HISTORICAL Band 0264
war und ihm am Körper klebte. In seiner Eile, sie zu versorgen, hatte er sein eigenes Wohlbefinden eindeutig hintangestellt.
„Du wirst dich erkälten!“, rief sie besorgt aus und wich zurück. Lächelnd zog er sich das Hemd aus, ließ es zu Boden fallen und setzte sich zu ihr auf das Bett.
Seine Haut war warm unter ihren Händen, und er fühlte sich so gut und lebendig an, dass Sally in seinem Duft, seinem Geschmack und seiner Kraft schwelgte und seine Küsse mit der gleichen Zärtlichkeit erwiderte. Doch mit der Zeit flammte erneut die Leidenschaft zwischen ihnen auf, ihre Küsse wurden intensiver und fordernder, sodass keiner von beiden hörte, wie die Schlafzimmertür aufging, bis Charlotte einen erschrockenen Laut von sich gab.
„Wir haben angeklopft!“, verteidigte sie sich.
„Hast du denn jegliches Gefühl für Anstand verloren, Neffe?“, schimpfte Lady Ottoline, eilte ins Zimmer und warf Jack sein nasses Hemd zu.
„Vollkommen, Tante Otto“, gab er zurück. „Restlos und vollständig.“
Das verschlug sogar Lady Ottoline für einen Moment die Sprache. Dann richtete sie den Blick empört auf Sally. „Als ich mit Ihnen über zukünftige Kinder sprach, meinte ich nicht, dass Sie gleich damit anfangen sollen! Ich werde sofort den Bischof um eine Sondergenehmigung für eine möglichst baldige Hochzeit bitten!“
„Das“, sagte Jack und zog sich gelassen das Hemd wieder an, „ist Sallys Entscheidung, Tante, nicht deine.“ Er beugte sich zu Sally hinunter, um ihr einen letzten Kuss zu geben. „Wir sehen uns später, Liebling. Jetzt solltest du erst einmal ruhen.“ Er sah ihr tief in die Augen und fügte ganz leise hinzu: „Bitte, überleg es dir noch einmal, Sally. Weise mich nicht kurzerhand ab.“
„Hinaus!“, befahl Lady Ottoline. Sie scheuchte ihn aus dem Zimmer, folgte ihm und zog energisch die Tür hinter sich ins Schloss.
Charley setzte sich grinsend zu Sally auf das Bett. „Ich wollte mich nur bei Ihnen bedanken, Sally, und mich vergewissern, dass Sie selbst Lucys Rettung heil überstanden haben“, sagte sie. „Aber wie ich sehe, geht es Ihnen gut, und ich brauche mir deswegen keine Sorgen mehr zu machen!“
„Ich hoffe, dass mit Lucy alles in Ordnung ist?“, fragte Sally hastig.
„Aber ja. Der Arzt sagt, ihr ist nichts weiter passiert, und sie schläft jetzt. Stephen ist bei ihr.“ Sie sah Sally an. „Aber wenn Sie nicht so schnell gehandelt hätten …“ Sie erschauerte. „Ich wage nicht, mir vorzustellen, was sonst geschehen wäre, Sally. Was für ein Segen, dass Sie schwimmen können!“ Sie runzelte die Stirn. „Eine Sache verwirrt mich jedoch.“ Sie machte eine verlegene Handbewegung. „Als wir eben hereinkamen und Sie und Jack sich … nun ja, Sie wissen schon …“
„Geküsst haben“, vollendete Sally den Satz für sie.
„Ja! Und wie Sie da so zusammen auf dem Bett gelegen haben und …“ Charley wurde rot. „Nun ja, ich bin ein wenig verwirrt. Als Sie am Freitag hier ankamen, war die Verlobung ja eigentlich nur gespielt, aber jetzt …“ Sie verstummte unsicher.
„Ja, natürlich.“ Sally hatte ganz vergessen, dass Charley ursprünglich bei dieser Vortäuschung dabei gewesen war.„Es tut mir leid, dass ich Sie in Verwirrung gestürzt habe. Die Wahrheit ist, Ihr Bruder hat mir inzwischen einen ernsthaften Heiratsantrag gemacht und …“
Sie kam nicht dazu weiterzusprechen, da Charley ihr spontan um den Hals fiel und sie begeistert drückte. „Wie wunderbar!“, rief sie aus. „Ich wusste es! Ich wusste, dass Jack in Sie verliebt ist! Diese ganzen Drohgebärden, wenn Greg Holt Ihnen zu viel Aufmerksamkeit schenkte, und dann seine Behauptungen, sich nichts daraus zu machen! Mir war von Anfang an klar, dass Sie füreinander bestimmt sind. Aber wollen wir uns nicht duzen? Immerhin sind wir bald verwandt!“
Sally löste sich behutsam aus Charleys Umarmung. „Ja, gern, aber ich habe noch nicht Ja gesagt“, warnte sie.
Ein Schatten fiel über Charleys Züge. „Aber du wirst es doch tun! Bitte, Sally, sag, dass du es tun wirst!“
„Ich weiß es nicht“, gab Sally ehrlich zu. „Ich weiß, du glaubst, dass Jack mich liebt …“ Sie hob die Hand, um Charleys lebhafte Bestätigung zu verhindern. „In Wirklichkeit glaube ich, dass er Merle Jameson noch immer liebt und vielleicht immer lieben wird.“
Charleys Gesicht wurde ernst, und erstaunlicherweise sagte sie eine ganze Weile gar nichts, was ihr sonst nicht ähnlich sah. „Ich war erst
Weitere Kostenlose Bücher