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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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brauchte. Trotzdem hatte er immer noch nicht die Gefahr gewittert. Weil er die Erinnerung an Merle so lebhaft aufrechterhalten und Merle mit jugendlicher und verklärter Leidenschaft geliebt hatte, war er sich immer sicher gewesen, dass nichts und niemand mit ihr gleichziehen konnte. Nun war dieser Glaube zutiefst erschüttert. Er empfand für Sally nicht dasselbe wie für Merle. Trotz der damaligen Umstände hatte seiner ersten Liebe etwas Unschuldiges angehaftet. Sie war stürmisch, idealistisch und märchenhaft gewesen. Was er für Sally empfand, ging sehr tief – sein Verlangen nach ihr war noch der einfachste Teil seiner Empfindungen. Er versuchte so zu tun, als wären das seine einzigen Gefühle für sie, aber inzwischen war ihm klar geworden, wie sehr er sie brauchte. Er wollte sein Leben mit ihr verbringen. Er wollte Kinder mit ihr haben und mit ihr zusammen alt werden.
    Er wollte nicht ohne sie leben müssen.
    Widerstrebend gestand er sich ein, dass er Angst hatte. Er, der im Namen der Freiheit und der Gerechtigkeit für sein Land gekämpft, der größten Mut gezeigt und Entscheidungen auf Leben und Tod gefällt hatte, brachte jetzt nicht das winzige Quäntchen Mut auf, das es brauchte, sich seiner Furcht vor der Liebe zu stellen.
    Du solltest nicht heiraten, Jack, bis du nicht jemanden fin dest, den du lieben kannst. Vor allem solltest du mich nicht heiraten.
    Ihre Worte hingen noch immer in der Luft. Sie war großmütig gewesen, genau wie Gregory Holt gegenüber, als sie sich geweigert hatte, seine Liebe zu ihr auszunutzen. Jack hatte sie verkannt und beleidigt, trotzdem war sie jetzt so anständig, ihm zu helfen und ihn vor einer falschen Entscheidung zu bewahren, die dazu führen konnte, dass er die Fehler der Vergangenheit wiederholte. Sie hatte befürchtet, er würde sie heiraten, sich dann möglicherweise in eine andere verlieben und plötzlich in der Falle sitzen.
    Er konnte sich nur nicht vorstellen, je mit einer anderen Frau als Sally zusammen sein zu wollen …
    Jack fluchte halblaut und machte sich langsam auf den Rückweg zum Haus. Er wusste, wohin ihn seine Gedanken führten, und das behagte ihm nicht. Es behagte ihm nicht, weil nicht er die Situation beherrschte. Sally hatte jetzt die Oberhand in ihrer Beziehung. Er hingegen hatte Angst, sich dem Ganzen zu stellen, sich seinen zunehmend stärker werdenden Gefühlen zu stellen. Sie versetzten ihn in Panik.
    Sally schlief schlecht und erwachte an einem hellen, sonnigen Sonntagmorgen, der so gar nicht zu ihrer Stimmung passen wollte.
    Zur Kirche fuhren sie mit der Pferdekutsche – Lady Ottoline hätte niemals gestattet, dass auch nur einer von ihnen mit einem Automobil zum Gottesdienst erschien. Sofort kamen wieder die Schwierigkeiten mit der Rangordnung auf, als Connie darauf bestand, in der ersten Kalesche mit Lady Ottoline und Charlotte zu fahren, wodurch dort kein Platz mehr für Sally gewesen wäre.
    „Als Witwe musst du dich daran gewöhnen, in den Hintergrund zu treten, Sally“, teilte sie ihrer Schwester mit.
    „Ich bin eine alte Jungfer , Mrs. Basset“, gab Lady Ottoline scharf zurück und hielt den Blick streng auf Connies gereiztes Gesicht gerichtet, „und noch nicht einmal eine Witwe, aber ich war es in meinem ganzen Leben nie gewohnt, in den Hintergrund zu treten.“
    „Bei Ihnen ist das doch etwas ganz anderes“, widersprach Connie, „schließlich sind Sie die Tochter eines Dukes.“
    „Und Miss Bowes ist Ihre ältere Schwester, und aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, die ihr aber alle Ehre machen, hat sie ein Leben lang immer nur das Beste für Sie gewollt. Das Mindeste, was Sie für sie tun können, ist, ihr etwas Respekt entgegenzubringen.“ Damit klopfte sie auf den freien Platz neben sich in der Kalesche und bedeutete Sally, sich zu ihr zu setzen.
    Ein solcher Rüffel durchdrang sogar Connies dickes Fell. Sie fuhr in der zweiten Kutsche mit Bertie und den Harringtons und winkte den Dorfbewohnern am Straßenrand ostentativ zu, damit auch jeder ihren riesigen Diamantring sehen konnte.
    „Wirklich, Sally, ich weiß nicht, wie Sie sie ertragen können“, flüsterte Charley Sally zu, als sie im Familiengestühl der kleinen Kirche aus dem fünfzehnten Jahrhundert Platz nahmen und Connie weinerlich den armen Bertie losschickte, nach zusätzlichen Sitzkissen für sie zu suchen. „Ich fürchte, ich hätte ihr schon längst den Hals umgedreht, wenn sie meine Schwester wäre!“
    „Ja, ich weiß“, gab Sally

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