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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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und Sally verzweifelte beinahe daran, ob ihre Worte ihn wohl jemals erreichen würden. Er hatte seine Schuld und seinen Kummer zehn Jahre lang fest in sich verschlossen gehalten. Endlich verstand sie diesen Teil von ihm, der unerreichbar war – den Teil, der verbittert den Glauben an die Liebe verloren hatte. Sie hatte jetzt kaum noch Hoffnung, jemals etwas daran ändern zu können.
    Trotzdem musste sie es versuchen. „Du hast mir gesagt, du hättest Merle aufrichtig geliebt“, sagte sie und schämte sich, dass sie sogar in diesem Moment noch eifersüchtig auf Jacks tiefe Liebe zu dieser Frau sein konnte. „Du hast sie geliebt und wolltest, dass sie glücklich ist. Du glaubtest, sie damit glücklich zu machen, wenn ihr gemeinsam fortlauft. Und wer weiß – du hättest damit recht haben können, wenn die Geschichte ganz anders ausgegangen wäre.“ Sie hielt den Blick angestrengt auf die dunklen Bäume gerichtet. „Du wusstest, dass Michael Jameson ein gefährlicher, gewalttätiger Mann war. Das war eins von den vielen Dingen, die du ihr künftig ersparen wolltest, weil du sie liebtest. Also hast du getan, was du für richtig hieltest. Du hast sie gebeten, mit dir durchzubrennen, und sie hat eingewilligt. Sie entschied sich dafür, mit dir zu gehen.“ Jack sagte nichts, aber sie fühlte den Blick seiner dunklen Augen unverwandt auf sich gerichtet. „Keiner von euch konnte vorhersehen, was geschehen würde“, fuhr Sally fort. „Keiner von euch wusste, was Michael Jameson tun würde. Er trägt die Verantwortung für ihren Tod, Jack. Es war seine Schuld.“
    „Du bist nicht mit Gregory Holt weggegangen“, wandte Jack ein.
    „Das war auch etwas anderes“, erklärte sie. „Ich habe ihn nicht geliebt. Aber wenn ich ihn geliebt hätte, wäre ich mit ihm weggegangen, genau wie Merle mit dir.“ Sie lächelte ihn an, aber sein Gesicht blieb weiterhin wie versteinert im Mondlicht. „Ich glaube, du könntest wieder lieben“, sagte sie sanft, „obwohl deine Gefühle dann wohl anders sein werden als die für Merle damals. Deswegen müssen sie aber nicht weniger wertvoll sein.“ Sie atmete tief durch, denn nun kam der schwerste Teil. „Darum solltest du auch nicht heiraten, Jack, bis du jemanden findest, den du lieben kannst. Vor allem solltest du mich nicht heiraten.“ Sie verstummte, weil ihre Stimme zu versagen drohte. Sie wünschte, sie hätte ihr Herz besser geschützt, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, anstatt sich wie ein Schulmädchen Hals über Kopf in ihn zu verlieben. Aber für Reue war es nun zu spät. Sie liebte Jack Kestrel, doch er konnte diese Liebe nicht erwidern. So töricht sie auch gewesen sein mochte, sie würde nie so unklug handeln und ihn heiraten, nur um mit anzusehen, wie er sich in eine andere verliebte, sobald sein gebrochenes Herz geheilt war. „Gute Nacht, Jack“, sagte sie. „Denk über das nach, was ich gesagt habe. Es war nicht deine Schuld. Lass die Vergangenheit los.“
    Sie hörte, dass er sie zurückrief, aber sie blieb nicht stehen. Sie musste sich in die Einsamkeit ihres Zimmers flüchten, ehe sie versucht war, ihre geheimsten Gefühle vor ihm zu offenbaren. Sie konnte Jack nicht gestehen, dass sie ihn liebte, und damit ihre verwundbarste Stelle offenlegen.
    Jack stand noch lange auf der dunklen Terrasse, nachdem Sally gegangen war. In der Luft lag ein winziger Hauch ihres Duftes, und einen Moment lang fühlte er sich so verloren ohne ihre Gegenwart, dass seine Sehnsucht nach ihr beinahe schmerzhaft war. Zum ersten Mal seit zehn Jahren wusste er nicht mehr weiter, fühlte er sich seiner nicht sicher in der Beziehung zu einer Frau.
    Er hatte ihr mehr über seine Gefühle verraten als je irgendeinem anderen Menschen. Den Schmerz und den Kummer all dieser langen Jahre hatte er stets in sich verschlossen, doch Sally hatte ihn ganz behutsam dazu gebracht, sich zu öffnen. Er war ganz nahe daran gewesen, ihr seine wahren Gefühle zu gestehen. Allerdings war er sich jetzt nicht im Klaren, welcher Art diese Gefühle waren.
    Noch vor wenigen Tagen war ihm alles ganz einfach erschienen. Er hatte Sally Bowes begehrt. Mit geradezu überwältigender Leidenschaft, aber er hatte das nur für körperliche Lust gehalten. Und er hatte sich eingeredet, er hätte solche Lustgefühle fest im Griff, denn das hatte er schließlich immer gekonnt. Seine Gefühle waren nie mit im Spiel gewesen.
    Doch nach nur einer Nacht mit Sally wusste er, dass er sie nicht nur begehrte, sondern auch

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