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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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ließ, machte Susanna nervös, und sie bekam eines der Bänder nicht zu fassen.
    „Einen Moment“, meinte er, nahm den Spazierstock und humpelte auf sie zu. Am liebsten wäre sie davongerannt, als sie den Blick sah, den er ihr zuwarf. Hatte James vor, sie zu küssen? Das hatte er nicht mehr versucht, seit er mit ihrem Vater zu Solly’s Copse aufgebrochen war. Die Erinnerung an den leidenschaftlichen Kuss vor dem Hotel ließ sie erröten.
    „Erlaube bitte!“
    Stocksteif stand sie da, während James seinen Spazierstock und seine Handschuhe auf die Lehne eines Sessels legte und seine rauen Hände über ihre weichen Wangen streifen ließ. Dass er dann an den Bändern ihres Hutes zupfte, konnte nichts an dem magischen Moment stören.
    „Bezaubernd“, murmelte er, während er eine Hand über ihre Wange gleiten ließ.
    Susanna errötete vor Verlegenheit, denn sie konnte schlecht mit Komplimenten umgehen. Ohne jede Mühe hatte er ihre Schwachstelle ausfindig gemacht. Um ihre Verlegenheit zu kaschieren, stellte sie sich spontan auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
    Überrascht hielt James den Atem an und ließ sie gewähren.
    Susanna vertiefte ihren Kuss. Seine Lippen waren so weich. Ich werde ihn verführen, bevor er mich verführt, dachte sie. Sie war schon halb dabei, als sie plötzlich erkannte, dass sie sich in ihrer eigenen Falle gefangen hatte. Sie schloss die Augen.
    James schmeckte nach Zucker und Kaffee. Und er duftete nach Heidekraut. Susanna fühlte sich eigenartig berauscht. Ihr ganzer Körper vibrierte vor Verlangen, als sie sich eng an ihn presste. Er schlang die Arme um sie und streichelte mit den Händen ihren Nacken, sodass sich ihr Herzschlag beschleunigte. Plötzlich ließ James sie los, machte einen Schritt zurück und atmete tief durch. Wütend sah er zur Tür. „Verdammt!“ Laut hallte der Fluch im Raum wieder.
    Jemand klopfte an der Tür, wie Susanna erst jetzt bemerkte. Snively . Er war vermutlich gekommen, um ihre Reisekoffer abzuholen. Es wurde Zeit aufzubrechen. Susanna zwinkerte und lehnte sich für einen Moment an die Lehne des Sessels, um ihr inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen. Fast bedauerte sie, dass der Kuss ein so abruptes Ende gefunden hatte. Aber sie wusste, dass die Zeit dafür, sich ihm hinzugeben, noch nicht gekommen war. Nein. Nicht solange ich keinen Weg gefunden habe, dabei vernünftig zu bleiben. „Es ist noch zu früh für die Abreise“, murmelte sie düster.
    „Verdammt richtig“, meinte James und humpelte ärgerlich über den Teppich zur Tür. „Ich glaube, ich muss seinem Empfehlungsschreiben noch einen Zusatz hinzufügen!“
    Susanna musste lachen. Das Verlangen, das sie gefühlt hatte, wandelte sich in Erleichterung um. Einen Moment lang hatte sie gefürchtet – und gehofft –, dass James darauf bestehen würde, noch einen Tag in Edinburgh zu bleiben. Um zu beenden, was sie begonnen hatte.
    Wegen ihrer Abreise in die Highlands hatte Susanna ebenso gemischte Gefühle. Nun würde für sie ein neuer Lebensabschnitt anbrechen. Das Leben im Hotel war in festen Bahnen verlaufen, es war eine Fortführung der Reise mit ihrem Vater gewesen. Durch die relative Isolierung und den vorsichtigen Umgang, den sie und James während seiner Genesung miteinander gepflegt hatten, war ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen ihnen entstanden. Sobald sie die Zimmer verließen, würde sich ihre Beziehung zwangsläufig ändern, wovor sich Susanna fürchtete.
    Allerdings war sie mit der Wahl ihres Ehemannes eigentlich recht zufrieden. Er war ein angenehmer Gesellschafter, auch wenn er sie nervös machte. Und er war weitaus gebildeter, als sie am ersten Tag gedacht hatte. Zudem bewies seine Skulptur, dass er ein großes künstlerisches Talent besaß.
    Die Skulptur, fiel es ihr siedend heiß ein! Ich habe ja völlig vergessen, Snively loszuschicken, um sie abzuholen! Ich kann sie doch nicht hier in Edinburgh zurücklassen! Aber wenn sie jetzt den Aufbruch verzögerte, dann würde sie James erklären müssen, was der Grund dafür war. Sie schwankte innerlich. Ich sollte besser Stillschweigen bewahren – so lan ge, bis ich weiß, ob auch Monsieur Aubert der Meinung war, dass James Talent hat. James würde enttäuscht sein, wenn sein Werk für unwert befunden wurde. Nein, nur wenn James fragte, was mit der Skulptur passiert war, würde sie erzählen, was sie unternommen hatte. Solange er das nicht tat, gab es keinen Grund dazu, ihm womöglich falsche Hoffnungen zu machen. Das

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