Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
Vom Netzwerk:
Jack auch nur deswegen ins Gesicht geschleudert, weil er sie so wütend gemacht hatte.
    „Diese Worte sind wohl der Todesstoß für jede Romantik“, stellte Greg lachend fest, nahm ihre Hand und zog Sally von der Bank hoch. „Komm, es ist Zeit, sich für das Abendessen umzuziehen.“
    Ein Schatten fiel über sie, und Sally schirmte die Augen vor der tiefstehenden Sonne ab. Es war wohl unvermeidlich, dass ausgerechnet Jack dastand und mit grimmigem Blick miterleben musste, wie Gregory Holt wieder einmal ihre Hand hielt.
    „Hallo, Jack“, begrüßte Greg ihn gelassen, und er fing an zu grinsen, als er Jacks versteinerte Miene wahrnahm. „Deine hübsche Verlobte und ich unterhielten uns gerade über Romantik.“
    „Ich verstehe“, erwiderte Jack kalt. Er wandte sich abrupt Sally zu. „Charley hat mich gebeten, dich ein wenig herumzuführen, aber wie es aussieht, fühlst du dich hier schon recht heimisch.“
    „Sally befindet sich hier sicherlich unter Freunden“, ließ Greg sich vernehmen, und sie hörte die unmissverständliche Drohung aus seinen Worten heraus. Sie sah, dass Jack durchaus bereit war, die Herausforderung anzunehmen.
    „Entschuldige mich“,bat sie Greg und entzog ihm die Hand. „Ich muss mich jetzt für den Abend fertig machen.“ Damit ging sie davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Sollten die beiden die Sache doch unter sich ausmachen. Ein unbedachtes Wort von Greg, und Jacks enorme Anspannung konnte zu Handgreiflichkeiten führen, das hatte sie ihm deutlich angemerkt. Allerdings ergab das für sie keinerlei Sinn, denn wie konnte Jack sich so besitzergreifend aufführen, wo sie doch für ihn nichts weiter als eine Verlobte auf Zeit war und er sie ganz gewiss nicht liebte?

6. KAPITEL
    Jack mühte sich gereizt mit seinen Manschettenknöpfen ab, während der geduldige Kammerdiener, den sein Schwager ihm zur Verfügung gestellt hatte, letzte Hand an den richtigen Sitz des Kläppchenkragens legte.
    „Wenn Sie bitte nur noch einen Moment stillhalten könnten, Sir“, bat der Mann resigniert. Jack seufzte. Auch der Smoking, das Hemd und die Fliege stammten von Stephen. Gott sei Dank waren Jack und sein Schwager gleich groß. Jack hatte etwas breitere Schultern und merkte, dass der Stoff leicht spannte, aber alles in allem passte der Smoking ganz gut. Stephen hatte darauf bestanden, denn er befürchtete, Lady Ottoline könnte äußerst verstimmt reagieren, wenn Jack nicht formelle Abendkleidung trug.
    Er fragte sich, was Charley wohl für Sally zum Anziehen aussuchen würde. Aber was es auch sein mochte, nichts konnte das fuchsiafarbene Kleid in den Schatten stellen, das sie zwei Nächte zuvor getragen hatte. Bitterkeit stieg plötzlich in ihm hoch, weil die vorangegangenen Nächte mit ihr so ganz anders gewesen waren. Da hatte er sie noch für aufrichtig gehalten, aber nun gab es zwischen ihnen nichts mehr außer dem verheerenden körperlichen Verlangen.
    Und heute Abend spielte sie sogar seine Verlobte. Ein eher zufriedenes als wehmütiges Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Ihm gefiel die Vorstellung, mit Sally verlobt zu sein, weitaus mehr, als er bei seiner spontanen Verkündigung erwartet hatte. Er musste sich eingestehen, dass er sich danach gesehnt hatte, sich auch offiziell zu Sally zu bekennen und der Welt zu zeigen, dass sie zu ihm und nur zu ihm gehörte. Ihm war klar, dass diese Sehnsucht einer der Gründe war, warum er so wütend auf ihr doppeltes Spiel reagiert hatte. Seine Gefühle waren nicht unbeteiligt geblieben – Sehnsucht, Verlangen, wenn nicht sogar Liebe –, deshalb schmerzte ihn der Vertrauensbruch umso mehr.
    Seine früheren Affären hatte immer die genau entgegengesetzte Wirkung gehabt; er hatte nie bei einer Frau bleiben wollen. Jetzt war er entschlossen, Sally nicht eher gehen zu lassen, bis er selbst dazu bereit war. Er hatte sie von Anfang an gewollt, und nun sollte jeder wissen, dass sie ihm gehörte, vor allem Gregory Holt, der sein Interesse an ihr so unverhohlen zur Schau gestellt hatte.
    „Fertig, Sir“, verkündete der Kammerdiener und trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu bewundern. „Nicht schlecht, wenn ich das so sagen darf.“
    „Vielen Dank, Jeavons“, sagte Jack.
    Als er sein Zimmer verließ, sah er seine Schwester und Sally vor sich die Treppe hinuntersteigen. Charley hatte Sally offenbar in deren Zimmer abgeholt, um sie nach unten zu begleiten, für den Fall, dass sie nervös war. Jack konnte nur den Kopf schütteln über Charleys

Weitere Kostenlose Bücher