaire. „Geht es Euch ebenso, meine Liebe?"
Diese wählte ihre Worte mit Bedacht. „Stärke ist sicherlich etwas, was jeder von uns für eine bewundernswerte Eigenschaft hält. Aber ich denke auch, dass die Willenskraft des irischen Volkes nicht zu unterschätzen ist."
„Ihr glaubt also nicht, dass viel Geld diese Menschen dazu verleiten könnte, uns einen der ihren auszuliefern?"
„Ich weiß es nicht. Vielleicht gibt es den einen oder anderen Iren, dem das Wort Treue nichts bedeutet."
„Genau darauf vertraue ich", rief Dunstan erregt aus. „Ich brauche nur eine einzige Person, die mir ein kleines Geheimnis zuflüstert, und dann gehört der Blackhearted O'Neil mir."
„Hoffentlich behaltet Ihr Recht." Lord Davis gähnte hinter vorgehaltener Hand. Er, Lord Dunstan und AnnaClaire hatten bereits den größten Teil des Tages auf Lady Thornlys Anwesen verbracht und auch das Abendessen hier eingenommen. „Wenn Ihr Erfolg habt, wird Euch die Königin überaus dankbar sein."
„Wer weiß", sinnierte Lady Thornly, „ob Euch die Königin in ihrer Dankbarkeit nicht sogar zum Ritter schlagen und zum Herrn über ein ganzes Land machen wird."
„Das wäre durchaus möglich." Dunstan nickte heftig. „Und da würde ich Irland als eine folgerichtige Belohnung ansehen.
Trotz der ausgeprägten Armut hier gibt es doch auch ganz exquisite Landstriche und einige atemberaubende Landsitze."
Lord Davis sah AnnaClaire an, die eigentümlich blass wirkte. „Du bist sehr still, mein Kind. Bis du müde?"
„Ein wenig."
„Dann werden wir umgehend aufbrechen." Der alte Herr erhob sich und ging zu ihr hinüber.
AnnaClaire bedachte ihn mit einem dankbaren Lächeln, als sie seine ausgestreckte Hand ergriff.
Es gelang ihr, die freundliche Miene auf der langen Heimfahrt beizubehalten, obwohl ihr das Zusammensein mit Lord Dunstan von Minute zu Minute unerträglicher vorkam. Sie seufzte kaum hörbar auf, als sie schließlich vor dem Portal von Clay Court standen.
„Gute Nacht, Mylady. Habt Dank für einen wunderbaren Tag. Darf ich Euch morgen wieder meine Aufwartung machen?"
„Gute Nacht, Lord Dunstan. Nein, leider werde ich morgen fast den ganzen Tag unterwegs sein."
„Ich verstehe." Er warf ihr ein vielsagendes Lächeln zu. „Ihr wisst, dass jede Weigerung oder Absage Eurerseits mein Verlangen nach Euch nur weiter anstachelt, nicht wahr? Also, wie steht es mit übermorgen?"
Bevor AnnaClaire etwas erwidern konnte, schüttelte er den Kopf. „Nein, nein, Mylady, Ihr braucht Euch jetzt nicht zu entscheiden. Ich werde morgen meinen Kutscher schicken, der Eure Antwort einholen und mir überbringen wird."
In ihren Gemächern traf AnnaClaire auf Glinna, die bereits auf sie gewartet hatte. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich von dem Mädchen bei der Toilette für die Nacht helfen zu lassen.
„Bridget sagt, sie würde Euch ein Tablett mit einem Nachttrunk und ein wenig Gebäck bringen, wenn Ihr es wünscht", sagte die Zofe, als AnnaClaire in ihrem Bett lag.
Sie stimmte zu, und kurze Zeit später trat Bridget in das Schlaf gemach. „Während Eurer Abwesenheit habe ich mich um unseren Gast gekümmert", erklärte die Hauswirtschafterin.
„Vielen Dank, Bridget. Und wie geht es ihm?"
„Wie allen Männern, wenn sie auf dem Wege der Besserung sind. Er ist gereizt, ungeduldig und versinkt beinahe in Selbstmitleid."
AnnaClaire musste lachen. „Die Beschreibung passt gut zu Rory O'Neil. Hat er denn gegessen?"
„Nein, er hat die Speisen kaum angerührt. Sowie er hörte, dass Ihr den ganzen Tag fort sein würdet, schob er das Tablett beiseite und schmollte wie ein kleiner Junge."
Seltsamerweise empfand AnnaClaire bei dieser Schilderung ein Gefühl großer Freude.
Unwillkürlich lächelte sie glücklich vor sich hin. „Ach, dafür wird er morgen die doppelte Menge zu sich nehmen", meinte sie unbekümmert. „Am besten kochst du fürs Frühstück eine extra große Portion Haferbrei."
„Sehr wohl, Mylady." Bridget wies auf das Tablett. „Ich habe für alle Fälle genug Essen vorbereitet, falls er im Laufe der Nacht Hunger bekommt." Verstohlen schaute sie Anna Claire an. „Es könnte ja sein, dass Ihr noch zu ihm geht, bevor Ihr Euch schlafen legt."
„Ich danke dir, Bridget." AnnaClaire erkannte, dass sie in der Tat den übermächtigen Wunsch verspürte, Rory noch einen Besuch abzustatten.
Rory hörte die leichten Schritte auf der Stiege und schaute in gespannter Erwartung auf die Tür. Die Kehle wurde ihm
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