HISTORICAL Band 0272
James auf. Gegen die Fensterscheiben trommelte der Regen. In seinem Bein schmerzte es höllisch, aber mehr noch tat ihm sein Kopf weh. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er wusste schon, dass er kaum ein Wort über die Lippen bringen würde. „Wasser“, stöhnte er.
Nichts passierte. Vorsichtig drehte er den Kopf zur Seite, was nicht einfach war, und er konnte erkennen, dass Susanna in einem Armsessel nicht weit vom Bett saß und sich nicht rührte.
„Susanna“, murmelte er, woraufhin sie immer noch nicht reagierte. Sie schien fest zu schlafen. Aus irgendeinem Grund erboste ihn das. Jetzt, wo sein Leben auf des Messers Schneide stand, konnte er doch ein wenig Aufmerksamkeit erwarten!
„Susanna!“, rief er wieder.
Plötzlich blinzelte sie, bevor sie sich erhob. „Ja? Oh!“ Hastig griff sie nach der Wasserschüssel neben dem Bett.
James bemerkte, wie sie hektisch ein großes Tuch nass machte und auswrang. Sie klatsche es auf seinen nackten Oberkörper und wischte grob über ihn.
„Verdammt!“, schrie er, als der kalte Lappen ihn traf. „Ich bin doch kein Fußboden, den du scheuern musst!“
Susanna trat einen Schritt zurück und ließ den Lappen fallen. Tränen quollen aus ihren geröteten Augen. Sie schlug die Hände vor den Mund, dann ließ sie sie sinken und wühlte nach einem Taschentuch. „Du bist ja wach!“, murmelte sie, während sie ihr Weinen zu unterdrücken versuchte.
„Und mir ist kalt. Dankeschön!“ Eine Gänsehaut lief über seine Arme. Mit einem Arm griff er nach dem nassen Lappen und warf ihn aus dem Bett. Dann zog er das Laken hoch, das bis zu seiner Taille heruntergerutscht war. Der Lappen landete mit eine dumpfen Geräusch auf dem Boden. „Wo ist dein Vater?“
„Fort“, sagte sie müde.
James kniff die Augen zusammen und musterte sie. Sie sah bemitleidenswert aus. Ihr Rock und ihr Hemd waren mit dunklen Spritzern übersät. Es sah aus, als hätte sie ihre Kleidung tagelang nicht gewechselt, während ihr Gesicht totenblass war. Er hatte Marmorstatuen mit mehr Farbe im Gesicht gesehen. „Armes Mädchen. Was ist passiert?“ Er streckte eine Hand nach ihr aus.
Sie starrte auf seine Hand, kam aber nicht näher. „Du … Ich dachte, du würdest sterben!“, flüsterte sie und starrte auf das Fußende des Bettes.
James lächelte. „Du hast dir Sorgen um mich gemacht?“
Sie nickte schwach, während sie mühsam ihr Gleichgewicht zu halten versuchte.
Vorsichtig bewegte James seinen Kopf. „Nun, mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich platzen, und mein Bein schmerzt. Aber ich lebe. Hilf mir auf!“
„Nein! Bleib liegen!“, rief sie.
Diese Warnung wäre nicht nötig gewesen. James hatte im selben Moment festgestellt, dass er seine Beine nicht bewegen konnte. Als er bemerkte, dass seine Atmung unregelmäßig wurde, versuchte er, die aufsteigende Panik zu verdrängen. In diesem Moment fühlte er sich unglaublich krank.
„Ich … ich kann meine Beine nicht bewegen“, flüsterte er. Er musste sich zusammennehmen, um nicht zu schreien, denn er konnte nicht einmal sehen, ob er überhaupt noch Beine hatte. Waren sie amputiert worden?
Susanna erhob sich langsam und sah ihn an. „Bitte, bleib ruhig liegen, damit du dir nicht noch weitere Verletzungen zufügst.“
Er biss sich auf die trockenen Lippen. Seine trockene Haut prickelte überall, wo sie ihn berührt hatte. „Ich verspreche dir, dass ich ruhig liegen bleibe. Aber meine Beine …“ Angstvoll blickte er ihr in die Augen und betete, dass er die Kraft hatte, die Wahrheit zu verkraften.
„Oh. Ich vergaß … Nein, du kannst nicht aufstehen. Nicht einmal, wenn du es versuchen würdest.“ Mittlerweile wirkte sie etwas gefasster. Sie strich ihm mit der Hand über die Stirn wie einem Kind und lächelte ihn spöttisch an.
„Guter Gott, Frau, – wie herzlos bist du eigentlich?“ Fassungslos starrte er sie an. Meine Beine sind amputiert, und sie lacht darüber!
„Oh, bitte, keine dramatischen Ausbrüche, ja?“, meinte Susanna. „Ich werde deine Fußgelenke losbinden, wenn du mir versprichst …“
„Du hast mich an die verdammte Pritsche gefesselt?“, entgegnete James fassungslos. Seine Arme gaben nach, als er sich aufrichten wollte. Gott im Himmel, hätte er doch nicht versprochen, sie nicht zu schlagen!
Sie stand mit vor dem Brustkorb verschränkten Armen da. „Halten Sie Ihre Zunge im Zaum, Sir! Sonst werde ich einen Diener anweisen, auch Ihre Arme zu fesseln. Und Sie zu knebeln!“, warnte Susanna
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