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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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wahr?“
    Sally presste die Finger an die Schläfen, um die sich anbahnenden Kopfschmerzen in Schach zu halten. Sie konnte Connie nicht verraten, das wäre Treuebruch gewesen. Sie musste zuerst mit ihrer Schwester sprechen. Nur leider vertraute Connie sich ihr in letzter Zeit nie an. Sie standen sich nicht nahe – nicht mehr – seit Connies letzter, grausam gescheiterter Liebesbeziehung. Danach hatte ihre Schwester sich in sich selbst zurückgezogen und kaum noch mit Sally gesprochen. Doch nun würde Sally sie zum Reden bringen müssen.
    „Bitte, überlassen Sie die Angelegenheit mir, Mr. Kestrel“, sagte sie. „Ich werde mich darum kümmern.“ Sie sah ihn an. „Ich gebe Ihnen mein Wort, dass Ihr Onkel nicht länger belästigt werden wird.“
    Jack seufzte erneut. „Ich würde Ihnen ja gern vertrauen, Miss Bowes, aber das tue ich nicht. Ich bin ja schließlich nicht von gestern.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Sie könnten ohne Weiteres an dieser Sache beteiligt sein, und es wäre sehr leichtsinnig von mir, mich einfach auf Ihr Wort zu verlassen.“ Er ließ den Blick verächtlich über sie schweifen, und Sally glühte vor Zorn und vor Gekränktheit. „Sie sollten wissen, dass mein Onkel alt und seit Jahren zunehmend gebrechlicher wird“, fügte Jack hinzu. „Erst kürzlich wurde uns mitgeteilt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Eine solche Angelegenheit wird sein Ende beschleunigt herbeiführen. Aber vielleicht ist Ihnen das gleichgültig.“
    „Vielleicht sollten Sie einmal mit Ihrem Cousin reden“, fuhr Sally ihn an, „und ihn davon abbringen, unüberlegte Liebesbriefe zu schreiben. Jede Affäre hat nun mal zwei Seiten!“
    Jack lächelte. „Das ist allerdings richtig, Miss Bowes, und ich werde mit Bertie sprechen und ihm raten, sich künftig nicht mehr mit leichten Mädchen einzulassen, die nur auf sein Geld aus sind.“
    „Sie werden beleidigend, Mr. Kestrel“, sagte Sally. Ihre Stimme bebte vor Zorn und vor Anstrengung, beherrscht zu bleiben.
    „Ich bitte um Verzeihung.“ Er klang nicht im Entferntesten reumütig. „Ich hasse nun mal Erpressung und Nötigung, Miss Bowes. So etwas bringt meine dunkelsten Seiten zum Vorschein.“
    Sally schüttelte gereizt den Kopf. „Ich glaube nicht, dass uns das jetzt weiterbringt, Mr. Kestrel.“
    „Nein, da haben Sie recht“, stimmte Jack zu. „Und ich werde nicht ruhen, bis ich meinem Onkel sagen kann, dass ich diese Briefe eigenhändig vernichtet habe. Etwas anderes würden Sie von mir doch auch nicht erwarten, oder, Miss Bowes?“
    Sally hätte nichts anderes von ihm erwartet. Ein so konsequenter, energischer Mann wie Jack Kestrel gab in einer solchen Angelegenheit nicht nach. Und das wiederum stellte sie vor ein großes Problem. Wie konnte sie Connie schützen und gleichzeitig zuverlässig dafür sorgen, dass die Briefe entweder zurückgegeben oder zerstört wurden? Sie hatte Connie immer verteidigt, das war ihr zur festen Gewohnheit geworden, obwohl sie in letzter Zeit geglaubt hatte, ihre Schwester wäre inzwischen hart wie Stahl und brauchte ihren Schutz nicht mehr.
    „Miss Bowes?“ Jacks Stimme unterbrach ihre Gedanken. „Sie scheinen einige Schwierigkeiten zu haben, einen Entschluss zu fassen. Vielleicht hilft es Ihrer Konzentration, wenn ich Ihnen sage, dass ich die Polizei rufen lasse, sollten Sie mir die Briefe nicht aushändigen.“
    Sie fuhr herum, und ihre Augen funkelten. „Das würden Sie nicht wagen!“
    „O doch.“ Sein Blick wirkte zwar leicht belustigt, aber seine Stimme klang kalt. „Wie ich bereits sagte, ich mag keine Erpresser, Miss Bowes. Nur aus Rücksicht auf meinen Onkel habe ich mich nicht direkt an die Behörden gewandt.“ Seine Miene wurde noch eisiger. „Außerdem werde ich alles tun, um den Ruf des Blue Parrot zu ruinieren und Ihnen das Geschäft zu verderben. Seien Sie versichert, mein Einfluss ist weitreichend.“
    Sally starrte ihn an, und auf ihren Wangen zeichneten sich rote Flecken des Zorns ab. Sie bezweifelte nicht, dass er seine Drohung in die Tat umsetzen konnte. Er war reich und verfügte über gute Beziehungen; ein Mitglied des exklusiven, ausschweifenden Freundeskreises von König Edward und jederzeit in der Lage, die Aufmerksamkeit des wankelmütigen Monarchen in eine andere Richtung zu lenken. Momentan war der Blue Parrot Club in Mode, aber wie lange mochte es noch dauern, bis die erlauchten Gäste, die durch seine Pforten strömten, beschlossen, sich anderweitig zu vergnügen? Und

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