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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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einem trägen Lächeln. Eva wurde einer Antwort auf diese respektlose Bemerkung durch eine hochgewachsene Dame enthoben, die im Gedränge versehentlich gegen sie stieß. Ihr Federschmuck geriet dadurch bedrohlich ins Wanken.
    „Oh Verzeihung! Gütiger Himmel! Es tut mir schrecklich leid! Sie sind die Großherzogin. Wir wurden einander noch gar nicht vorgestellt, und dann passiert mir gleich dieses Ungeschick. Wie kann ich das nur wiedergutmachen? Sehen Sie, da drüben ist ein kleiner Frisierraum. Wenn wir uns dorthin zurückziehen, Königliche Hoheit, kann ich Ihre Frisur wieder in Ordnung bringen.“
    Eva warf Alveney ein entschuldigendes Lächeln zu und ließ sich in den besagten Raum führen. In dem Kabinett saß eine Bedienstete, die mit einer Näharbeit beschäftigt war, auf einem Tisch standen Fläschchen mit belebenden Essenzen; es roch nach Kampfer. Es ist für alles gesorgt, dachte Eva belustigt, während die junge Dame die Bedienstete wegschickte. „Du kannst gehen.“ Nachdem diese eilig aus dem Kabinett gehuscht war, drehte die Dame den Schlüssel um, stand mit dem Rücken zur Tür und musterte Eva zornig.
    Eine Spionin von Antoine?, überlegte Eva. Hier im Palast des Prinzregenten? Vorsichtig näherte sie sich dem Frisiertisch, in der Hoffnung, eine Schere oder lange Nagelfeile zu finden. „Was wünschen Sie?“ Eva sprach ruhig, als habe sie es mit einer geistig Verwirrten zu tun. Die Worte, die sie vor wenigen Wochen in einer ähnlich bedrohlichen Situation gesprochen hatte – „Sind Sie nicht gekommen, um mich zu töten?“ –, schienen ihr diesmal nicht angebracht, denn die junge Dame sah aus, als trachte sie ihr tatsächlich nach dem Leben, wobei Eva keine Waffe an ihr entdecken konnte. Aber diese Frage könnte die Fremde möglicherweise nur noch mehr in Rage bringen.
    Obgleich die beschuldigenden Worte ihr unpassend erschienen, die sie an Jack gerichtet hatte, als er wie von Zauberhand in ihrem Gemach in der Burg von Maubourg erschienen war, konnte sie sich des deutlichen Gefühls eines Déjà-vu-Erlebnisses nicht erwehren. Wieso nur? Weil sie in die Enge getrieben, Angst um ihr Leben hatte? Oder weil …
    Eva starrte die Fremde an. Sie sah aus wie die weibliche und jüngere Ausgabe von Jack. Elegant, schlank, dunkles Haar, kluge graue Augen mit schwarzen Einsprengseln. Endlich fand sie ihre Stimme wieder.
    „Was wünschen Sie?“, wiederholte sie.
    „Ich wünsche zu erfahren, was Sie meinem Bruder antun – und ich wünsche, dass sie damit aufhören. Und zwar sofort!“

20. KAPITEL
    „Ihr Bruder? Sie sind Jacks Schwester?“
    „Sebastians Schwester.“ Die aufgelöste, verlegene junge Frau, die sie draußen vorgetäuscht hatte, verwandelte sich in eine wütende Rachegöttin.
    „Ich kenne ihn als Jack.“
    „Das ist das Gleiche! Es ist mir einerlei, wie Sie …“
    „Es ist beileibe nicht das Gleiche“, fiel Eva ihr mit fester Stimme ins Wort. „Und ich habe Ihrem Bruder nichts angetan, was Ihr Benehmen rechtfertigen könnte.“
    „Sie haben ihm das Herz gebrochen.“
    „Völliger Unsinn. Ihr Bruder hat das Haus, in dem ich wohne, vor einer Woche ohne ein Wort des Abschieds verlassen. Es gab keine Auseinandersetzung, ich habe ihn nicht fortgeschickt. Gebrochenes Herz, dass ich nicht lache! Welches Melodram. Falls Jack Ryder mir etwas zu sagen hat, weiß er, wo er mich findet.“ Gebrochenes Herz? Pah! Ich weiß, wessen Herz gebrochen ist – aber ich habe ihn nicht verlassen.
    „Sie waren ein Liebespaar.“ Das war eine klare Feststellung. „Nein, versuchen Sie nicht, es zu leugnen. Er hat Sie mit keinem Wort erwähnt, alles, was ich wusste, war, dass er in Frankreich einen Auftrag auszuführen hatte. Und als er mich vor Kurzem besuchte, war er völlig verändert – etwas in ihm ist tief verletzt.“
    Eva verspürte ein schmerzliches Pochen in ihren Schläfen, und die Füße in den neuen Schuhen taten ihr weh. „Aber setzen wir uns doch, um Himmels willen. Wie heißen Sie?“
    „Belinda. Lady Belinda Cambourn. Ich bin verwitwet.“ Eva nickte – Jack hatte Bel erwähnt. „Ich sollte nicht auf diesem Empfang sein, da ich immer noch in Trauer bin. Aber ich liebe meinen Bruder sehr und kenne ihn in- und auswendig. Und er leidet. Er leidet sehr.“
    „Aber …“
    Bel brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen. „Niemand kann mir eine Erklärung für seinen Zustand geben, außer Sie vermutlich.“ Sie bedachte Eva mit einem feindseligen Blick. „Wenn er seine Aufträge

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