Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
wohl, Mylady! Gott schütze Euch!"
Nachdem die junge Mutter mit ihren Kindern zwischen den Bäumen verschwunden war, herrschte mo mentan eisiges Schweigen, das schließlich Lord Dunstan brach.
„Meine liebe AnnaClaire, Ihr seid Euch wohl darüber im Klaren, dass Euer Umhang auf dem Markt einen hübschen Preis erzielen wird. Die Frau wird ihn zweifellos verhökern, um ihrem Mann Whiskey kaufen zu können."
„Möglich", entgegnete AnnaClaire kurz angebunden. „Vielleicht benutzt sie ihn aber auch, um ihre Kinder damit zu wärmen."
Dunstan warf den Kopf zurück und lachte laut auf. „Meine Teuerste, ich sehe, dass Ihr jemand braucht, der Euch vor den Folgen Eurer sentimentalen Anwandlungen bewahrt. Diese Leute scheren sich keinen Deut um ihren Nachwuchs. Soweit ich es beurteilen kann, vermehren sie sich wie Tiere."
„Und das wollt Ihr wahrscheinlich auch der Königin berichten, nicht wahr?" AnnaClaire war jetzt so wütend, dass sie jegliche Selbstbeherrschung verlor. „Vielleicht möchtet Ihr ja sogar, dass ein englisches Dekret den Iren verbietet, überhaupt noch Kinder in die Welt zu setzen."
„Gar keine schlechte Idee. Ich bin auch der Meinung, dass die Königin wissen sollte, dass diese Menschen hier nicht erben und vererben sollten. Sie haben weder die Möglichkeiten noch den Willen, ihren Besitz zu erhalten. Wenn man solchen Kreaturen dieses Land überlässt, wird es schon bald nur noch für Schweine und primitive Wesen einen Lebensraum bieten."
„Und darüber scheint Ihr ja besonders viel zu wissen, nicht wahr?" gab AnnaClaire sarkastisch zurück. Sie wollte noch mehr sagen, doch unbemerkt war Lord Davis hinter sie getreten und legte ihr seinen Rock um die Schultern.
„Genug, meine Liebe." Energisch drehte er sie zu sich he rum und schaute ihr mahnend ins Gesicht. „Vom Wasser her kommt ein recht frischer Wind. Wir bringen dich jetzt am besten nach Hause."
„Aber ich bin noch nicht fertig", protestierte AnnaClaire.
„Oh doch." Mit überraschend kräftigem Griff führte Lord Davis sie den Weg zurück zu der Kutsche. Dabei redete er in beschwörendem Tonfall auf sie ein. „Du bist gut beraten, liebes Kind, wenn du Lord Dunstan nicht erzürnst. Er kann ein einflussreicher, mächtiger Freund sein, aber auch ein gefähr licher Feind."
„Lord Dunstan ist mir egal. Und die anderen auch."
Der alte Mann schüttelte den Kopf. „AnnaClaire, bitte! Denk doch auch ein wenig an mich."
„Ihr wisst, dass ich Euch von Herzen liebe, Lord Davis", versicherte AnnaClaire und strich ihm sacht über die Wange.
Er hielt ihre Hand fest. „Dann hüte deine Zunge. Wir werden kein Wort mehr über diese Sache verlieren. Und wenn Lord Dunstan bereit ist zu vergessen, wirst du es auch tun.
Einverstanden?"
AnnaClaire atmete einmal tief durch, bevor sie zustimmend nickte.
„So ist's recht." Lord Davis tätschelte ihre Hand, bevor er ihr in die Kutsche half. Und als gleich darauf Dunstan neben AnnaClaire Platz nahm, atmete der alte Lord erleichtert auf.
Doch obwohl Lynley sich zuvorkommend und freundlich gab, hatte Lord Davis insgeheim die Befürchtung, dass AnnaClaire sich am Fluss zu viel erlaubt hatte.
Hoffentlich machte sie sich Lord Dunstan nicht zum Feind.
Erleichtert lief AnnaClaire die Treppe zu ihren Gemächern hinauf. Sie fühlte sich wie von einer großen Last befreit, nachdem sie sich von Lord Dunstan verabschiedet hatte. Mit einem erwartungsvollen Lächeln öffnete sie schwungvoll die Tür zu ihrem Schlafgemach.
„Glinna, was machst du denn hier?"
Erschrocken wirbelte die Zofe herum. „Mylady, Verzeihung, ich habe Eure Kleider aufgehängt." Sie schaute sich verstohlen in dem Raum um und wich dann zur Tür zurück.
„Soll ich noch bleiben und Euch beim Ausziehen helfen?"
„Das ist nicht nötig. Gute Nacht, Glinna." AnnaClaire lauschte. Glinna schien es sehr eilig zu haben. Wahrscheinlich war sie mit einem der Stallburschen verabredet und konnte es gar nicht abwarten, zu ihm zu gelangen.
AnnaClaire verübelte es dem Mädchen nicht. War sie selbst nicht auch voller Ungeduld?
Sie wollte doch auch so schnell wie möglich zu dem, der in der Kammer auf dem Dachboden auf sie wartete.
Sie durchschritt den Raum und blieb plötzlich wie erstarrt stehen.
Die Tür zu der Stiege, die auf den Dachboden führte, war nur angelehnt. Doch AnnaClaire wusste ganz genau, dass sie sie am Morgen geschlossen hatte.
„Oh nein." Sie presste die Hand an die Lippen, um einen Schreckenslaut zu
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